HIV-Heilung: Rückschlag im Fall der beiden Bostoner Patienten

Bei zwei HIV-infizierten und an einem Lymphom erkrankten Bostoner Patienten, bei denen nach einer Stammzelltransplantation kein HIV mehr nachgewiesen werden konnte, sind wieder Viren aufgetaucht.

Dies teilte der behandelnde Arzt Timothy Henrich vom Brigham and Women's Hospital Boston am Freitag auf einer Konferenz in Florida mit.

„Für die beiden Patienten ist dies selbstverständlich ein großer Rückschlag, nicht aber zwangsläufig auch für die Forschung“, erklärt dazu Armin Scharfberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe. Ziel der Knochenmarktransplantation sei die Behandlung von Morbus Hodgkin gewesen, nicht primär die Heilung der HIV-Infektion. „Der HIV-Forschung zeigen die beiden Fälle, dass dieser Therapieweg nicht grundsätzlich falsch sein kann, dass aber eine Stammzelltransplantation allein offensichtlich nicht ausreicht, um langfristig den Körper vom Virus zu befreien“, so Schafberger weiter.

Anders als beim sogenannten Berlin-Patienten Timothy Brown, der 2007 ebenfalls Knochenmark erhalten hatte und bis heute als geheilt gilt, hätten die beiden Bostoner Patienten Stammzellen mit normalen CCR5-Rezeptoren erhalten, die prinzipiell für HIV empfänglich sind. Auch sei Brown intensiver chemo- und strahlentherapeutisch auf die Transplantation vorbereitet worden und habe zwei Transplantationen erhalten, weil die Leukämie nach der ersten Transplantation zurückkam.

Für die Forschung stelle sich nun insbesondere die Frage, in welchen Zellen sich die HI-Viren verstecken und dadurch überleben konnten. „Diese Reservoire galten immer schon als schwer aufzuspüren und deshalb nicht zu unterschätzen – und nach diesen aktuellen Ergebnissen auch sehr zu Recht“, sagt Schafberger.

Zu den wichtigen Erkenntnisse gehöre, dass die HIV-Reservoire hartnäckiger seien als bislang angenommen und dass eine Rückkehr von HIV möglich sei, wenn die antiretrovirale Therapie gestoppt werde, erklärte Henrich. Sein Kollege Steven Deeks von der University of California San Francisco dankte im Namen des Forscherteams den Studienteilnehmern für ihren heroischen Einsatz: „Was wir durch ihre Beteiligung gelernt haben, wird die Agenda der HIV-Forschung für Jahre prägen.“

(sho)

 

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