Gedenktag für Drogentote: Wann handelt die Politik?

Anlässlich des Internationalen Gedenktages für verstorbene Drogenabhängige am 21.7. erklärt Winfried Holz vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

„Wir trauern um die Menschen, die am Drogenkonsum gestorben sind, vor allem aber an den Folgen von Strafverfolgung und Ausgrenzung. Mehr als 1000 sind es pro Jahr. Jeder einzelne hatte Familie und Freunde und wollte nicht sterben. Wir dürfen die Menschen hinter den Zahlen nicht vergessen.“

Zeit zu handeln

DAH-Vorstand Winfried Holz weiter:

„Zugleich genügt es nicht, der Verstorbenen zu gedenken. Es ist Zeit zu handeln! Die Zahl der Drogentoten ließe sich mit einfachen Mitteln senken. Die politisch Verantwortlichen sind mitverantwortlich für den Tod von immer mehr Menschen. Wir fordern die Bundesregierung und ihre Drogenbeauftragte sowie die jeweiligen Landesregierungen auf, endlich zu handeln!“

Drogenkonsumräume und Naloxon retten Leben

Noch immer haben zehn Bundesländer keine Drogenkonsumräume eingerichtet, obwohl diese Einrichtungen Leben retten sowie HIV- und Hepatitis-Infektionen verhindern. Noch immer ist das Notfallmedikament Naloxon, das im Fall einer Überdosis Heroin hilft, im entscheidenden Moment für Drogenkonsumenten nicht verfügbar.

„Sowohl Drogenkonsumräume als auch Naloxon sind Lebensretter ohne Risiken und Nebenwirkungen. Die Menschen weiter sterben zu lassen, ist durch nichts zu rechtfertigen!“, sagt Winfried Holz.

Die Zahl der Drogentoten ist in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, von 944 im Jahr 2012 auf 1.226 im Jahr 2015.

Hungerstreik in der JVA Würzburg

In der JVA Würzburg sind drogenabhängige Gefangene in den Hungerstreik getreten, da ihnen die Substitution – die Standardbehandlung bei Opiatabhängigkeit – verweigert wird.

Die Deutsche AIDS-Hilfe appelliert an den bayerischen Staatsminister für Justiz Winfried Bausback, dem Recht der Häftlinge genüge zu tun. DAH-Vorstand Winfried Holz:

„Lassen Sie diese Menschen nicht hungern, gewähren Sie ihnen die Behandlung, die ihnen zusteht. Setzen Sie sich für die Substitution ein! Es ist unfassbar, dass drogenabhängige Menschen in Hungerstreik treten müssen, um medizinische Behandlung zu erhalten. Bayern spielt mit dem Leben und der Gesundheit dieser Menschen, wenn es ihnen die Substitution vorenthält.“

Substitution, zum Beispiel mit Methadon, rettet ebenfalls Leben und verhindert Infektionen. Anders als in anderen Bundesländern, ist in Bayern diese Therapie für die meisten Häftlinge nicht verfügbar.

 

Weitere Informationen: 

Bessere Drogenpolitik könnte Leben retten (Pressemitteilung vom 28.4.2016)

Eine neue Drogenpolitik ist überfällig (Pressemitteilung vom 5.6.2016)