Gedenken an verstorbene Drogenabhängige

Jedes Jahr am 21. Juli erinnern Angehörige und Freunde an die im Vorjahr verstorbenen Drogengebraucher. Auf der Gedenkveranstaltung in Berlin wurde auch eine menschliche Drogenpolitik eingefordert.

Der 21. Juli ist seit 1998 Nationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher. Seine Einführung geht auf die Initiative des NRW-Landesverbandes der Eltern und Angehörigen für humane und akzeptierende Drogenarbeit zurück. Hintergrund: Am 21.7. 1994 starb der Drogengebraucher Ingo Marten unter bis heute nicht geklärten Umständen.

In diesem Jahr fanden Veranstaltungen in über 40 deutschen Städten statt. In Berlin fand man sich am Oranienplatz zusammen. Hier wurde eine große weiße Mauer aufgebaut, die mit Bildern, Sprüchen und Plakaten bestückt war. Die noch freien Stellen auf der Wand waren für Angehörige und Freunde bestimmt. Sie hatten die Möglichkeit, dort die Namen von Menschen aufzuschreiben, die an den Folgen des Drogengebrauchs gestorben sind.

Mit der Mauer wollten viele Teilnehmer ein Zeichen setzen – dass die Verstorbenen nicht vergessen werden und dass die Arbeit zur Risikominimierung beim Drogengebrauch gestärkt werden muss.

Die Berliner Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher dankte den Engagierten aus Drogenhilfe und Selbsthilfe für ihre erfolgreiche Arbeit. Sie verwies auf den langen Weg bis zur Übernahme der Heroin-Originalstoffbehandlung in die Krankenkassenfinanzierung. Der Kreuzberger Bezirksstadtrat Knut Mildner-Spindler sagte, die niedrige Zahl von „nur“ 155 Drogentoten im Jahr 2009 spreche für die Erfolge des Berliner Harm-Reduction-Ansatzes. Dennoch müsse die akzeptierende Drogenarbeit in Zukunft noch mehr Menschen erreichen –jeder Drogentote sei einer zu viel.

Zum Hintergrund: Die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Fälle bei Menschen, die Drogen gebrauchen, liegt seit Jahren auf einem konstant niedrigen Niveau. Zu verdanken ist dies auch dem Ausbau niedrigschwelliger Hilfsangebote und der Substitutionsbehandlung. Mit der generellen Zulassung von Medikamenten wie Methadon und Buprenorphin zur Behandlung von Opiatabhängigkeit wurde ein Bann gebrochen. All diese Maßnahmen, die Drogengebrauchern praktische Hilfe anbieten, firmieren unter dem Sammelbegriff Harm Reduction – zu Deutsch „Schadensminderung“. (phei)

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