Affenpocken: Mehr Infektionen, Impfung kommt

Die Zahl der Infektionen mit dem Affenpocken-Virus (MPXV) in Deutschland ist weiter angestiegen. Bis zum 17. Juni hat das Robert Koch-Institut (RKI) 338 Fälle registriert.

Die meisten Fälle wurden aus Berlin gemeldet, weitere aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein.

Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC hat bis zum 17. Juni 1704 Fälle von MPXV-Infektionen in europäischen Ländern registriert (Statistik inklusive das Vereinigte Königreich und die Schweiz). Weltweit wurden bisher 1882 Fälle bestätigt.

Bisher vor allem schwule Männer betroffen

Wie auch in den anderen Ländern außerhalb Afrikas betreffen die Affenpocken (MPX) in Deutschland zurzeit vor allem schwule und bisexuelle Männer.

Klar ist aber auch: Die Affenpocken können prinzipiell jeden betreffen. Wie das Virus in die schwule Community gelangt ist, ist noch nicht geklärt.

Erste Fälle hat es laut Robert Koch-Institut bereits Ende April gegeben – also schon vor dem Maspalomas Pride auf Gran Canaria und dem Darklands-Festival in Antwerpen, bei denen offenbar zahlreiche Übertragungen stattgefunden haben. 

Kein Grund zur Panik, aber zur Vorsicht

Der Ausbruch der Affenpocken in immer mehr Ländern ist ungewöhnlich. Die Ursachen sind noch nicht geklärt. Fakt ist: Diese Erkrankung ist bisher in Europa kaum vorgekommen. Wenn Menschen sich auf einer Reise infiziert hatten, dann hat sich die Krankheit nicht weiterverbreitet. Das ist nun offenbar anders.

Fachleute rechnen nicht mit einer Pandemie wie bei Covid, befürchten aber eine weitere Zunahme der Infektionen.

„Es besteht ganz sicher kein Grund zur Panik“, sagt auch Holger Wicht, Sprecher der Deutschen Aidshilfe. „Die Fallzahlen sind insgesamt noch gering, das Risiko einer Infektion ist nicht besonders hoch. Die Krankheit kann zwar sehr unangenehm sein, heilt aber meistens von alleine aus. Wir empfehlen, sich gut zu informieren und bei Krankheitsanzeichen besonders aufmerksam zu sein.“

Auch das RKI ruft zu erhöhter Wachsamkeit auf: Insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben, sollten sich bei Hautveränderungen wie Pusteln oder Knötchen ärztlich untersuchen lassen. Die beste Adresse dafür sind infektiologische Einrichtungen wie zum Beispiel eine HIV-Schwerpunktpraxis. 

Impfung noch im Juni

Eine Impfung für Menschen mit besonders hohem Risiko könnte noch im Juni zur Verfügung stehen. Das Bundesgesundheitsministerium hat 240.000 Dosen des Impfstoffs Imvanex bestellt. 40.000 sollen bis Mitte Juni verfügbar sein und über die Bundesländer verteilt werden. Das BMG lotet zurzeit weitere Möglichkeiten aus, Impfstoff zu beschaffen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) arbeitet an einer Impfempfehlung. 

Imvanex ist in den USA bereits gegen MPXV zugelassen, in Europa bisher nicht. Mit einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission könnte das Vakzin trotzdem zeitnah zum Einsatz kommen. Für eine vollständige Impfung sind zwei Einzeldosen erforderlich.

Im Gespräch ist unter anderem eine Impfung von Menschen, die Kontakt mit infizierten Personen haben oder kürzlich hatten. Die Reaktion des Immunsystems nach einer solchen Impfung kann eine Infektion sowie weitere Übertragungen unter Umständen noch verhindern beziehungsweise den Krankheitsverlauf mildern.

Zuerst geimpft werden könnten außerdem schwule und bisexuelle Männer mit vielen engen Kontakten sowie Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen, die mit MPXV-infizierten Patient*innen in Kontakt kommen. Wem genau eine Impfung empfohlen werden soll, wird zurzeit in verschiedenen Gremien diskutiert. 

„Wir stehen in ständigem Kontakt mit dem Bundesgesundheitsministerium, dem Robert Koch-Institut und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“, sagt DAH-Sprecher Holger Wicht. „Wir stimmen uns eng ab und sorgen dafür, dass neue Informationen rasch zu den Menschen gelangen, die sie betreffen.“

Immer auf dem Laufenden

Die Deutsche Aidshilfe informiert über MPX auf aidshilfe.de und der Webseite ihrer Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU für schwule Männer sowie über ihre Social-Media-Kanäle. Bald werden auch Poster und Flyer für die schwule Szene-Orte verfügbar sein. 

(howi)

(aktualisiert am 17.6.2022)

Informationen zu Übertragungswegen, Symptomen und Schutz

Informationen des Robert Koch-Instituts

Daten zu Fällen in Europa und weltweit