„Sicherheit vor Profiten!“

Ist die vorsorgliche Einnahme von HIV-Medikamenten („Prä-Expositions-Prophylaxe“) eine wirksame und sinnvolle Methode, um HIV-Infektionen zu verhindern? In den USA wird derzeit darüber gestritten.

Unter dem Motto „Sicherheit vor Profiten“ hat die amerikanische AIDS Healthcare Foundation (AHF) am Montag vor der amerikanischen Kontrollbehörde FDA gegen eine mögliche Schnellzulassung des HIV-Medikaments Truvada® für die HIV-Prävention protestiert. „Eine solche Zulassung brächte schwere Gesundheitsrisiken für nicht infizierte Personen mit sich, die einen vollständigen Schutz durch das Medikament erwarten“, erklärte AHF-Präsident Michael Weinstein. Wenn die FDA diese Risiken ignoriere, würden Menschenleben zugunsten eines höheren Marktanteils geopfert. Die bisher vorliegenden Studien dürfe man angesichts der niedrigen Schutzwirkung für eine solche Zulassung nicht heranziehen.

Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) weist darauf hin, dass der Einsatz von Truvada® im Rahmen einer Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) nicht unter Alltagsbedingungen erprobt worden sei: „Trotz monatlicher Beratungen und Kontrollen wurden die Tabletten nur unzureichend eingenommen. Im normalen Alltag ist es kaum praktikabel, einem gesunden Menschen über Monate oder Jahre hinweg Medikamente zu geben“, sagt DAH-Medizinreferent Armin Schafberger.

Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC veröffentlichte Anfang 2011 vorläufige Empfehlungen für die PrEP bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM) (aidshilfe.de berichtete). Die Behörde reagierte damit auf die Ergebnisse der im November 2010 veröffentlichten iPrEx-Studie, wonach HIV-negative MSM durch die regelmäßige Einnahme von Truvada® das Risiko einer HIV-Ansteckung um 44 % senken können. Empfohlen wird die PrEP für Menschen mit einem „andauernd hohen“ HIV-Ansteckungsrisiko.

Für Deutschland gibt es derzeit keine offiziellen Empfehlungen zur PrEP. Antiretrovirale Medikamente können HIV-negativen Personen nur außerhalb der Zulassung verschrieben werden („off-label-use“).

(hs)

 

Quelle/weitere Informationen

Pressemitteilung der AHF vom 23.01.2012 (in englischer Sprache)

Meldung zur PrEP auf aidshilfe.de vom 06.01.2012