Frankreich schafft Blutspendeverbot für schwule und bisexuelle Männer ab

In Frankreich sollen sexuell aktive schwule und bisexuelle Männer künftig ohne Karenzzeit Blut spenden dürfen.

Derzeit sind sie nur zugelassen, wenn sie in den zurückliegenden vier Monaten keinen gleichgeschlechtlichen Sex hatten. Diese Einschränkung soll zum 16. März 2022 aufgehoben werden.

„Wir beenden eine Ungerechtigkeit, die nicht mehr zu rechtfertigen war“, erklärte Gesundheitsminister Olivier Véran am Dienstag auf Twitter.

Der Fragebogen, der vor der Blutspende ausgefüllt werden muss, soll künftig keine Fragen und Kriterien mehr zur sexuellen Orientierung enthalten, heißt es in einer Mitteilung des französischen Gesundheitsministeriums.

Einschränkung für PrEP-Nutzer*innen

Im neuen Bogen allerdings muss offengelegt werden, ob potenzielle Spender*innen präventive Medikamente vor oder nach einem HIV-Risikokontakt eingenommen hatten – dies betrifft Medikamente zur Post-Expositionsprophylaxe (PEP) und zur Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP). Solche Personen sind künftig für vier Monate nach der letzten Einnahme von der Blutspende ausgeschlossen

Der Aktivist Erwann Le Hô kritisierte auf Twitter, die neuen Blutspende-Regeln dürften nicht den Eindruck erwecken, Nutzer*innen der HIV-Prophylaxe PrEP legten „Risikoverhalten“ an den Tag – die PrEP-Nutzung zeige Verantwortung.

Entwicklungen zur Blutspende in weiteren Ländern

In Griechenland wurde am 10. Januar 2022 das generelle Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), aufgehoben. Bislang wurde dort allen Männern, die seit dem Jahr 1977 mindestens einmal Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann hatten, die Blutspende verweigert.

In Litauen sollen ab Mai 2022 MSM ohne viermonatige Karenzzeit Blut spenden dürfen. Der Blutspendebogen soll künftig keine Fragen zur sexuellen Orientierung enthalten, stattdessen werde eine „neutrale Frage“ zu riskantem Sexualverhalten aufgenommen, heißt es auf der Seite des Litauischen Nationalfernsehens und -Radios LRT.

In Deutschland wurde im Herbst 2021 die Karenzzeit für Männer, die Sex mit Männern haben, von zwölf auf vier Monate verkürzt, für dauerhaft monogam lebende Paare gilt keine „Wartezeit“. Trans* Personen werden in der Regelung gesondert erwähnt. Die Deutsche Aidshilfe kritisiert die deutsche Blutspenderichtlinie in einer detaillierten Positionsbeschreibung.

(ascho/CL)

Quellen/weitere Informationen:

Mitteilung des französischen Gesundheitsministeriums vom 11. Januar 2022

Bericht von ekathimerini.com zur Änderung der Blutspenderegelung in Griechenland

Bericht von LRT zur geplanten Änderung in Litauen

Positionsbeschreibung der Deutschen Aidshilfe zur Regelung in Deutschland