Neues vom Vorstand
DAH in Zeiten von Corona
Auch in der Bundesgeschäftsstelle ist seit Mitte März das Zeitalter von Home-Office, Telefon- und Videokonferenzen angebrochen. Viele Mitarbeiter_innen arbeiten von zuhause aus und nutzen neue Kommunikationstools; die Gleitzeit ist bis auf Weiteres sehr großzügig so geregelt, dass in den Büros der notwendige Abstand gewährleistet ist und Kolleg_innen mit Kindern die Chance haben, für sie passende Zeitfenster zu nutzen.
Sämtliche Veranstaltungen sind vorerst bis Mitte Mai abgesagt; danach wird wieder neu geprüft, ob und unter welchen Bedingungen Seminare und Workshops möglich sind. Wir suchen auch hier nach digitalen Lösungen und prüfen, welche Veranstaltungen sich gut für Webinare eignen.
Im Moment ist leider noch unsicher, ob die Positiven Begegnungen im August wie geplant stattfinden können. Wir prüfen mögliche alternative Formen der Durchführung ebenso wie Bedingungen, unter denen wir die PoBe vielleicht doch in Bremen verwirklichen können. Sicher ist: Das Jahr 2020 ist weltweit – das heißt dort, wo die Möglichkeiten vorhanden sind – überwiegend auf den Bildschirm gebannt, mit beeindruckender Kreativität, aber auch mit vielen Einschränkungen. Ausgelassen im Global Village tanzende Menschen mit HIV werden wir in diesem Jahr nicht erleben. Die „offizielle“ internationale AIDS-Konferenz in San Francisco mit sonst weit über zehntausende Teilnehmer_innen wird eine rein virtuelle sein – ein anspruchsvolles Experiment, an dem die DAH zusammen mit SAP und IBM in einem Satellitensymposium zu #positivarbeiten bzw. #workingpositively beteiligt ist. Aus der geplanten alternativen Konferenz HIV 2020 wird nun eine Serie virtueller Versammlungen, die zwischen Juni und Dezember stattfinden und ein Schlaglicht auf Verbundenheit, Intersektionalität und Solidarität werfen.
Für uns war die Vorstandssitzung im April eine Premiere: Die Geschäftsführung und drei Vorstandsmitglieder saßen mit großem Abstand im Konferenzraum, die beiden weiteren Mitglieder waren per Videokonferenz zugeschaltet. Die Technik funktionierte, sodass wir störungsfrei diskutieren konnten.
Kommission Projekte und Finanzen
Nach dem gelungenen Auftakt in der Vorstandssitzung waren am nächsten Tag gleich alle neun Mitglieder der von der letzten MV neu gewählten Kommission Projekte und Finanzen (KomPuF) von zuhause aus in die konstituierende Sitzung geschaltet. Neben einem ersten Rückblick auf das Haushaltsjahr 2019 haben wir uns selbstverständlich auch mit der aktuellen Situation und deren Auswirkung auf die Umsetzung des Haushalts 2020 und möglicherweise auf die Finanzierung beschäftigt.
Mit Infos, Austausch und Lobbyarbeit gegen die Folgen von Corona
Corona stellt uns vor ganz neue Herausforderungen. Vor Ort und in der Bundesgeschäftsstelle tun wir unser Bestes, um mit der Situation umzugehen, zu informieren, unsere Angebote anzupassen und unsere Zusammenarbeit zu gestalten.
Mit vielen Anregungen aus dem Verband haben wir einiges auf den Weg gebracht:
- umfassende und immer wieder aktualisierte Infos zu Corona auf aidshilfe.de mit eigenen Zielseiten zu den Themen Sex, Drogen und Beratung
- die Corona-Gruppe zum kollegialen Austausch in DAH-intern
- das Themenheft Beratung aktuell zu Corona und HIV
- viele Beiträge auf magazin.hiv, u.a. zum Umgang mit Angst und Vereinsamung
- das von JES herausgegebene Faltblatt COVID-19 von und für Menschen, die Drogen konsumieren.
Nicht zuletzt haben wir uns in unserer Lobbyarbeit stark gemacht für Erleichterungen der Substitutionsbehandlung sowie für die Aussetzung der Vollstreckung von Ersatzfreiheitsstrafen, die jetzt zumindest in manchen Bundesländern vorübergehend umgesetzt werden.
Um zu erfahren, wo die MItgliedsorganisationen nach einigen Wochen Shutdown mit ersten Lockerungen die größten Probleme in der Arbeit vor Ort sehen und mit welchen Formen der Unterstützung wir diesen begegnen können, starten wir jetzt eine kurze Umfrage.
Tag der Arbeit: Menschen mit HIV demonstrieren Selbstverständlichkeit – wenn auch nur online
Ins Internet verlegt werden musste auch die Demo zum 1. Mai, auf der HIV-positive Arbeitnehmer_innen zum ersten Mal gemeinsam auf die Straße gehen wollten. Die Botschaft bleibt auch als Aktionskampagne die gleiche: Schluss mit Diskriminierung im Arbeitsleben! HIV muss im Beruf keine Rolle mehr spielen!
Blutspende: Mehr Sicherheit ermöglichen und Diskriminierung von MSM abbauen
Seit der Änderung der Richtlinien im Jahr 2017 dürfen schwule Männer Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang keinen Sex mit einem Mann hatten; die DAH lehnt diese diskriminierende Regelung ab und fordert einen Weg, der sich an wissenschaftlichen Fakten orientiert und tatsächliche HIV-Risiken in den Blick nimmt. Jetzt gilt es, diese Hausaufgaben endlich zu erledigen. Mit den heute zur Verfügung stehenden hochempfindlichen Testverfahren, mit einem Verbot des Poolings von Blutproben und dem Nachtesten von Blutprodukten ließe sich mehr Sicherheit gewinnen. Die Bundesärztekammer muss also gute Gründe liefern, wenn sie dennoch an überkommenen Regelung festhält, oder besser die halbherzige Änderung 2017 zu einem fundierten Abschluss bringen.
Internationale Arbeit: Warum Gewächshäuser für haftentlassene Drogengebrauchende in Kirgistan Zukunft bedeuten
In der kirgisischen Hauptstadt Bishkek ist unser Partnerprojekt mit der NGO Ranar zum Aufbau eines Gewächshausbetriebs an den Start gegangen. Ranar ist eine Community-Organisation von drogengebrauchenden Menschen, die ein Übergangswohnheim für obdachlose Haftentlassene betreibt. Menschen, die bei Ranar anlanden, sind durch jahrelange Inhaftierung, Drogengebrauch und Infektionskrankheiten in einem oft sehr schlechten gesundheitlichen Zustand. Für sie sollen im Gewächshausbetrieb angemessene Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen