HIV in Deutschland: Zahlen und Fakten

  • Laut Statistik des Robert-Koch-Instituts lebten Ende 2018 etwa 71.000 Männer und 17.000 Frauen in Deutschland mit HIV.1
  • Über 10.000 Menschen in Deutschland lebten mit HIV, ohne es zu wissen. In der Folge werden rund ein Drittel aller HIV-Neudiagnosen erst bei fortgeschrittenem Immundefekt gestellt, etwa 15 Prozent sogar erst bei aidsdefinierenden Symptomen. Zudem besteht bei einer unerkannten Infektion ein hohes Risiko für eine weitere Verbreitung des Virus. Einer der Gründe, sich nicht testen zu lassen, ist Angst vor Diskriminierung.2
  • HIV ist heute eine gut behandelbare, chronische Infektion. Die heutzutage eingesetzten Medikamente führen dazu, dass mit gängigen Untersuchungsmethoden keine HI-Viren im Blut nachweisbar sind (Reduktion der Viruslast unter die Nachweisgrenze). Bei einer Viruslast unter der Nachweisgrenze ist HIV auch sexuell nicht übertragbar. Durch die Behandlung wird ein Immundefekt verhindert, sodass keine Aids-Erkrankung auftritt.
  • Der größte Teil der Neuinfektionen (2018: etwa 2.400) geht auf Sex zwischen Männern zurück (2018: etwa zwei Drittel), gefolgt von heterosexuellen Kontakten und intravenösem Drogengebrauch.
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  • Menschen mit HIV können ohne Angst vor Übertragungen auf Partner*innen oder Kinder Eltern werden. Mutter-Kind-Übertragungen kommen heute so gut wie nicht mehr vor: Allen Schwangeren muss ein HIV-Test angeboten werden, und mit antiretroviralen Medikamenten lassen sich Infektionen des Babys verhindern. Frauen mit HIV können bei Begleitung durch HIV-Spezialist*innen vaginal entbinden und auch stillen.3
  • Im medizinischen Kontext besteht – auch bei unbehandelten Patient*innen – bei Einhaltung der üblichen Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen keine Infektionsgefahr, weder für das Team noch für andere Patient*innen. Selbst bei Arbeitsunfällen, zum Beispiel Stich- oder Schnittverletzungen mit HIV-kontaminierten Instrumenten oder bei Benetzung offener Wunden und Schleimhäute mit HIV-haltigen Flüssigkeiten, kann das Ansteckungsrisiko durch Sofortmaßnahmen und gegebenenfalls eine HIV-Post-Expositions-Prophylaxe minimiert werden.
  • Während HIV medizinisch gut behandelbar ist, führen Faktoren wie Diskriminierung oder fehlender Zugang zur medizinischen Versorgung häufig zu Beeinträchtigungen von Gesundheit und Wohlbefinden. So kommt es vor, dass Menschen mit HIV Behandlungen verweigert werden, unnötige Hygienemaßnahmen getroffen oder ihre Daten preisgegeben werden.4

1 Quelle hierzu und zu den folgenden Zahlen: RKI, Epidemiologisches Bulletin 46

2 Hierzu gibt es zahlreiche Studien; vgl. z. B. Sean D. Young/Eran Bendavid, The relationship between HIV testing, stigma, and health service usage, in: AIDS Care

3 Siehe Deutsch-Österreichische Leitlinie zur HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen, 2020

4 Laut „Kontaktstelle HIV-bezogene Diskriminierung“ der Deutschen Aidshilfe handelte es sich 2019 bei etwa zwei Dritteln der 100 Meldungen an die Stelle um Beschwerden über Diskriminierung im Gesundheitswesen; vgl. auch Fußnote 2 im Vorwort.