Live-Ticker vom Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Vom 15.-18.06. findet in Hannover der Deutsch-Österreichische AIDS-Kongress statt. Die DAH ist mit zahlreichen Mitarbeitern vertreten. Wir berichten live über Veranstaltungen und Themen.

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Samstag, 18.6., 15.24 Uhr (Silke Eggers, Holger Wicht)

Gestern forderte Axel J. Schmidt vom Robert-Koch-Institut die Einrichtung so genannter GUM-Zentren in Deutschlands (s.u.). Dabei handelt es sich um spezielle Beratungs- und Behandlungszentren für sexuell übertragbare Infektionen. Das Kürzel GUM steht für „genito-urinary medicine“. Da man sich das schwer merken kann, führte heute Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, in seiner Zusammenfassung der Kongressergebnisse den bitte fortan gebräuchlichen deutschen Begriff ein: GUM steht nun für „Gürtellinie unterschreitende Medizin“. Mit diesem Hinweis endet unsere Live-Berichterstattung vom Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress. Weiter geht’s vom 12. bis 15. Juni 2013. Dann findet in Insbruck der 6. Deutsch-Österreichische AIDS-Kongress statt.

 

Samstag, 18.6., 15.12 Uhr (Holger Wicht)

Auf dem DÖAK wurden auch zahlreiche Preise vergeben, die wir hier aus Zeitgründen bisher nicht vermeldet haben. Zumindest zwei möchten wir aber gerne nachreichen: Bei der Eröffnung vergab die Deutsche AIDS-Stiftung (DAS) ihren Medienpreis 2011. Ausgezeichnet wurden die ZDF-Dokumentation „Ich bleibe immer positiv. Starke Frauen mit HIV“ von Annette Heinrich und Kameramann Philip Flämig, das Straßenbahnprojekt der Braunschweiger AIDS-Hilfe „AIDS braucht positive Gesichter“ (Vorläufer der „Lebensbahn“), die Reportage „Der alte Mann und das Virus“ von Viola Volland, veröffentlicht in der Stuttgarter Zeitung am 1. Dezember 2009, die Publikation „ARTWORK. Die Umstellungssprechstunde“ von Siegfried Schwarze sowie ein Theaterprojekt von Schülern aus Unterschleißheim. Ausführliche Informationen stehen in einer Pressemitteilung der Deutschen AIDS-Stiftung.

Ebenfalls am Mittwoch vergab die „Sektion All Around Woman Special“ (AAWS) der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) den 2. AAWS-Frauenforschungspreis. Ziel des Preises ist, die frauenspezifische Forschung zu fördern und Frauen zu motivieren, ihre wissenschaftlichen Arbeiten und Projekte der Öffentlichkeit vorzustellen. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr:

* Karoline Aebi-Popp aus Basel für ihre in Kooperation mit Kolleginnen aus Berlin und München durchgeführte Studie „Pregnancy and HIV infection: medically indicated preterm birth and which preterm deliveries could be avoidable?“

* Ulrike Haars, die gemeinsam mit Mareike Braun und einer interdisziplinären Gruppe von Kolleginnen  und Kollgen den Beitrag „Vaginale Entbindungen bei HIV-positiven Frauen: erste Zahlen aus dem Universitätsklinikum Düsseldorf“ erstellte.

Eine Pressemeldung mit mehr Informationen steht unter www.gaynachrichten.com online.

 

Samstag, 18.6., 14.39 Uhr (Silke Eggers, Holger Wicht)

„Jeder will alt werden, aber keiner will es sein“, sagte einmal der Schauspieler Martin Held. Allerdings gilt, wie Siegfried Schwarze vom Community-Board heute mit unübertrefflichem Realismus ergänzte: „Altern ist die einzige Möglichkeit, lange zu leben.“ Das Thema „Altern mit HIV“ spielte in Hannover in mehreren Veranstaltungen eine große Rolle: Dank der Therapien können Menschen mit HIV heute alt werden. Das ist eine Herausforderung – auch für Altenpflegeeinrichtungen. Dort bestehen einerseits noch große Ängste vor HIV, andererseits ist man dort nicht auf so spezielle Zielgruppen wie schwule Männer und Drogenkonsumenten vorbereitet.

Zugleich wird diskutiert, inwiefern Virus und Medikamente Alterungsprozesse beschleunigen, so dass typische Alterserkrankungen, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, früher auftreten. Der Mediziner Hans Heiken aus Hannover erläuterte, wie dabei verschiedene Faktoren zusammenspielen: der normale Alterungsprozess, unerwünschte Auswirkungen der HIV-Medikamente, die Beschädigung des Immunsystems und teilweise bestimmte Lebensstile sowie Gewohnheiten (zum Beispiel Rauchen). Ziel müsse sein, die beeinflussbaren Faktoren zu reduzieren. Aber auch dann gilt natürlich noch: „Man kann nicht duschen, ohne nass zu werden.“ (Siegfried Schwarze)

 

Samstag, 18.6.2011, 12.07 Uhr (Holger Wicht)

„Es sieht so aus, als gäbe es Behandlung und Prävention bald in einer Pille.“ So stand es vor zwei Wochen in der Zeitung „The Economist“. Zitiert wurde die These heute Morgen von der Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Elisabeth Pott. In der Veranstaltung „Vorbeugen! Aber wie ...?“ ging es um die Frage, inwiefern HIV-Medikamente auch dazu geeignet sind, neue Infektionen zu verhindern. Das Thema „Therapie als Prävention“ – auch international heiß diskutiert – spielte auf diesem Kongress auch in anderen Veranstaltungen erwartungsgemäß immer wieder eine große Rolle. Der Hintergrund: HIV-Medikamente senken die Zahl der Viren im Blut und in den Körperflüssigkeiten – und damit auch die Übertragungswahrscheinlichkeit.

Zugleich wird in Studien erprobt, inwiefern sich HIV-Infektionen verhindern lassen, wenn HIV-Negative vorbeugend antiretrovirale Medikamente nehmen (die so genannte Pre-Expositionsprophylaxe = PrEP).  Für Menschen mit hohem HIV-Risiko, so die Überlegung, könnte das eine wirksame Schutzstrategie werden. Der Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, Armin Schafberger, dämpfte allerdings allzu große Erwartungen: Studien zeigten, dass das Prinzip zwar funktioniere, viele Teilnehmer nähmen die Medikamente aber nicht regelmäßig ein – obwohl in den Studien eine engmaschige Kontrolle stattfinde. Zudem wäre die PrEP für größere Gruppen mit hohen Kosten verbunden und man müsste sehr viele Menschen behandeln, um letztlich relativ wenige Infektionen zu verhindern.

Auch die Idee, die Therapie HIV-Infizierter als Mittel der Prävention einzusetzen, funktioniert nur bedingt. Denn erstens dürfen HIV-Positive zum Glück selbst entscheiden, wann sie mit einer Therapie beginnen wollen. Und zweitens wissen viele Menschen nichts von ihrer Infektion, da sie sich erst kürzlich infiziert haben. In dieser Phase wird HIV besonders häufig weitergegeben.

Auch Elisabeth Pott wollte die von ihr zitierte These nicht unterschreiben. Im Gegenteil: „Behandlung mit Prävention gleichzusetzen ist eine große Gefahr.“ Man dürfe „bewährte Strategien nicht mit solchen Hypothesen über Bord werfen“, es gehe darum, weiterzuentwickeln, was bisher erfolgreich gewesen sei. Das sei die „gesellschaftliche Lernstrategie“ oder einfacher formuliert: „der humanitäre Ansatz, mit dem wir Menschen helfen, mit Risiken umzugehen.“

Dirk Sander, Schwulenreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, betonte im Anschluss, dass die Schutzmotivation bei schwulen Männern unverändert hoch sei (siehe auch Ticker-Eintrag von gestern). Es gehe darum, diese Schutzmotivation in der Prävention aufzugreifen und zu stärken, etwa so wie es in einem Slogan aus der Startphase der IWWIT-Kampagne zum Thema 25 Jahre Safer Sex geschehen sei. Der lautete: „Ficke schön. Danke schön!“

 

Freitag, 17.6., 15.51 Uhr (Matthias Kuske)

Zitat des Tages: „Negativer HIV-Status ist ein flüchtiges Gut“. So formulierte es Uli Markus vom Robert-Koch-Institut heute Morgen in der Glashalle des Kongresszentrums. Das Thema der Session waren „Rationale Teststrategien“. Wie testen wir die richtigen Männer zum richtigen Zeitpunkt? 

Zum Auftakt berichtete Jan-Christian Wachsmuth aus Bonn von vielen verpassten Gelegenheiten. Nach ersten Erkenntnissen eines Projekts von HIV in Europe bekommen offenbar viele Patienten keinen HIV-Test angeboten, obwohl sie Krankheiten haben, die auf HIV hindeuten können, oder obwohl andere sexuell übertragbare Infektionen vorliegen. Das dürfte einer der Gründe dafür sein, dass immer noch viele HIV-Infektionen sehr spät erkannt werden („late presenter“).

Ärzte müssen also verstärkt für das Thema HIV-Test sensibilisiert werden. Uli Marcus vom RKI wies anschließend darauf hin, wie wichtig die begleitende Beratung sei. Bei der EMIS-Befragung berichteten rund 30 Prozent der Befragten mit negativem Testergebnis, sie hätten keine oder nur eine schlechte Beratung erhalten. 50 Prozent wurden beim HIV-Test nicht nach ihren sexuellen Kontakten zu anderen Männern gefragt.

Die Schlüsselfrage lautet: Wie lässt sich die Testfrequenz bei denen, die HIV-Risiken eingehen, erhöhen? Hilfreich ist es, wenn Testangebote auf andere STIs ausgeweitet werden. Das Hamburger Projekt Hein & Fiete biete neuerdings auch kostenfreie Tests auf Chlamydien und Gonokokken an, berichtete Projektleiter Marc Grenz. Dass bereits viele Tests positiv ausfielen, zeigt, wie wichtig dieses Angebot ist.

Christopher Knoll vom Projekt Checkpoint der Münchner AIDS-Hilfe verwies auf die vielen verschiedenen Gründe für einen HIV-Test. Neben konkreten Risikosituationen spiele der „Verlobungstest“ in neuen Beziehungen eine wichtige Rolle. Solche Testmotivationen müssen ernst genommen werden. Entscheidend ist, dass der Test als Anlass für ein Gespräch über Risiken und Testmotivation genutzt wird, um eine präventive Wirkung zu erzielen. 

 
Freitag, 17.6., 13.27 Uhr (Tanja Gangarova)

Schwer erreichbar gibt’s nicht! Das zeigt das PaKoMi-Projekt der Deutschen AIDS-Hilfe. Es soll die Partizipation von Migranten in der HIV-Prävention fördern und wissenschaftlich untersuchen (PaKoMi = "Partizipation und Kooperation in der HIV-Prävention mit Migrant(inn)en"). Das Projekt zeigt: Keine Gruppe ist per se schwer erreichbar. Die eigentliche Frage lautet: Schwer erreichbar für wen – und für wen nicht? Migrantenselbstorganisationen und Schlüsselpersonen aus den Communitys können Menschen erreichen, die für Außenstehende tatsächlich schwer erreichbar sind. Bei PaKoMi haben Migranten, Wissenschaftler und Praktiker aus der HIV-Prävention gemeinsam Zugänge zu Migrantengruppen erkundet, die von HIV besonders stark betroffen oder bedroht sind.

In Hamburg wurden über 260 Afrikaner/innen zu HIV-bezogenen Wissen und Einstellungen befragt. In Berlin wurden unterschiedliche Zugänge zu türkisch- und russisch-sprachigen Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), entwickelt. In Osnabrück haben Afrikaner/innen ihren Bedarf an Community-Building ermittelt und in Dortmund wurden Maßnahmen der Strukturellen HIV-Prävention und Gesundheitsförderung mit bulgarischen Sexarbeiter/innen erprobt.

Auf dem DÖAK haben Vertreter der Communities die Ergebnisse selbst präsentiert. (Foto in der Galerie)

 

Freitag, 17.6., 13.27 Uhr (Holger Wicht)

Das Schutzverhalten der schwulen Männer in Deutschland ist im Wesentlichen weiter stabil. Das geht aus Ergebnissen der EMIS-Befragung hervor, die der Soziologe Michael Bochow hier präsentiert hat. 73 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den 12 Monaten vor der Befragung keine Risikokontakte hatten. 14 Prozent berichteten, sie hätten gelegentlich ungeschützten Sex gehabt, 13 Prozent berichteten von häufigeren Risiken. Risiko war dabei definiert als ungeschützter Analverkehr mit einem Partner, dessen HIV-Testergebnis der jeweilige Befragte nicht kannte oder mit einem anderen Testergebnis. Die Ergebnisse entsprechen in etwa denen der Befragung von 2007.

„Die Befragung zeigt erneut, dass die große Mehrheit der schwulen Männer nach wie vor Safer Sex praktiziert“, sagt Michael Bochow. „Manche Männer versuchen allerdings abzuschätzen, ob der Partner HIV-negativ ist, um auf Kondome zu verzichten. Da man sich dabei irren kann, gehen sie also möglicherweise Risiken ein, ohne es zu wissen.“

Und auf noch einen wichtigen Aspekt weist Bochow hin: Männer mit geringerem „sozioökonomischen Status“ (geringes Einkommen, niedriges Bildungsniveau) gehen häufiger Risiken ein und gaben bei der Befragung zu einem höheren Anteil an, HIV-positiv zu sein. „Die Prävention muss dieser Gruppe weiterhin besondere Aufmerksamkeit schenken“, folgert Michael Bochow.

Die Ergebnisse der EMIS-Befragung und einem deutschen Zusatzfragebogen von Michael Bochow sind bislang nicht publiziert. Die komplette Auswertung soll im Laufe des Jahres veröffentlicht werden.

 
 

Freitag, 17.6., 11.03 Uhr (Holger Wicht)

Out now: Die Kongresszeitung "Perspektiven wechseln". Sie wurde in einem Workshop der Berliner Aids-Hilfe von Schülerzeitungsredakteur(inn)en erarbeitet und liegt in diesem Moment druckfrisch vor – und ein PDF gibt's natürlich auch. Thematisch geht es unter anderem um Prävention für Jugendliche und das Leben mit HIV.

 

Donnerstag, 16.6., 19.35 Uhr (Holger Wicht)
 

Veranstaltung zum Thema "HIV im Erwerbsleben" heute Nachmittag: Der Arbeitsmediziner Jens Jarke (Hamburg) hat die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) aufgefordert, sich zum Thema zu positionieren. Es gelte öffentlich klarzustellen, dass HIV heute eine normale chronische Krankheit sei, und es wäre es hilfreich, wenn die DAIG darauf hinwiese, dass im HIV Arbeitsalltag normalerweise nicht übertragen werden könne. Professor Matthias Stoll von der Medizinischen Hochschule Hannover erläuterte zudem, wie drastisch die Infektiösität durch HIV-Medikamente gesenkt werde. Er sagte das auch mit Blick auf HIV-positive Chirurgen, die bislang bestimmte Operationen aus Sicherheitsgründen nicht durchführen dürfen. Die Rolle der medikamentös gesenkten Viruslast müsse - ähnlich wie bei Hepatitis - in den entsprechenden Regelungen berücksichtigt werden. Professor Georg Behrens, frisch gewählter Präsident der DAIG, sagte direkt auf dem Podium zu, aktiv zu werden. "Das Thema ist schwer vernachlässigt worden. (...) Es gibt Bedarf, diese Lücke zu schließen." Es lägen solide Daten vor, um ein neues Bewusstsein zu schaffen.   

Nachtrag am 20.6.: Die Ärzte-Zeitung berichtet ausführlich über die Forderung nach neuen Richtlinien.

 
Donnerstag, 16.6., 19.03 Uhr (Holger Wicht)
 
Viel Lob erhielt die Eröffnungsrede, die Siegfried Schwarze vom Community-Board gestern bei der Eröffnung hielt. Im DAH-Blog ist jetzt der Text der Rede nachzulesen.
 
 
Donnerstag, 16.6., 17.44 Uhr (Steffen Taubert)
 
Forscher/innen des Uniklinikums Essen haben heute Nachmittag bei einem so genannten "Posterwalk" die Ergebnisse ihrer Arbeit zur frühen Neuro-Syphilis, also zu Schädigungen des zentralen Nervensystems durch Syphilis, vorgestellt. Sie hatten 80 Patienten mit einer neuen oder erneut aufgetretenen Syphillis-Infektion mit einer Liquor-Punktion untersucht. Erstaunliches Ergebnis: Bei 17,5 Prozent der Untersuchten fanden sich Anzeichen einer Neuro-Syphillis bereits in der Frühphase der Infektion. Die gute Nachricht: Nicht jeder Patient, bei dem Syphilis-Antikörper im Liquor gefunden wurde, hatte neurologische Symptome. Trotzdem bleibt die Frage: Reicht die herkömmliche Antibiotika-Therapie in der Arztpraxis aus, wenn die Gefahr einer frühen Neuro-Syphillis besteht? Die Behandlung der Neuro-Syphillis ist deutlich aufwendiger, da sie in der Regel stationär über 2 bis 3 Wochen stattfindet.
Weitere Forschung ist nötig.
 
 
Donnerstag, 16.6., 12.20 Uhr (Silke Eggers)

In der Veranstaltung „Neuinfektionen – Stillstand oder Dynamik?“ ging es eben um die aktuellen epidemiologischen Entwicklungen. Osamah Hamouda vom Robert-Koch-Institut (RKI) wies unter anderem darauf hin, dass dank der antiretroviralen Therapien immer mehr Menschen mit HIV leben (zurzeit in Deutschland rund 70.000). In den nächsten Jahren entstünden daher neue Herausforderungen bei der Versorgung von HIV-Positiven. Darauf müsse verstärkt das Augenmerk gerichtet werden. – Axel J. Schmidt, ebenfalls RKI, setzte sich in der gleichen Veranstaltung für die Einrichtung von Beratungs- und Behandlungszentren für sexuelle Gesundheit ein. In Ländern, die solche Zentren bereits haben, zum Beispiel Großbritannien, lassen sich schwule Männer nämlich häufiger auf sexuell übertragbare Infektionen untersuchen. Auch die Qualität der Untersuchungen sei dort besser, führte Schmidt aus. In Deutschland und Österreich würden bei solchen Untersuchungen in rund 80 Prozent der Fälle nicht einmal Penis und Anus untersucht oder Abstriche im Rachenraum gemacht, sondern lediglich Bluttests durchgeführt. Das habe die europäische Online-Befragung EMIS ergeben.

 

Mittwoch, 15.6., 21.35 Uhr (Holger Wicht)

So langsam machen wir hier mal Feierabend. Vorher noch eine kleine Impression von der Eröffnung: Siegfried Schwarze vom Community-Board erzählte in seiner Eröffnungsrede, wie er einmal von einem Röntgen-Arzt untersucht wurde. Der zog sich zwei Paar Handschuhe übereinander an, nachdem er von der HIV-Infektion des Patienten erfahren hatte. (Und die Geschichte spielt nicht in den 80ern oder 90ern!)  Siegfried Schwarze folgerte mit Blick auf das Kongress-Motto ("Wissen schafft Perspektiven"): "Wissen allein reicht nicht!" (Foto in der Galerie, siehe oben).

 

Mittwoch, 15.6., 21.02 Uhr (Holger Wicht)

Die Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH), Silke Klumb, hat in ihrer Rede bei der Eröffnung die Bedeutung der Teilhabe von Menschen mit HIV/Aids am Kongress hervorgehoben und allen Beteiligten dafür gedankt, dass es dieses Mal zu einer guten Zusammenarbeit gekommen ist (ganz im Gegensatz zum letzten Mal). Sie sprach auch über den wichtigen Dialog zwischen Ärzten und Patienten im Alltag. Die Rede ist im DAH-Blog nachzulesen.

 

Mittwoch, 15.6., 20.32 Uhr (Holger Wicht)

Die Original MHH Live Band ist eine Boyband alter Schule (mit Bläser-Ensemble!) und hat gerade "Back for good" gespielt. 

 

Mittwoch, 15.6., 20.15 Uhr (Marianne Rademacher)

Im Rahmen der Mitglieder-Versammlung der DAIG (siehe letzter Eintrag) sollte heute auch die lang erwartete Aktualisierung der "Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung HIV-betroffener Paare mit Kinderwunsch" verabschiedet werden. Doch dazu kam es nicht: Andere Themen auf der Tagesordnung wurden so ausführlich diskutiert, dass die Abstimmung unter den Tisch fiel. Das ist außerordentlich bedauerlich, denn bis zur nächsten Gelegenheit werden wieder Monate vergehen: Die Leitlinien werden nun voraussichtlich beim Workshop der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (DAGNÄ) am 9./10. September 2011 verabschiedet. 

 

Mittwoch, 15.6., 19.51 Uhr (Holger Wicht)

EILMELDUNG: Die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) hat einen neuen Präsidenten: Prof. Dr. Georg Behrens von der Klinik für Immunologie und Rheumatologie der Medizinischen Hochschule Hannover. Wie eben bei der Eröffnung des DÖAK mitgeteilt wurde, ist Behrens heute Nachmittag gewählt worden. Bisher war er für die Öffentlichkeitsarbeit der DAIG verantwortlich (Biografie auf der Website der DAIG). Der Mediziner ist Experte für HIV-Therapie und forscht unter anderem über metabolische Nebenwirkungen. Als Präsident der DAIG tritt er die Nachfolge von Prof. Dr. Jürgen Rockstroh von der Medizinischen Universitätsklinik Bonn an.

 

Mittwoch, 15.6., 19.45 Uhr (Holger Wicht)

Der Kongress ist eröffnet! Erste Eindrücke auf der Facebook-Seite der Deutschen AIDS-Hilfe. Mehr in Kürze hier.

 

Mittwoch, 15.6., 13.35 Uhr (Holger Wicht)

Guter Auftakt: Jochen Drewes von der Freien Universität Berlin präsentiert Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung unserer Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU in der Veranstaltung "Qualitätsverbesserung der HIV-Prävention in Europa. Grundlage sind zwei Online-Befragungen unter schwulen Männern in der ersten Kampagnenphase (2008/2009) und Ende 2010. Bei der zweiten Befragung machten knapp 22.000 Männer mit! Ergebnis: Mehr als die Hälfte kennen ICH WEISS WAS ICH TU, davon bewerten drei Viertel die Kampagne als sehr gut oder gut. Die Auswertung läuft noch, aber die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass ICH WEISS WAS ICH TU sich wie erhofft auf Wissen und Verhalten der Zielgruppe auswirkt. Beispiel: In der Gruppe derjenigen, die die Kampagne nutzen, haben mehr Männer in den letzten 12 Monaten einen HIV-Test gemacht als in der Gruppe derjenigen, die ICH WEISS WAS ICH TU nicht nutzen (wobei es verschiedene Gründe für diesen Effekt geben kann).

 

Mittwoch, 15.6., 12.14 Uhr (Holger Wicht)

Die ersten Veranstaltungen laufen. Um 17 Uhr wird der Kongress offiziell eröffnet, danach gibt's eine Feier mit der Band der Medizinischen Hochschule Hannover ("The Original MHH Live Band"). Wir sind gespannt!

Kommentare

Da stellt die DAH in Kooperation mit dem WZB am Donnerstag, den 16. 06. 2011, 15:30 - 17.00 Uhr, Studienergebnisse partizipativer Forschung vor und bis Freitag, den 17. 06. 2011 13.00 ist davon im Live-Ticker der DAH nichts zu lesen.
Da stellt sich mir doch die Frage: Wie ernst nimmt die DAH die eigene Arbeit bzw. ihre Forschungen/Forschungsergebnisse?

Lieber Gerhard Peters, die DAH war in Hannover mit vielen Beiträgen vertreten und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sehr viele Veranstaltungen besucht. Es war leider unmöglich, alle Aktivitäten im Ticker abzubilden. Wir erheben also keinen Anspruch auf Vollständigkeit und hoffen, dass wir trotzdem einen guten Überblick geboten haben.