Stille Epidemie Hepatitis: Experten fordern bessere Prävention und Diagnostik

Hepatitis-Viren können zu schweren Leberschäden führen. Millionen Menschen weltweit sind infiziert – viele davon, ohne es zu wissen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht von 240 Millionen Menschen chronisch mit Hepatitis-B-Virus (HBV) und etwa 150 Millionen chronisch mit Hepatitis-C-Virus (HCV) Infizierten aus. Jährlich sterben nach WHO-Angaben etwa 1,4 Millionen Menschen an den Folgen einer virusbedingten Leberentzündung.

In der Europa-Region der WHO gibt es 13,3 Millionen chronisch HBV- und 15 Millionen chronisch HCV-Infizierte, zwei Drittel von ihnen in Osteuropa und Zentralasien.

Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags am 28. Juli veröffentlichte auch das Europäische Zentrum für Krankheitsprävention und -kontrolle (ECDC) neue, alles andere als beruhigende Zahlen:

2012 sind demnach aus 27 europäischen Ländern mehr als 30.000 neue Fälle von Hepatitis C gemeldet worden, davon mehr als die Hälfte bei Menschen im Alter zwischen 25 und 44 Jahren. In Deutschland wurden dem Robert-Koch-Institut 2013 gut 5.500 Erstdiagnosen gemeldet.

Diese Zahl werde in den kommenden Jahren wohl weiter ansteigen, so die Experten, da verstärkt Testangebote für Risikogruppen wie injizierende Drogengebraucher beworben würden. Nur durch eine rechtzeitige Therapie können Langzeitschäden wie schwere Leberschäden bis hin zur Zirrhose vermieden werden.

Bei Hepatitis B sind laut ECDC weiterhin rückläufige Fallzahlen zu verzeichnen. Zu verdanken sei dies wahrscheinlich Impfprogrammen in diversen europäischen Ländern.

Anders hingegen in Afrika südlich der Sahara und in Ostasien. Dort sind, so eine Schätzung der WHO, fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung chronisch HBV-infiziert. Häufig geschehe die Übertragung bereits bei der Geburt durch die Mutter oder im frühen Kindesalter.

In Deutschland wurden 2013 fast 2.000 Hepatitis B-Fälle gemeldet. Weil hierzulande wie auch im übrigen Europa Hepatitis B vor allem durch Sexualkontakte übertragen wird, entfällt ein Drittel der Infektionen auf die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen.

„Angesichts der unvollständigen Berichte und der Tatsache, dass viele akute Infektionen asymptomatisch verlaufen und somit oft nicht diagnostiziert werden, spiegeln all diese Zahlen die wahre Situation nur unzureichend wider“, erklärte ECDC-Direktor Marc Sprenger. „Dies bedeutet, dass das Problem viel ernster ist, als wir dachten, und wir die bestehenden Präventions- und Kontrollprogramme verstärken müssen, um diese Trends umzukehren“, betonte er. „Es gibt noch viel, was wir tun können, um diese stille Krankheit zu stoppen.“ 

Bereits vor einem Jahr hat ein breites Bündnis von Institutionen, darunter die DAH, JES und die Deutsche Leberstiftung, einen gemeinsam erarbeiteten Aktionsplan gegen Virushepatitis in Deutschland vorgestellt, der Wege zur Verbesserung von Diagnostik, Prävention und Behandlung aufzeigt.

(ascho)

 

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