AIDS 2022 - News-Ticker aus Montréal

Vom 29. Juli bis zum 2. August findet in Montréal die 24. Internationale Aids-Konferenz statt. Hier berichtet die Delegation der Deutschen Aidshilfe vom Konferenzgeschehen. News gibt's außerdem in unserem Twitter-Kanal.

 

4.8.2022, 23:18 Uhr +++ Text: Elke

Positive Frauenpower

„Die Strafverfolgung und Diskriminierung von HIV-positiven Müttern muss ein Ende haben!“ – Besonders im südlichen Afrika sind Mütter, die den Wunsch haben zu stillen, oftmals von menschenrechtsverletzenden Strafen wie Kindesentzug betroffen.

Ciarra Covin (www.thewellproject.org, USA) berichtete von ihrer abenteuerlichen Reise als Frau und Mutter, die seit 12 Jahren mit HIV lebt: „Wir brauchen Partner im Gesundheitswesen und keine Ermittler.“

Auch in Deutschland raten Ärzt*innen oft noch vom Stillen ab, obwohl es unter einer gut wirksamen HIV-Therapie möglich ist.

Ziel muss sein, eine ganzheitliche und wissenschaftlich fundierte Leitlinie für das Stillen zu entwickeln, die globale Gültigkeit hat für alle Frauen (cis und trans), trans-Männer und nicht-binäre Menschen mit HIV.

Obwohl wir noch viel mehr Studien zum Stillen unter HIV benötigen, sollten Entscheidungsträger schon jetzt ihre bisher gewonnenen Erfahrungen nutzen. Alle HIV-positiven Gebärenden mit Stillwunsch sollten in ihrem Vorhaben bestärkt und bestmöglich durch den Prozess begleitet werden.

Selbst HIV-positive Mutter von zwei gesunden Kleinkindern, konnte ich im Nachgang der Session im Rahmen des „Café des Women Being Well Café des femmes +“ in der Positiven-Lounge der Konferenz AIDS 2022 persönliche Erfahrungen austauschen und auch über die Missstände in Deutschland berichten – eine emotionale Runde voller internationaler Frauenpower.

 

1.8.2022, 21:30 Uhr, Text und Fotos (legal abfotografierte Originale des Künstlers): Bert Rozowski

Eine echt queere Familie

Zum Rahmenprogramm der Konferenz gehören auch so genannte Educational Tours. Mit einem großen gelben Schulbus geht es zu Community-Projekten und -Aktivitäten in Montréal.  

Eine der Attraktionen: Die Ausstellung „Queer Photographs“ des Fotografen JJ Levine. Mit seinen Portraits und Familienfotos, die sich formal der Techniken traditioneller Porträt-Fotografie bedienen, hinterfragt JJ traditionelle Bilder und binäre Vorstellungen von Geschlechts- und Gender-Rollen und deren Ausdrucksformen. Das bietet mancherlei Überraschungen.

Die Porträts zeigen queere Menschen in ihrer privaten häuslichen Umgebung, allerdings sorgfältig inszeniert und bis ins kleinste Detail gestellt durch den Fotografen. In den Familienfotos stellt er alles auf den Kopf: Harry ist schwanger und streichelt stolz und glücklich seinen schon kräftig anwachsenden Männerbauch. Sogleich kam die Frage aus den Reihen der Teilnehmer*innen: Ist das denn echt? Ja, es ist echt. Und das Kind kommt dann immer wieder ins Bild, in verschiedenen Altersstufen.

Im klassischen Familienfoto sind "der Mann" und "die Frau" von ein und derselben Person dargestellt, das Kind von JJ und Harry erscheint hier als Junge und als Mädchen zugleich. Diese Bilder sind in verschiedenen Sessions entstanden und wurden an Ende aus eine Reihe von Negativen zusammenkomponiert.

Beeindruckend und unbedingt sehenswert!

 

1.8.2022, 21:00 Uhr +++ Text: Dirk Sander

Anti-schwule Gewalt macht krank

Schwule und bisexuelle cis Männer sind im Vergleich zu heterosexuellen cis Männern überdurchschnittlich häufig von Gewalt aufgrund ihrer Sexualität betroffen. Das zeigt die bisherige Studienlage eindeutig.

Gewalterfahrungen können Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) verursachen, die bei diesen Männern ebenfalls überdurchschnittlich oft beobachtet werden. Immer wieder wird auch ein Zusammenhang mit Risikoverhalten und HIV-Infektionen dargestellt.

Mit Hilfe der Daten der AMIS-Studie (American MSM-Internet-Survey) wurde versucht, diese Zusammenhänge statistisch zu belegen und weiter zu beleuchten. Studienleiter John Mark Wiginton von der School of Public Health in Baltimore stellt die Ergebnisse nun auf der Internationalen Aids-Konferenz vor.

Fast die Hälfte der Befragten mit Gewalterfahrungen gaben an, diese im Zusammenhang mit ihrer sexuellen Orientierung erfahren zu haben. Bei einem Viertel dieser Befragten konnten Anzeichen einer PTBS festgestellt werden, ebenfalls bei einem Viertel ungeschützter Analverkehr mit Partnern, dessen HIV-Status unbekannt war. Besonders auffällig waren diese Zusammenhänge in den jüngeren Altersgruppen.

Empfohlen werden kombinierte Präventionsangebote, die sowohl die sexuelle Gesundheit als auch die Behandlung psychischer Belastungsstörungen integrieren. Gezielt könnte zum Beispiel beim Angebot von Tests auf HIV und Geschlechtskrankheiten auch nach dem psychischen Wohlbefinden gefragt und an diesbezügliche Hilfsangebote verwiesen werden.

 

1.8.2022, 00:06 Uhr +++ Text und Foto: Holger Wicht

Drei Epidemien auf einmal? Das geht!

Klare Worte kamen mal wieder von US-Star-Virologe Anthony Fauci.

Digital zugeschaltetet benannte er in seinem Vortrag zunächst Schäden, die die COVID-19-Pandemie bei den Maßnahmen gegen HIV hinterlassen habe:

  • weniger HIV-Diagnosen wegen geschlossener Testangebote
  • weniger Menschen, die Zugang zur Therapie erhalten hätten
  • drastische Einschränkungen der Maßnahmen zur Schadensminimierung für Drogenkonsument*innen
  • mehr Tuberkulose-Tote wegen Einschrränkungen bei Diagnostik und Versorgung.

Fauci mahnte, bei der Finanzierung von Maßnahmen gegen HIV nicht nachzulassen. Global sei jetzt die „Implementierung bereits existierender Interventionen“ wichtig.

Mit Blick auf die Gleichzeitigkeit von HIV, COVID-19 und Affenpocken sagte der Chef des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID): „Sie können sich von einer Epidemie keine Auszeit nehmen und sagen: Wir machen morgen weiter. Wir können uns um alle drei gleichzeitig kümmern. Die Idee, dass sie miteinander im Wettbewerb stehen, ist verständlich, aber nicht akzeptabel. Wir müssen alle Kraft in alle drei auf einmal investieren.“

Auf welche wissenschaftlichen Neuerungen darf die Welt bezüglich HIV hoffen? Fauci nannte unter anderem die über Monate wirksame HIV-Prophylaxe PrEP per Injektion und hob die zukünftige Bedeutsamkeit breit wirksamer Antikörper für Behandlung und Prävention hervor.

Nicht zuletzt betonte der Wissenschaftler, es sei sehr bedeutsam, „die Community so früh wie möglich einzubeziehen, wenn man sich mit einer Krankheit befasst. Wir sehen jetzt wieder bei den Affenpocken, wie wichtig es ist sicherzustellen, die reale Welt wahrzunehmen.“

 

31.7.2022, 22:00 Uhr +++ Text und Foto: Holger Wicht

Wir sind bereit für U=U!

 

„Auf die Plätze, fertig, los! Wir sind bereit für U=U!“  -- Die Plenarsession mit dem zugeschalteten Star-Virologen Anthony Fauci vom NHI wurde heute zur Bühne für eine lautstarke Demonstration.

Die Botschaft: HIV ist unter Therapie nicht mehr übertragbar. Wer in Behandlungsprogramme investiert, hilft nicht nur den HIV-positiven Menschen, sondern ermöglicht auch einen drastischen Rückgang von Neuinfektionen. Außerdem wird so „Sex ohne Angst“ möglich.

Das sei eine Win-win-Situation, machten die Demonstrant*innen deutlich. „Wir haben keine Heilung und keinen Impfstoff, aber wir haben die Wissenschaft. U=U gibt uns eine Wegbeschreibung, wie wir diese Epidemie ein für alle mal beenden können!“, rief einer der Aktivist*innen auf der Bühne ins Mikrofon.

Als die Bühne wieder frei war, lobte Moderatorin Laura Waters die Demonstrant*innen: „Community-Protest ist so wichtig.“ Und Fauci, der mit einer Viertelstunde Verspätung begann, pflichtete ihr bei: Wie bedeutsam es sei, angesichts einer Epidemie auf die betroffene Community und damit auf „die Echte-Welt-Situation“ zu hören, werde gerade bei den Affenpocken erneut deutlich.

Die Gleichung U=U steht für „undetectable = untransmittable“, also „nicht nachweisbar = nicht übertragbar“ und wird in Deutschland daher oft als „N=N“ übersetzt. Wenn die Viruslast im Blut eines HIV-positiven Menschen mit den üblichen Methoden nicht mehr messbar ist, kann eine HIV-Übertragung beim Sex nicht mehr stattfinden. Das ist heute bei einer HIV-Therapie der Regelfall.

 

31.7.2022, 17:55 Uhr +++ Text und Foto: Holger Wicht

Not in der Ukraine

„Wenn jemand nach etwas zu Essen fragt, können wir nicht Kondome geben.“ -- Andriy Klepikov von der Alliance for Public Health in der Ukraine fordert in der Session “HIV in bewaffneten Konflikten“ flexible Finanzierungsmodelle und bittet eindringlich um Hilfe.

Die Not sei groß in seinem Land, in dem während des Krieges 750 Krankenhäuser zerstört worden seien. Benötigt würden psychologische Hilfe, die HIV-Prophylaxe PrEP, Medikamente für die Substitutionstherapie und vieles mehr.

Mit zweckgebundenen Mitteln aus HIV-Programmen lassen sich die gesundheitlichen Bedürfnisse der Menschen oft nicht befriedigen. Ausdrücklich bat Klepikov auch die Pharmaindustrie, Medikamente bereitszustellen, vor allem für Substitution. 

Auch bei HIV-Patient*innen sei es zu Therapieunterbrechungen gekommen, die Organisation habe den Kontakt zu 20.000 Menschen verloren, die eine HIV-Therapie erhielten und sie erst wieder erreichen müssen.

„Auch wenn die Versorgung mit HIV-Medikamenten weiter gewährleistet ist, ist das Problem nicht gelöst, denn das größte Problem ist die seelische Gesundheit.“

Klepikov illustrierte seinen Appell mit der Geschichte einer Frau namens Anastasia. Gerade als sie ihre frische HIV-Diagnose einigermaßen verarbeitet und mit einer Therapie begonnen hatte, begann der Krieg. Sie versteckte sich, zog umher, um sich zu schützen.

„Ich weiß nicht, was mich zuerst töten wird“, sagte sie, „die Bomben oder HIV.“

 

Text: Holger Wicht, Foto: Omer Idrissa Ouedraogo

Ohne Visa keine Stimme

Erneut lautstarke Proteste gegen den Ausschluss vieler Teilnehmer*innen, die nicht rechtzeitig Visa für die Einreise nach Kanada bekommen haben (siehe auch Eintrag weiter unten). Als Slogan und Hastag hat sich #NoVisaNoVoice etabliert, weil nun viele Menschen ihre Perspektive und ihre Bedürfnisse nicht darstellen können.

Einige Aktivist*innen ließen die Ausgeschlossenen auf Schildern zu Wort kommen. Auf einem stand zum Beispiel zu lesen: "Mein Name ist Flor, und ich repräsentiere hier nicht die Rechte von LBQ-Frauen Guatemalas, weil ich kein Visum bekommen habe."

Zugleich betonen viele, dass sie die fehlenden Teilnehmer*innen nicht vertreten können. Bei der Vorkonferenz Youth Force Montréal sagte ein Teilnehmer aus Uganda: "Wir können nicht für unsere Koleg*innen sprechen, die nicht teilnehmen können, weil sie keine Visa bekommen. Diese Diskriminierung und Ungleichbehandlung haben einen negativen Einfluss auf die HIV-Prävention."

Immer wieder wird auch kritisiert, dass bei der Eröffnung der Konferenz keine Vertreter*innen der Regierung Kanadas teilnahmen - und sich damit der Kritik nicht stellten. Der Minister für internationale Entwicklung, Harjit Sajjan, stand im Programm, sagte aber kurzfristig ab -  "aus organisatorischen Gründen".

 

30.7.2022, 20:55 Uhr +++ Text: Dirk Schäffer, Foto (Symbolbild aus Berlin): Jan Nikolai Nelles

Drogenkonsumraum hinter Gittern

Beim Thema Schadensminimierung ist das Gastgeberland dieser Konferenz vorbildlich – auch in Gefängnissen.

Im Jahr 2019 startete Kanada die ersten Spritzentauschprojekte in Haft. Heute werden in neun Haftanstalten Spritzen und Nadeln sowie anderes Equipment ausgegeben. Insgesamt nutzen mehr als 250 Inhaftierte den Service.

Das Ziel der Maßnahme ist das gleiche wie auf der anderen Seite der Gefängnismauern: Es gilt die gemeinsame Nutzung von Spritzen zu minimieren und so HIV- und Hepatitis-Infektionen zu vermeiden.

Der nächste Schritt bereits im selben Jahr. Im Gefängnis Drumheller Institution (Alberta) wurde eine sogenannte „Overdose Prevention Site“ eingerichtet, also ein Raum, in dem bei Überdosierungen medizinische Hilfe bereitsteht. So können Leben gerettet werden. Hier können die Inhaftierten, die im Spritzentauschprojekt sind, auch illegale Substanzen konsumieren. Aktuell machen das 55 Inhaftierte.

Ein Drogenkonsumraum hinter Gittern: Es klingt unglaublich, aber das ist konsequente Schadensminderung. Fehlt nur noch die Substitution mit Diamorphin, also pharmazeutisch erzeugtem Heroin als Medikament.

Besonders bemerkenswert: Die Mitarbeiter*innen des medizinischen Dienstes und im Vollzug stehen hinter diesem Angebot. Zwei waren hier auf der Konferenz und zeigten sich sogar ein wenig stolz, dass sie in dieser vorbildlichen JVA arbeiten.

 

30.7.2022, 01:31 +++ Text: Holger Wicht

Proteste gegen Visa-Desaster

Immer wieder gibt es während der Konferenz Proteste und kritische Äußerungen, weil viele angemeldete Teilnehmer*innen der Konferenz nicht einreisen konnten. Die kanadischen Einreisebehörden waren nicht in der Lage, ihnen rechtzeitig Visa auszustellen.

Betroffen sind viele Menschen aus Ländern, in denen HIV besonders häufig vorkommt, insbesondere viele afrikanische Delegierte. Auch zwei Mitglieder unserer Delegation, die keinen deutschen Pass haben, sind betroffen.

Die Perspektiven all dieser Mitglieder der HIV-Community fehlen nun – ein Schaden für die Konferenz und äußerst schmerzhaft für die Betroffenen. Manche Aktivist*innen werfen den Behörden Rassismus vor.

Die kanadische Einreisebehörde IRCC erklärte gegenüber der Deutschen Aidshilfe auf Anfrage, es komme im Moment generell zu längeren Bearbeitungszeiten für Besucher-Visa. Man habe in der Zusammenarbeit mit den Konferenzveranstaltern frühzeitig darauf hingewiesen, dass Visa-Anträge frühzeitig gestellt werden müssten. Bei der Bearbeitung achte das IRCC sehr sorgfältig auf „eine faire und nicht-diskriminierende Vorgehensweise“.

„Es ist äußerst ungünstig, dass Kanada eingewilligt hat, Gastgeber dieser Konferenz zu sein, obwohl es offenkundig nicht in der Lage war, allen Teilnehmer*innen Visa auszustellen, die hier sein sollten“, kommentierte hingegen ein Aktivist namens Chris Chris auf der Facebook-Seite der Internationalen Aids-Gesellschaft (IAS), die die Konferenz veranstaltet.

Wir berichten demnächst ausführlicher über das Visa-Desaster.

Ein Video von den Protesten ist auf der Facebook-Seite der IAS zu sehen.

 

 

30.7.2022, 0:31 +++ Text: Dirk Sander

Besonderer Substanzkonsum

Am Rande der Welt-Aids-Konferenz fand am 28. Juli in der Universität Quebec in Montreal ein Internationales Chemsex-Symposium satt. Organisiert wurde es vom Lehrstuhl für Sexuelle Diversität und Substanzkonsum, den Jorge Flores Aranda innehat.

Neben internationalen Interventionen wurden neuere qualitative Studien vorgestellt, die sich zum Beispiel mit Emotionen und Affekten im Kontext des sexualisierten Substanzstanzkonsums, aber auch mit den unterschiedlichen Entwicklungen während der COVID-Pandemie beschäftigen.

Auf großes Interesse stieß dabei das von der Deutschen Aidshilfe entwickelte Chemsex-Selbsthilfeprojekt „QUAPSSS“, das innovative Gruppenangebote für Chemsex-User entwickelt hat.

Ben Collins, international anerkannter HIV- und Chemsex-Aktivist, stellte auf dem abschließenden Podium fest, dass der Konsum aller Arten von psychoaktiven Substanzen bei sexuellen und marginalisierten Minderheiten immer schon „besonders“ war. Als Hintergründe nannte er unter anderem den Umgang mit Stigmata, Scham und internalisierter Homonegativität.

 

29.7.2022, 23.46 Uhr +++ Text: Holger Wicht +++ Foto: Omer Ouedraogo

Proteste willkommen!

#AIDS2022 ist wahrscheinlich die einzige Konferenz der Welt, die zu Protesten auf ihren Bühnen ermutigt. Aber Sicherheit geht vor! Wir fragen uns nur: Wie viele Demonstrant*innen wären zu schwer?
 
 
30.7.2022, 12:00 +++ Text: Holger Wicht, Foto: IAS/Marcus Rose

Demonstration bei der Eröffnung

Es gehört zu den Besonderheiten von Aids-Konferenzen, das während des offiziellen Programms demonstriert wird und dass die Protestierenden für eine Weile die Bühne übernehmen. So auch bei der Eröffnung der 24. Internationalen Aids-Konferenz. Die Botschaften der Demonstrant*innen: "Die Aids-Krise ist nicht vorbei." - "Wacht auf! Unsere Leute sterben". Unterfinanzierte HIV-/Aids-Programme seien tödlich, stand auf mehreren Schildern zu lesen. Andere forderten zum Beispiel die Entkriminalisierung von Sex-Arbeit. Auch der Ausschluss vieler Konferenz-Teilnehmer*innen, die keine Visa mehr bekommen hatten, wurde vehement kritisiert.

Die IAS hat in der Bilder-Galerie von der Eröffnung auch die Demonstration dokumentiert.

 
29.7.2022, 11:00 +++ Text: Holger Wicht / Foto: Omer Ouedraogo

Konferenz eröffnet

 

Die 24. Internationale Aids-Konferenz ist eröffnet. Mehr als 9.500 Menschen haben sich für die Teilnahme in Montréal registriert, fast 2.000 folgen dem Konferenzgeschehen online.

Angesichts von Covid gehe es darum, die globalen Maßnahmen gegen HIV wieder in Schwung zu bringen, sagte Adeeba Kamarulzaman, Präsidentin der Internionalen Aids-Gesellschaft (IAS) und Co-Vorsitzende von AIDS 2022 zur Eröffnung.

„Re-engage & follow the science“ („Engagiert euch wieder und folgt der Wissenschaft“) lautet demensprechend das Motto der Konferenz.

Auch UNAIDS mahnt, jetzt die Anstrengungen wieder zu verstärken. „In Gefahr“ heißt der neue Bericht zur globalen Situation. Die Fortschritte der letzten Jahre sind demnach ins Stocken geraten, Ressourcen zurückgegangen.

Die Zahl der Neuinfektionen geht laut UNAIDS langsamer zurück als zuvor, in einigen Ländern und Regionen steigt sie sogar. Die Zahl der Menschen in HIV-Behandlung ist im Jahr 2021 langsamer gestiegen als in mehr als zehn Jahren zuvor.