Deutsche AIDS-Hilfe verurteilt Abrechnungsbetrug mit HIV-Rezepten

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) verurteilt den in Berlin aufgedeckten Betrug eines Apothekers mit Rezepten für HIV-Medikamente. Dabei soll ein Schaden für die Krankenkassen von über 10 Millionen Euro entstanden sein. An dem Betrug sollen auch Patienten beteiligt gewesen sein. Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin, erklärte, dass eine Vielzahl weiterer Ermittlungen eingeleitet werden müsse, um dem bandenmäßigen Rezeptbetrug zu begegnen. Bislang wurden acht Personen – darunter der Apotheker – verhaftet.

Nach neuesten Erkenntnissen soll es sich bei ihnen jedoch nicht um die direkten Mittäter des Apothekers gehandelt haben. Razzien gab es auch in Kiel und Fulda. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden steht der Apotheker im Verdacht, zwischen 2007 und 2009 Rezepte über teure HIV-Medikamente bei den Kassen abgerechnet zu haben, ohne dass die verordneten Medikamente den Patienten ausgehändigt worden seien. Der Wert pro Verordnung habe bei durchschnittlich 2.000 Euro gelegen. Die Patienten hätten von dem Apotheker pro Rezept bis zu 800 Euro erhalten.

Silke Klumb, Geschäftsführerin der DAH: „Betrug im Gesundheitswesen geht zu Lasten aller Versicherten und bringt eine ganze Branche zu Unrecht in Misskredit. Sie müssen zukünftig mehr Zuzahlungen entrichten, während illegal Millionen aus dem System gezogen werden. Wir fordern daher eine engere Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Apothekern und Krankenkassen, um Betrugsversuchen unmittelbar begegnen zu können. Vor allem chronisch Kranke leiden darunter, wenn weniger Geld für die Versorgung zur Verfügung steht und auf lange Sicht eine Rationierung droht.“

Armin Schafberger, DAH-Referent für Medizin & Gesundheitspolitik: „Hohe Preise für Medikamente tragen natürlich dazu bei, dass sich betrügerisches Verhalten lohnt. Im europäischen Vergleich sind die Medikamentenpreise in Deutschland am höchsten. Für über 20 HIV-Medikamente besteht noch ein Patent, dabei sind einige dieser Medikamente seit über 15 Jahren auf dem Markt. In anderen Ländern hingegen sind kostengünsterigere Generika erhältlich. Doch an den völlig überhöhten Preisen wird wahrscheinlich auch die Gesundheitsreform nichts Grundlegendes ändern.“