Deutsch-Österreichischer AIDS-Kongress: Grenzenlos gegen HIV und Aids

Deutsche AIDS-Hilfe: Auch in Deutschland keine Grenzen in Prävention und Behandlung akzeptieren / Zugang zu HIV-Prophylaxe und Versorgung für Menschen ohne Papiere unverzichtbar

In Salzburg beginnt heute der 8. Deutsch-Österreichische AIDS-Kongress, der DÖAK 2017. Mit dem Slogan „Diesseits und jenseits von Grenzen“ thematisiert der Kongress eine Reihe aktueller Entwicklungen sowie besondere Herausforderungen.

Dazu erklärt Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

„HIV-Prävention und Behandlung sind in Deutschland auf hohem Niveau. Es gibt aber auch hierzulande Versorgungs- und Wissenslücken, die wir dringend schließen müssen. Wenn es darum geht, HIV-Infektionen und Aids-Erkrankungen zu vermeiden, dürfen wir keine Grenzen akzeptieren.“

Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei folgende Themen:

UNTER DER NACHWEISGRENZE

Von einer „Viruslast unter der Nachweisgrenze“ spricht man, wenn HIV aufgrund einer HIV-Therapie im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Das Virus kann dann im Körper kaum noch Schaden anrichten. HIV-positive Menschen haben heute bei rechtzeitiger Therapie eine normale Lebenserwartung. HIV ist dann auch nicht mehr übertragbar.

„Es ist wichtig, bekannt zu machen, dass man mit HIV gut und lange leben kann. Viele Menschen scheuen aus Angst vor vermeintlich katastrophalen Folgen einer HIV-Infektion den HIV-Test. Sie erhalten Medikamente dann erst, wenn sie lebensbedrohlich an Aids erkranken – was längst vermeidbar ist“, erklärt Sylvia Urban.

HIV muss nicht mehr zu Aids führen: Über dieses Thema informiert die Deutsche AIDS-Hilfe in ihrer neuen Kampagne „Kein AIDS für alle – bis 2020!“

PRÄVENTION OHNE GRENZEN

Eine medikamentöse Prophylaxe gegen HIV kann Menschen mit einem besonders hohen Risiko vor einer HIV-Infektion bewahren. Erfahrungen in anderen Ländern wie den USA und England zeigen: Mit der Präexposotionsprophylaxe (PrEP) lassen sich Infektionszahlen erheblich senken. Doch in Deutschland ist das teure Medikament Truvada für die meisten Menschen nicht erreichbar – die Kassen zahlen nicht dafür. Zugleich beschaffen sich immer mehr Menschen die PrEP auf dem Schwarzmarkt oder aus dem Ausland und nehmen sie teils ohne ärztliche Begleitung ein. Die Folge fehlerhafter Anwendung können HIV-Infektionen und Resistenzentwicklungen sein.

Dazu Sylvia Urban: „Deutschland hat die Wahl: Entweder nutzen wir die immensen Chancen der PrEP oder wir bekommen die Risiken. Wir brauchen jetzt einen regulären Zugang zu dieser nachweislich wirksamen Präventionsmethode. Dafür ist eine Preissenkung und die Kostenübernahme durch die Krankenkassen notwendig.“

GRENZENLOSER ZUGANG ZUR HIV-BEHANDLUNG

Auch im reichen Deutschland sind noch Menschen von der HIV-Therapie ausgeschlossen: Migrant_innen ohne Aufenthaltspapiere begeben sich oft aus berechtigter Angst vor Abschiebung nicht in ärztliche Behandlung. Die Folge sind vermeidbare Aids-Erkrankungen und weitere HIV-Infektionen.

„Bund und Länder müssen dringend Versorgungsmodelle etablieren, die Menschen ohne Aufenthaltspapiere eine Behandlung ermöglichen, etwa durch eine anonyme Gesundheitskarte“, betont Sylvia Urban.

Mit Blick auf die internationale Versorgungssituation – noch immer erhält die Hälfte der HIV-infizierten Menschen weltweit keine Medikamente – fordert die Deutsche AIDS-Hilfe ein verstärktes Engagement der Bundesrepublik für den Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM).

„Der deutschen Wirtschaftskraft angemessen wären mindestens 400 Millionen Euro pro Jahr“, erklärt Sylvia Urban anlässlich der Eröffnung des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses mit Blick auf die Grenzen, die immer noch darüber entscheiden, ob Menschen medizinische Hilfe bekommen oder nicht.

Die Deutsche AIDS-Hilfe beim DÖAK

Bei der wichtigsten deutschsprachigen Fachkonferenz zum Thema HIV/Aids werden alle zwei Jahre Neuigkeiten, Trends und Herausforderungen aus Medizin, Prävention, Politik, Sozialrecht und dem alltäglichen Leben mit HIV berichtet und diskutiert.

Die Deutsche AIDS-Hilfe ist vor Ort und berichtet auf aidshilfe.de über den Kongress.

Weitere Informationen:

Kampagne „Kein AIDS für alle – bis 2020!“

HIV-PrEP

Versorgung von Menschen ohne Papiere

Deutsch-Österreichischer AIDS-Kongress

Kontakt:

Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht
Pressesprecher
Zurzeit nur mobil erreichbar: 0171 274 95 11
presse@dah.aidshilfe.de