Berlins erste Adresse in Sachen schwules Leben

Die Idee war so simpel wie einleuchtend: Vernetzen, informieren und beraten, Wissen und Kontakte rund um das schwule Leben sowie HIV/Aids unter einem Dach bündeln. In Berlin eröffnete 1986 der schwule Infoladen Mann-O-Meter.

Vorbilder in Form von Gay Switchboards gab es bereits in London und New York. Dennoch mussten die Gründer des ersten deutschen Informations- und Beratungszentrums für schwule Männer einen langen Marsch durch die Institutionen hinter sich bringen, bevor „Mann-O-Meter“ in einer kleinen Ladenwohnung in der Schöneberger Mansteinstraße die Arbeit aufnehmen konnte.

Entwickelt worden war das Projekt vom „Treffen Berliner Schwulengruppen“ (TBS), in dem seinerzeit alle wesentlichen schwulen Organisationen West-Berlins zusammengeschlossen waren. 1985 war die Verunsicherung in der Szene groß: Die Meldungen zu HIV und AIDS überschlugen sich, widersprachen einander, schürten Hysterie. Der Aufklärungs- und Beratungsbedarf war dementsprechend riesig, aber es gab kaum Anlaufstellen, die als kompetent und vertrauenswürdig galten.

Dies erkannte der Berliner Gesundheitssenator Ulf Fink (CDU). Er bewilligte öffentliche Förderung für das Mann-O-Meter und sicherte damit das Weiterbestehen des bis dahin weitgehend auf Spenden und ehrenamtliches Engagement gestützte Projekt.

Mann-O-Meter entwickelte sich rasch zu einer der zentralen Anlaufstellen der Szene. Das Info- und Beratungsangebot ist seitdem immer weiter gewachsen. Die Coming-out-Gruppe "Romeo und Julius" gehört ebenso dazu wie verschiedene Freizeitgruppen. Touristen erhalten Ausgehtipps, Neu-und Alt-Berliner informieren sich über die Szene, diverse Angebote helfen, mit anderen Schwulen in Kontakt zu kommen. Auch eine Gruppe der Anonymen Alkoholiker findet hier Raum. Und jeden Donnerstag haben schwule und bisexuelle Männer die Möglichkeiten ohne Voranmeldung einen HIV- und/oder Syphilis-Schnelltest durchführen zu lassen.

Ein wichtiger Bestandteil des Angebots ist die persönliche Beratung zu Coming-out, HIV und anderen Aspekten des schwulen Lebens. Auch Inhaftierten in Berliner Vollzugsanstalten bietet Mann-O-Meter ein Beratungs- und Betreuungsangebot.

Möglich machen das alles derzeit vier hauptamtliche Mitarbeiter und eine kleine Heerschar ehrenamtlicher Helfer.

Seit 2000 arbeitet unter dem Dach des Vereins zudem das eigenständige Anti-Gewalt Projekt Maneo. Hier werden nicht nur Fälle anti-homosexueller Gewalt erfasst und ausgewertet, zu den Kernarbeitsbereichen gehören neben der Opferhilfe auch Präventionsmaßnahmen.

Nach einem Vierteljahrhundert ist es nun an der Zeit zu feiern und sich feiern zu lassen. Bei der Jubiläumsgala am Montag, dem 29. August, wird Schirmherr Klaus Wowereit sicherlich nicht mit anerkennenden Worten geizen. Moderiert wird die festliche Feier im Tipi am Kanzleramt von Comedian Thomas Hermanns. Zahlreiche Künstler erweisen den Männern von Mann-O-Meter die Ehre: Zugesagt haben unter anderem Tim Fischer und Rainer Bielfeld, Malediva, Sven Ratzke, die "Maneo"-Nachtflugbegleiter sowie Sänger und Artisten des Friedrichstadtpalastes.

(sho)

Mann-O-Meter e.V., Bülowstr. 106, 10783 Berlin (U-Bhf Nolldendorfplatz)
Telefon: 030-216 80 08
Öffnungszeiten: Di-Fr 17-22 Uhr, Sa+So 16-20 Uhr

Mann-O-Meter-Jubiläumsgala, Karten zum Preis von 30 Euro gibt es bei Mann-O-Meter, im Tipi am Kanzeramt (telefonisch 030-390 66 550 oder online) sowie an der Abendkasse