Prof. Dr. Manfred L'age ist im Alter von 88 Jahren verstorben

Am Samstag, dem 30. Juli 2022, ist der Internist und HIV-Experte Prof. Dr. Manfred L'age im Alter von 88 verstorben.

Als Chefarzt der Infektiologie des Berliner Auguste-Viktoria-Krankenhauses (AVK) hatte er in den frühen 1980er-Jahren mit die ersten Aidsfälle in Deutschland behandelt.

Mit über 50 Betten war die von ihm geleitete HIV-Station bald die größte Abteilung dieser Art bundesweit und hatte zudem Modellcharakter.

Als die Zahl der Aidsfälle stetig zunahm, etablierte L’age zusammen mit der Berliner Aids-Hilfe (BAH) und den Gesundheitsämtern 1986 ein Versorgungskonzept, das als „Schöneberger Modell“ bekannt und von vielen anderen deutschen Städten kopiert wurde.

Die Idee einer engen Vernetzung ambulanter und stationärer Angebote für Menschen mit HIV und Aids hatte L’Age bei einem Besuch des General Hospital in San Francisco kennengelernt. In Berlin arbeiten im „Schöneberger Modell“ bis heute u.a. Kliniken, HIV-Schwerpunktpraxen, Sozialstationen und die Berliner Aids-Hilfe eng miteinander zusammen.

Manfred L'age war ein maßgeblicher Akteur des Schöneberger Modells zur integrierten HIV-Versorgung

„Professor L’age hatte die wunderbare Fähigkeit, die unterschiedlichen Akteur*innen in der Versorgung von Menschen mit HIV und Aids miteinander zu vernetzen“, so die HIV-Aktivistin Sabine Weinmann, Mitglied im Vorstand der BAH.

Weinmann lernte Manfred L’age zunächst als Patientin kennen und arbeitete später mit ihm in der Berliner Aidshilfe zusammen. L’age gründete das Kuratorium der BAH, dem er bis zu seinem Tod selbst auch angehörte. Als Chefarzt der infektiologischen Abteilung habe er aber auch die Arbeit von Krankenhausreferentinnen wie auch das Café Viktoria auf der HIV-Station des Auguste-Viktoria-Klinikums ermöglicht. Auch dies neue Ideen, die andernorts übernommen wurden. L’Age etablierte zudem ein „selbstverständliches Arzt-Patientenverhältnisse auf Augenhöhe“, wie Sabine Weinmann sagt, und war auch damit ein Vorreiter und Vorbild für viele andere Kliniken und Ärtz*innen im HIV-Bereich.

In Würdigung seiner Verdienste bei der medizinischen und psychosozialen Versorgung von Menschen mit HIV und Aids wurde Prof. Dr. Manfred L'age 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 2008 wurde er anlässlich der Reminders-Day-Aids-Gala im Roten Rathaus Berlin dem ReD Award geehrt.

„Durch seine engagierte Arbeit für Menschen mit HIV und Aids hat Professor L'age zum guten Ruf Berlins als weltoffene Stadt beigetragen“, würdigte ihn seinerzeit der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. „Er hat Menschen geholfen, in Würde weiterzuleben und auch in Würde zu sterben.“

(ascho)