Sexueller Übergriff/körperliche Gewalt

Ein sexueller Übergriff muss nicht unbedingt eine Notfallsituation sein. Es kann sich aber um einen Notfall handeln, wenn der Täter zugleich eine Gefahr für das Opfer darstellt. In diesem Fall solltest du so schnell wie möglich den Rettungsdienst anrufen. 

Bei einem sexuellen Übergriff kann es wichtig sein, schnell Beweise zu sichern, um den Übergriff im Fall eines Strafverfahrens belegen und den Täter verurteilen zu können.

Nicht überall gibt es Einrichtungen, die sensibel mit männlichen oder schwulen Opfern sexueller Übergriffe umgehen können. Möglicherweise hat der Rettungsdienst Adressen von Einrichtungen, die nach einem Übergriff emotionale, forensische oder juristische Unterstützung anbieten. Wenn nicht, kann man sich auch an einen Arzt/eine Ärztin seines Vertrauens oder eine Einrichtung rund um die sexuelle Gesundheit wenden, deren Mitarbeiter_innen sich mit der Situation von schwulen Männern und LGBT auskennen.

Manchmal – wenn wir einige Tage lang nicht geschlafen haben, unter dem Einfluss von Chems stehen oder uns in einer aufregenden, sexuell befreiten Umgebung befinden – gehen wir vielleicht weniger einfühlsam und weniger sensibel mit der Verletzlichkeit der Menschen um, mit denen wir Sex haben. Rund ums Thema Einwilligung gibt es viel Verwirrung in Chemsex-Kontexten, und auch wenn es vielleicht nicht so offensichtlich ist wie bei einem planvoll vorgehenden Straftäter, kann es sich bei einigen Situationen durchaus um sexuelle Übergriffe oder sogar Vergewaltigungen handeln. 

Manchmal können wir uns auch selbst in einer verwirrenden Chemsex-Umgebung eines sexuellen Übergriffs schuldig machen, ohne es zu merken. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn die Person, mit der wir Sex haben, nur scheinbar damit einverstanden ist, aber aufgrund eines Drogenrauschs gar nicht mehr über die Fähigkeit zur Einwilligung verfügt. Das kann manchmal schwierig zu beurteilen sein, wenn wir selbst stark berauscht sind oder ein Schlafdefizit haben.

In einem solchen Fall kann es sehr schwierig sein, mit dem eigenen Verhalten klarzukommen. Dieser Konflikt kann so groß sein, dass man Beratung oder emotionale Unterstützung braucht. Viele Einrichtungen für Opfer sexualisierter Gewalt bieten auch Unterstützung für die Täter_innenan (oder können sie zumindest an die richtigen Stellen weiterverweisen).