Weniger Drogentote in Deutschland, aber mehr Erstkonsumenten harter Drogen

2011 ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland von 1.237 im Vorjahr auf 986 gesunken und hat damit den niedrigsten Stand seit 1988 erreicht.

Dies teilte die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmanns am 26. März mit. Dyckmanns wertet den Rückgang als einen erfreulichen Trend und als Beleg für den Erfolg des Hilfesystems. Angebote wie die Substitutionsbehandlung mit Methadon, Buprenorphin oder Diamorphin, Drogenkonsumräume, Spritzenvergabe, medizinische und soziale Hilfeangebote trügen „maßgeblich dazu bei, dass Drogenabhängige überleben können und gesundheitlich stabilisiert werden“, so Dyckmanns.

Grund zur Entwarnung gebe es dennoch nicht, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, mit Verweis auf die steigende Zahl junger Amphetamin-Konsumenten. Laut BKA ist die Zahl erstauffälliger Konsumenten „harter Drogen“ 2011 um 14,5 % auf 21.315 Personen angestiegen. Zunahmen gab es bei den „Partydrogen“ Kokain (plus 14,1 %) sowie Amphetamin und Methamphetamin (plus 19,6 %).

Besonders ausgeprägt war der Anstieg der Konsumenten von „Crystal“, einem kristallinen Methamphetamin: Ihre Zahl erhöhte sich auf 1.693 Personen (plus 163,7 %). Damit registrierte man in Deutschland erstmals mehr erstauffällige Konsumenten von „Crystal“ als von Ecstasy, deren Zahl aber ebenfalls anstieg (auf 942 Personen, plus 12,1 %). Die Zahl erstauffälliger Heroingebraucher ging dagegen auf 2.742 Personen zurück (minus 14,3%).

Dass BKA-Präsident Ziercke der Betäubungsmittelkriminalität laut suchtmittel.de weiterhin „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln – präventiv wie repressiv – entgegentreten“ will, stößt auf Kritik. „Seine Aussage zeigt, dass man in Sachen Drogenpolitik immer noch nichts gelernt hat“, sagt Dirk Schäffer, Referent für Drogen und Strafvollzug der Deutschen AIDS-Hilfe. „Seit mehr als 30 Jahren wird versucht, das Drogenproblem mit Repression zu lösen – mit fatalen Ergebnissen: 30.000 Drogentote seit 1993, ein boomender Schwarzmarkt, unkontrollierter Handel und Konsum.“ Experten plädierten schon lange dafür, dass der Staat die Kontrolle übernehmen und den Verbraucherschutz durch qualitätsgeprüfte Drogen ermöglichen solle. Schäffers Vorschlag: „Der Drogenverkauf könnte beispielsweise durch Drogenfachgeschäfte erfolgen.“

(ch)

 

Quellen:

Pressemitteilung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung vom 26.03.2012