Gegen Kürzungen in NRW: „HIV-Prävention braucht mehr als warme Worte“
Mitgliederversammlung der Deutschen Aidshilfe in Köln: Gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Aidshilfe, der Aidshilfe NRW und der Aidshilfe Köln
Am 9. und 10. November 2024 tagt in Köln mit mehr als 80 Delegierten die jährliche Mitgliederversammlung der Deutschen Aidshilfe. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hält zur Eröffnung ein Grußwort.
Zugleich sieht die Landesregierung im Haushaltsentwurf für 2025 eine Kürzung der Mittel für Aidshilfearbeit in Nordrhein-Westfalen um fast 1,6 Millionen Euro vor. Damit soll mehr als ein Drittel der bisherigen Mittel wegfallen. Ein beispielloser Kahlschlag: Die Aidshilfearbeit würde damit drastisch reduziert.
„Wir sind in einem Bundesland zu Gast, das für seine vorbildliche HIV-Prävention bekannt ist. Vom Gesundheitsminister erwarten wir ein klares Bekenntnis zur erfolgreichen Aidshilfearbeit, das sich auch in der Fördersumme widerspiegeln muss. Warme Worte sichern nicht den Fortbestand der Prävention in Nordrhein-Westfalen“, sagt Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe.
Ehrenamt braucht professionelle Strukturen
Der Minister will in seinem Wortbeitrag „die Bedeutung des Ehrenamtes für die Bekämpfung des HIV-Virus und anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen“ würdigen. Dazu Sylvia Urban:
„Auf das Ehrenamt setzen, während die Mittel für die hauptamtlichen Mitarbeiter*innen massiv gekürzt werden, ist zynisch und weltfremd. Denn Ehrenamt und Hauptamt können nur gemeinsam wirken und ihre Stärken entfalten! Ehrenamtliche brauchen die professionellen Strukturen, um sinnvoll agieren zu können. Wenn hier der Eindruck erweckt werden soll, es ginge auch ohne Geld, dann können wir nur sagen: Das ist ein gefährlicher Trugschluss!“
Kürzungen wären ein teurer Fehler
Zu den geplanten Kürzungen sagt Arne Kayser vom Vorstand der Aidshilfe NRW:
„Noch können wir uns nicht vorstellen, dass die Landesregierung diesen Fehler wirklich begeht. Sollten die Kürzungen kommen, wäre der Schaden beträchtlich. Das Land NRW müsste künftig mit mehr Neuinfektionen und unzureichenden Beratungsangeboten rechnen. Das wird teuer – sowohl für die Gesundheit vieler Menschen wie für die öffentlichen Kassen.“
Aidshilfearbeit immer mehr bedroht
Aidshilfearbeit muss in den Ländern und Kommunen zurzeit an immer mehr Orten in Deutschland mit Kürzungen zurechtkommen – bei wachsenden Herausforderungen, etwa in der Prävention für Drogen konsumierende Menschen, wo die Infektionszahlen steigen. Auch geflüchtete Menschen, etwa aus der Ukraine, brauchen besondere Unterstützung.
„Aidshilfe hat über 40 Jahre gezeigt: Prävention funktioniert, wenn man sie politisch ermöglicht. Wer jetzt den Strukturen den Boden entzieht, die über Jahrzehnte gewachsen sind, riskiert nicht nur Erfolge, sondern kann auch nicht einfach zurück, wenn die Schäden dann eingetreten sind“, betont Jacob Hoesl, Vorstandsmitglied der Aidshilfe Köln.
Mitgliederversammlung und Pressetermine in Köln
Die Mitgliederversammlung der Deutschen Aidshilfe tagt in Köln auf Einladung des Landesverbands Aidshilfe NRW und der regionalen Mitgliedsorganisation Aidshilfe Köln, die beide im kommenden Jahr 40 Jahre alt werden. Aus diesem Anlass findet bereits am Freitag, 8. November, eine Fachtagung statt. Aus Anlass dieses Fachtags sowie der Mitgliederversammlung der Deutschen Aidshilfe in Köln gibt Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Freitagabend um 18.00 Uhr einen Empfang in der Piazzetta des Historischen Rathauses, Rathausplatz 2, 50667 Köln. In ihrer Vertretung spricht der Erste Bürgermeister, Andreas Wolter.
Die Mitgliederversammlung der Deutschen Aidshilfe beginnt am Samstag um 14.00 Uhr im Maritim Hotel Köln, Heumarkt 20, 50667 Köln. Nach den eröffnenden Regularien hält NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann um ca. 15.00 Uhr sein Grußwort.
Am Abend findet um 18.30 Uhr ein öffentliches Gedenken an die Menschen, die an den Folgen von HIV und Aids gestorben sind, an der Aids-Gedenkstele, Lichhof 18, 50676 Köln, statt. Worte des Gedenkens spricht Reinhard Klenke, Ehrenmitglied der Deutschen Aidshilfe und der Aidshilfe Köln, die musikalische Gestaltung übernimmt Prof. Michael Faust, Flöte.
Zum Empfang im Rathaus, zum Grußwort des Ministers und zur Gedenkfeier sind Medienvertreter*innen herzlich willkommen.