Europäische Gesundheitsbehörde veröffentlicht Bericht zu Infektionskrankheiten bei Migranten

Laut einem Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sind Migranten in der EU und dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) überproportional von HIV und Tuberkulose betroffen.

Der heute veröffentlichte Bericht ist laut ECDC die erste umfassende Auswertung zu Infektionskrankheiten bei Migrantinnen und Migranten in der EU und dem EWR. Analysiert wurden unter anderem Daten aus dem European Surveillance System (Europäisches Überwachungssystem), kurz TESSy.

Der Anteil der gemeldeten HIV-Fälle bei Migranten in der EU und dem EWR lag demnach im Jahr 2011 bei 39 Prozent und damit nur leicht höher als 2007. Es gebe aber, so der Bericht weiter, Anzeichen dafür, dass einige Migrantengruppen einem höheren Risiko ausgesetzt sind, sich erst nach ihrer Ankunft in Europa mit HIV zu infizieren. Im Vergleich zu der in Europa geborenen Bevölkerung würden Migranten außerdem erst später diagnostiziert und zeigten zum Zeitpunkt der Diagnose schlechtere klinische und immunologische Werte. Wer sich auf HIV testen lassen wolle, stehe darüber hinaus häufig vor hohen rechtlichen, verwaltungstechnischen, kulturellen sowie sprachlichen Hürden. In ganz Europa müssten daher größere Anstrengungen unternommen werden, um den Zugang zu HIV-Tests für diese Bevölkerungsgruppen zu verbessern.

Auch von Tuberkulose sind Migrantinnen und Migranten überproportional betroffen, während die Tuberkuloserate in den EU- und EWR-Ländern insgesamt abnimmt: Ihr Anteil an den gemeldeten Fällen stieg von 10 Prozent im Jahr 2000 auf Prozent im Jahr 2010. Befürchtungen, Migranten könnten das Tuberkulose-Risiko in den Aufnahmeländern erhöhen, sind laut ECDC allerdings unbegründet.

Bei den Gonorrhö- und Syphilis-Fällen, so der Bericht, sei der auf Migranten entfallende Anteil stabil geblieben. Bestimmte Gruppen jedoch zeigten ein höheres Risiko für eine Gonorrhö, so etwa Frauen sowie Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter.

Für endgültige Aussagen zu Hepatitis B und C waren die zusammengetragenen Daten laut dem ECDC-Bericht nicht ausreichend. Es gebe jedoch Anzeichen, dass die Prävalenz von chronischen Hepatitis-B-Infektionen unter Migranten höher sei – am höchsten bei Migranten aus Ländern Osteuropas, Asiens und Subsahara-Afrikas, in denen diese virusbedingten Leberentzündungen weit verbreitet sind.

Abschließend unterstreicht der Bericht die Notwendigkeit einer verbesserten Datenerhebung; zudem sei weitere Forschung nötig, um die Epidemiologie unter Migranten besser nachvollziehen zu können.

(Christina Laußmann)

 

Quellen:

„ECDC report shows how migrants in the EU are affected by infectious diseases"

Assessing the burden of key infectiuos diseases affecting migrant populations among in the EU/EEA" (Bericht als PDF)