Onlineberatung der Aidshilfen auf Erfolgskurs

Nach fünf Jahren Arbeit zieht das Beraterteam stolze Bilanz: Am 10. September 2012 ging die zwanzigtausendste Anfrage bei www.aidshilfe-beratung.de ein.

Absender war ein junger Mann, der nach einem sexuellen Erlebnis und einer schlaflosen Nacht um die fachliche Einschätzung des Infektionsrisikos bat. Ein typischer Fall. Um Ansteckungsrisiken geht es in 80 % der Anfragen, gefolgt von Fragen zum HIV-Test.

Oft steckt hinter vermeintlich einfachen Anfragen sehr viel mehr. Diese Erfahrung hat Hartmut Evermann von der Aidshilfe Lübeck gemacht. Er gehört schon seit Beginn des Online-Angebots im Oktober 2005 zum Beraterteam. „Das Spannende an der Onlineberatung ist, dass man zwischen den Zeilen lesen muss“, sagt Evermann.

Nicht selten ergeben sich längere Beratungskontakte. „Ich erinnere mich an einen jungen schwulen Mann, der sich kurz nach Erhalt seines positiven Testergebnisses an uns gewandt hat. Er war sehr mitgenommen“, so Evermann. Bei solchen Anfragen geht es erst einmal darum, den Rat Suchenden „zuzuhören“. Die Anforderungen an die Beratenden sind dabei hoch, aber auch reizvoll. „Es ist schön zu erleben, dass unsere Arbeit weiterhilft. Das gibt mir Bestätigung und motiviert mich zum Weitermachen.“

Hartmut Evermann ist einer der insgesamt 30 haupt- und ehrenamtlichen Onlineberater aus 25 Aidshilfen. Sie nehmen regelmäßig an Schulungen teil und treffen sich in einem Internetforum zum fachlichen Austausch. So wird die hohe Qualität der Beratungsarbeit sichergestellt. „Es geht dabei aber nicht nur um Wissen,“ sagt Werner Bock, der fachliche Leiter der Onlineberatung. „Unsere große Stärke ist die Vielfalt in unserem Team: Schwule, Lesben und Heteros, darunter selbstverständlich auch Menschen mit HIV. Wir kennen die Lebenswelten unserer Zielgruppen und wissen, wovon wir reden.“

Pro Woche gehen etwa 65 Anfragen ein. Sie sind innerhalb von drei Werktagen zu bearbeiten, doch meist geht es schneller. „Manchmal muss man sich aber auch Zeit für die Beantwortung nehmen“, so Werner Bock. „Wir wollen nicht in Routine verfallen, denn hinter jeder Anfrage steckt eine Geschichte.“

(Juliane Böthner)