HIV-Therapie und Prävention für alle – auch in Deutschland!

Deutsche AIDS-Hilfe zu UNAIDS-Bericht / Historische Chance / Deutscher Beitrag muss steigen / Versorgungslücken auch hierzulande

UNAIDS hat heute seinen Bericht zum Welt-Aids-Tag 2015 veröffentlicht. Darin berichtet die HIV/Aids-Organisation der Vereinten Nationen von großen Fortschritten beim Engagement gegen die Epidemie. Dazu erklärt Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

„Die Fortschritte seit der Jahrtausendwende sind eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Wir haben alle Mittel, um Infektionen zu verhindern und die Gesundheit von Menschen mit HIV zu erhalten. Jetzt geht es darum, alle Menschen daran teilhaben zu lassen – weltweit und auch in Deutschland.“

HIV-Medikamente für alle

Die Zahl der HIV-Positiven, die Therapien erhalten, hat sich laut UNAIDS zuletzt alle fünf Jahre verdoppelt. Diese Entwicklung gilt es fortzusetzen. Denn noch werden die lebensrettenden Therapien mehr als der Hälfte der Infizierten – rund 21 Millionen Menschen – vorenthalten. Dabei schützen die Medikamente nicht nur die Gesundheit HIV-Positiver  und ermöglichen ein langes und weitgehend normales Leben, sondern sie verhindern auch die Übertragung des Virus.

Deutschland kann mehr geben

„Die internationale Gemeinschaft hat heute die historische Chance, diese Epidemie in den Griff zu bekommen“, sagt Sylvia Urban. „Jeder Euro für dieses Ziel ist gut angelegt. Deutschland muss seinen Beitrag zum Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria erhöhen: 200 Millionen Euro jährlich sind – gemessen an der Wirtschaftsleistung – zu wenig!“

UNAIDS berichtet, auf Basis immer besserer Daten und Analysen könnten immer mehr Länder passgenaue Präventionsangebote für bisher vernachlässigte, besonders stark von HIV HIV betroffene Gruppen bereitstellen – mit großem Erfolg.

Versorgungslücken auch in Deutschland

„Diesen Weg gilt es mit aller Entschiedenheit fortzusetzen“, sagt Sylvia Urban. „Prävention und medizinische Versorgung in Deutschland sind international vorbildlich. Aber auch in Deutschland gibt es noch vernachlässigte Gruppen. Auch in Deutschland sind noch Leben und Gesundheit von Menschen in Gefahr, weil sie nicht die nötige Unterstützung bekommen.“

Welche Maßnahmen helfen würden, ist längst klar, wird aber politisch noch nicht umgesetzt:

  • Drogenkonsumräume für Heroinkonsumenten gibt es nur in sechs von 10 Bundesländern, obwohl sie nachweislich Leben retten und HIV- sowie Hepatitis-Infektionen verhindern
  • Menschen in Haft erhalten noch immer keine sterilen Spritzen – das wirkungsvollste Instrument der HIV-Prävention im Drogenbereich. In Bayern ist meist auch keine Substitutionstherapie verfügbar, die den intravenösen Konsum ersetzen kann – in Freiheit die Standardtherapie. Haft führt damit zu vermeidbaren HIV- und Hepatitisinfektionen.
  • Nicht zuletzt: Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus droht die Abschiebung, wenn sie medizinische Versorgung suchen. Das kann tödliche Folgen haben. „Wir brauchen ein verlässliches Versorgungsmodell für Menschen ohne Papiere!“, betont Sylvia Urban.

Mehr Informationen:

Meldung zum UNAIDS-Bericht auf aidshilfe.de (mit UNAIDS-Material zum Download)

Weniger Drogentote sind möglich! – Pressemitteilung zu Drogenkonsumräumen

Gesundheit in Haft: „Es hakt immer dann, wenn’s teuer wird“ auf magazin.hiv

Zur Situation von Menschen ohne Papiere:

„Rascher Zugang zum Gesundheitssystem verringert Kosten“ auf magazin.hiv

„Hoffen auf den anonymen Krankenschein“ auf magazin.hiv