Therapietreue entscheidend für Senkung der genitalen HIV-Viruslast bei Frauen

Eine stabile und erfolgreiche Therapie mit Medikamenten gegen HIV senkt die HIV-Konzentration (Viruslast) in den Körperflüssigkeiten und Schleimhäuten und damit das Ansteckungsrisiko für andere.

In einem vorab online veröffentlichten Artikel im Journal of Infectious Diseases präsentieren Susan M. Graham und ihre Kolleg(inn)en nun Daten aus einer Studie zur Senkung der HIV-Viruslast im weiblichen Genitaltrakt in den sechs Monaten nach Beginn einer Therapie. Ihr wichtigstes Ergebnis: Je besser die „Therapietreue“, also die konsequente Einnahme der Medikamente zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dosis, desto geringer war die Virusmenge im weiblichen Genitaltrakt.

„Die Studie unterstreicht die Bedeutung der Bedingungen, die von der Deutschen AIDS-Hilfe [DAH] und der Deutschen AIDS-Gesellschaft [DAIG] für die Anwendung der sogenannten Viruslastmethode genannt werden, also für den Verzicht auf Kondome in festen Partnerschaften", so Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe: "Beide Organisationen sehen das HIV-Übertragungsrisiko nur dann als gering an, wenn die Viruslast im Blutplasma seit mindestens seit sechs Monaten unter der Nachweisgrenze liegt, wenn die antiretroviralen Medikamente konsequent eingenommen werden und die Wirksamkeit der Therapie regelmäßig ärztlich kontrolliert wird. Außerdem dürfen keine Schleimhautdefekte vorliegen, zum Beispiel als Folge einer weiteren sexuell übertragbaren Infektion.“ Für sexuelle Gelegenheitskontakte werde daher weiter der Gebrauch von Kondomen empfohlen.

Ein Blick auf die im Blut gemessene Viruslast allein reiche nicht aus, so Schafberger weiter: Bei mehr als einem Drittel der in der Studie untersuchten Frauen, bei denen sechs Monate nach Therapiebeginn keine Viren mehr im Blut nachweisbar waren, fand sich dennoch in den genitalen Sekreten noch in geringem Maße Virusmaterial. „Erst wenn diese Frauen dann weitere sechs Monate konsequent die Therapie durchgeführt hätten und auch die anderen Voraussetzungen erfüllt wären, würde man in einer Beratung die von DAIG und DAH ins Präventionsrepertoire aufgenommene ‚Viruslastmethode‘ diskutieren“, so der DAH-Medizinreferent.

(hs)

Quelle: Graham SM et al. Antiretroviral adherence and development of resistance are strongest predictors of genital HIV-1 shedding among women initiating treatment. J Infect Dis 202: advance online publication, DOI: 10.1086/655790, 2010

 

PDF-Datei des Beitrags (in Englisch): http://www.journals.uchicago.edu/doi/pdf/10.1086/656790

Artikel zur Studie auf aidsmap.com (in Englisch): http://www.aidsmap.com/news/Adherence-key-to-reducing-genital-HIV-levels-in-women/page/1521069/

Artikel zum Thema „Infektiosität von Patienten und HIV-Therapie“ mit Verweisen auf die Position von DAH und DAIG: http://aidshilfe.de/de/aktuelles/meldungen/neue-stellungnahme-zur-infektiosiaet-von-patienten-unter-hiv-therapie