Salzgitter verliert HIV-Infektionsambulanz – fast 400 Patienten sind betroffen

Das Klinikum Salzgitter hat seine HIV- und Hepatitis-Infektionsambulanz geschlossen. Fast 400 Patientinnen und Patienten müssen nun weitere Wege und hohe Fahrtkosten auf sich nehmen.

Die Klinik hatte Ende letzten Jahres dem Chefarzt gekündigt, an dessen Person die Zulassung für die Ambulanz geknüpft war. Nach Angaben der Salzgitter-Zeitung hat die Klinikleitung zwar versucht, einen anderen Arzt mit der nötigen Zusatzqualifikation zu finden, damit aber keinen Erfolg gehabt.

Für die bisher in der Infektionsambulanz versorgten Patienten bedeutet die Schließung, dass sie weitere Wege und hohe Kosten in Kauf nehmen müssen, die niemand erstattet. Elke Kreis von der Aids-Hilfe Braunschweig sagte dazu: „Hier entsteht eine große Versorgungslücke. Zwar gibt es auch in Braunschweig zwei Schwerpunktpraxen, aber die sind nicht barrierefrei. Wir haben einen Klienten im Rollstuhl, der in die Praxis getragen werden muss – und dank Schwerbehindertenausweis zum Glück den Krankentransport bezahlt bekommt. Was passiert aber mit dem nächsten Behinderten, bei dem das nicht der Fall ist?“

Wer ein vergleichbares Angebot nutzen will, muss künftig nach Hannover fahren. „Die Fahrtkosten werden aber nicht von der Krankenkasse übernommen – ich sehe voraus, dass wir als Aidshilfe den Transport übernehmen und dann auf den Kosten sitzen bleiben“, sagte Kreis.

Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe, appellierte an die Stadt Salzgitter, den Klinikbetreiber Rhön-Klinikum AG und die Kassenärztliche Vereinigung, eine Lösung im Sinne der Patienten zu finden. „Auch außerhalb großer Städte leben Menschen mit HIV und Hepatitis, die ein Recht auf eine angemessene gesundheitliche Versorgung haben. Hier müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass sie diese Versorgung auch bekommen. Besonders wichtig ist eine Ambulanz im Krankenhaus dabei für Migranten und Drogengebraucher, weil die Schwelle für die Nutzung hier viel niedriger ist als in einer Arztpraxis.“

(hs)

Quelle/weitere Informationen

Meldung der Braunschweiger Zeitung (Online-Ausgabe) vom 04.01.2012