Deutscher und europäischer Drogenbericht 2009 vorgestellt

In Berlin wurden gestern (11.11.) die Jahresberichte 2009 der Deutschen und der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht vorgestellt. Dirk Schäffer, Drogenreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, begrüßt vor allem die „erfreulichen Entwicklungen“ bei der Substitutionsbehandlung: „Mittlerweile werden fast 75.000 Opiatkonsumenten mit Ersatzstoffen behandelt – das schützt ihre Gesundheit, ermöglicht vielen die Teilhabe am Arbeits- und Sozialleben und verhindert Kriminalität.“

Dennoch müsse davon ausgegangen werden, dass nach wie vor ebensoviele Opiatkonsumenten täglich ihre Gesundheit durch den intravenösen Konsum von Opiaten und anderen Drogen riskieren: „An erster Stelle steht hier der gemeinsame Gebrauch von Spritzbesteck, bei dem Hepatitis-Viren und HIV übertragen werden können. Beim intravenösen Konsum besteht außerdem ein Überdosierungsrisiko“, so Schäffer. Um das Infektions- und Sterblichkeitsrisiko zu senken, wolle die Deutsche AIDS-Hilfe daher verstärkt Alternativen zum Spritzen fördern. Diese hätten sich in anderen Ländern längst etabliert: „In Belgien, Irland, den Niederlanden, Spanien und dem Vereinigten Königreich ist bei etwa 50 bis 75 Prozent der Opiatkonsumenten, die sich in ambulante Behandlung begaben, das Rauchen der Droge von Folie der Hauptkonsumweg. Und in Österreich gibt jeder dritte, in Griechenland und Frankreich jeder zweite Opiatkonsument an, Drogen hauptsächlich zu schnupfen.“

2011 will die DAH einen wissenschaftlich begleiteten Modellversuch in drei Drogenkonsumräumen durchführen. Im Rahmen dieses Projekts sollen die Nutzer im persönlichen Gespräch zum Wechsel der Konsumform motiviert werden und zugleich spezielle Folien zum Rauchen der Droge („chasing the dragon“) bekommen. „Ähnliche Interventionen in Großbritannien haben hier zu erstaunlichen Ergebnissen geführt“, so der DAH-Drogenreferent.

 

Nationale Hepatitis-Strategie verabschieden

Schäffer unterstreicht darüber hinaus erneut die Notwendigkeit einer nationalen Hepatitis-Strategie: „Hepatitis B und C sind bei Drogengebrauchern extrem weit verbreitet – Hepatitis stellt eines der wichtigsten Gesundheitsprobleme von Opiatkonsumenten dar. Doch während es zum Beispiel in Dänemark, Frankreich und Großbritannien längst nationale Programme oder Aktionspläne gibt und andere europäische Länder mit gezielten Maßnahmen wie etwa Schulungen in Haftanstalten, leicht zugänglichen und kostenlosen Beratungen sowie Tests gegen diesen ‚leisen Killer‘ vorgehen, hinkt Deutschland hier hinterher.“ Das Aktionsbündnis Hepatitis und Drogengebrauch erarbeite daher im Augenblick Vorschläge für einen nationalen Aktionsplan, wie es ihn im HIV/Aids-Bereich schon gibt: „Dieser Entwurf ist dann eine gute Grundlage für Programme zur Senkung der Infektionszahlen und zur Erhöhung der Behandlungsbereitschaft.“

(hs)

 

Quelle/weitere Informationen:

Pressemitteilung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung vom 11.11. 2010 zur Vorstellung des deutschen und europäischen Drogenberichts 2009 mit Links zu den Berichten

Informationen über das Aktionsbündnis Hepatitis und Drogengebrauch