Gedenk- und Aktionstag 21. Juli: „Drogentod vermeiden – Substitutionsbehandlung individualisieren“

Der internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende steht 2021 im Zeichen der Erinnerung und der Forderung nach einer Individualisierung der Substitutionsbehandlung.

In fast 70 deutschen Städten – von Ahlen bis Würzburg – wird am 21. Juli mit Veranstaltungen und Aktionen an verstorbene Drogengebraucher*innen erinnert. Der Gedenktag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Drogentod vermeiden – Substitutionsbehandlung individualisieren“.

Interessenvertretungen und Verbände wie die Bundesarbeitsgemeinschaft der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit, der JES Bundesverband, die Deutsche Aidshilfe (DAH), akzept e. V. und die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin haben aus diesem Anlass strukturelle und medizinische Veränderungen in der Substitution und Prävention gefordert.

Maßnahmenplan gegen drogenbedingte Todesfälle

1581 registrierte drogenbedingte Todesfälle im Jahr 2020 und ein erschreckender Anstieg der Zahl von Menschen, die an den Langzeitfolgen sterben, machten den dringenden Handlungsbedarf sichtbar. Drug-Checking und Drogenkonsumräume könnten dazu beitragen, Risiken zu reduzieren.

Insbesondere sei es notwendig, den Zugang zur Substitutionstherapie niederschwelliger zu gestalten. „Für viele nichtbehandelte Opioidkonsument*innen führen die immer noch strikten Regelungen gepaart mit engen Vergabefenstern zu Versagensängsten, die ausschlagend sind, dass sie sich gegen diese Behandlung entscheiden“, heißt es in dem gemeinsamen Aufruf der Verbände und Interessenvertretungen.

Diese und weitere konkrete Vorschläge zur Reduktion drogenbedingter Todesfälle wurden als Teil eines Maßnahmenplans vergangene Woche mit dem Alternativen Drogen- und Suchtbericht vorgestellt und werden auch bei den Aktionen und an Infoständen im Rahmen des Gedenktages thematisiert.

Bundesweit Gedenken an Verstorbene

Über 260 Institutionen, Hilfs- und Beratungseinrichtungen sind bundesweit an den Veranstaltungen beteiligt. Im Zentrum steht dabei die Erinnerung an die verstorbenen Verwandten, Freund*innen, Klient*innen und Patient*innen.

Die Gelsenkirchener Drogenberatung Kontaktcentrum wird mit einer Installation auf dem Heinrich-König-Platz symbolisch mit Kleidungsstücken, Altersangaben, Kreuzen, Blumen und Kerzen auf die Menschen aufmerksam machen, die aufgrund ihrer Suchterkrankung ihr Leben verloren haben. Für eine Schaufensterausstellung hat die Bad Kreuznacher Suchtberatungsstelle Statements Betroffener und Angehöriger gesammelt, in denen sie ihren Wunsch nach Hilfe, aber auch Ängste ausdrücken.

Gottesdienste und gemeinsames Erinnern

Die Braunschweiger Aidshilfe veranstaltet einen Open-Air-Gedenkgottesdienst. In Köln werden die Teilnehmenden Wünsche und Erinnerungen auf Schieferplatten schreiben können, die dann am Gedenkbrunnen niedergelegt werden. In Dingolfing werden bei einer ökumenischen Gedenkveranstaltung an der Isar die Namen der Verstorbenen auf Astscheiben geschrieben und dann symbolisch an die Isar übergeben. In Gütersloh wird es die Möglichkeit geben, den Namen einer verstorbenen Person auf einem Stein zu verewigen.

In vielen Orten wird man Luftballons in Erinnerung an die Verstorbenen steigen lassen, so etwa in Dortmund am Gedenkstein im Stadtgarten. Solch dauerhaft sichtbare Zeichen der Erinnerung werden am 21. Juli auch in Freiburg am Ufer der Dreisam und vom Elternkreis Leutkirch an der örtlichen Dreifaltigkeitskirche eingeweiht.

Gedenkaktionen in sozialen Netzwerken

Eine nach Städten sortierte Übersicht über alle Aktionen und Gedenkveranstaltungen ist auf der Internetseite Gedenktag21juli.de einzusehen.

Die Vor-Ort-Veranstaltungen werden auch in diesem Jahr durch Social-Media-Aktionen ergänzt. So können Beiträge zum virtuellen Gedenkbuch der DAH eingereicht werden und auf einer eigens dafür eingerichteten DAH-Webseite stehen für die Aktion #DuFehlst Schattenriss-Grafiken zum Download bereit. Sie bieten eine weitere Möglichkeit, um in den eigenen Social-Media-Kanälen jener drogengebrauchenden Menschen zu gedenken, die aufgrund von Konsumbedingungen, Schwarzmarktsubstanzen oder infolge von HIV, Hepatitis oder anderen Erkrankungen verstarben.

(ascho)

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Über den Gedenktag: