Köln: Modellprojekt zur niedrigschwelligen HIV-Testung gestartet

Anonyme, kostenlose HIV- und STI-Checks ohne Vorlage der Versichertenkarte sind bundesweit bislang an viel zu wenigen Stellen möglich.

Wie wichtig dieses Angebot ist,  zeigt beispielhaft die wachsende Nachfrage solcher Test- und Beratungsangebote in Köln, die dort seit 2008 die Kölner AIDS-Hilfe gemeinsam mit SchwIPS (Schwule Initiative für Pflege und Soziales e.V.) ermöglicht werden.

Waren es 2009 noch rund 1300 Ratsuchende, wurden im vergangenen Jahr bereits 3000 Klienten gezählt.

Ab diesem Jahr wird die anonyme HIV-Testung und Präventionsberatung deshalb auf drei Abende in der Woche ausgeweitet. Zugleich beginnt eine dreijährige wissenschaftliche Begleitung dieser Arbeit durch die Universität Duisburg-Essen.

„Die Analyse und Evaluation dieser verschiedenen Testangebote gerade im Hinblick auf deren Niedrigschwelligkeit stellt einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Sekundärprävention dar“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Wasem von der Uni Duisburg-Essen.

Möglich wird dieses bundesweit einmalige Modellprojekt durch die finanzielle Unterstützung der Barmer GEK Nordrhein-Westfalen. „Wir sehen in dem Modellprojekt einen wichtigen Baustein der öffentlichen Präventionsmaßnahmen, die nicht nur Aufgaben der Krankenkassen sind, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe darstellen“, betonte bei einem Pressegespräch Heiner Beckmann von der Barmer GEK.

Mit dieser bislang einmaligen Kooperation ergeben sich nach Ansicht von Patrik Maas, Landesgeschäftsführer der AIDS-Hilfe NRW, eine optimale Gelegenheit, die Leistungsfähigkeit von Beratung und Test außerhalb klassischer medizinischer Settings zu untersuchen und darzustellen.

Dass ein früher und niedrigschwelliger Zugang zu Beratung, Testung und Behandlung wichtig sind, um den Anteil der Spätdiagnosen und den damit verbundenen späten Einstieg in die antiretrovirale Behandlung zu verringern, darüber bestehen unter den Fachleuten bis hin zu den Krankenkassen und Behörden keinerlei Zweifel.

Umso fataler der Missstand, auf den DAH-Vorstand Carsten Schatz anlässlich der neuen HIV-Infektionszahlen im November hingewiesen hatte: „Regelmäßige Checks auf sexuell übertragbare Infektionen sind ein wichtiger Baustein der HIV-Prävention bei schwulen Männern, werden aber bei Patienten ohne Krankheitsanzeichen bisher nicht von den Krankenkassen übernommen.“

Das Engagement der Barmer GEK darf daher vielleicht als ein deutliches Zeichen an die Entscheidungsträger bei Kassen, kassenärztlichen Vereinigungen und Gesundheitsbehörden gesehen werden, die bisherige Verweigerung der Kostenübernahme zu überdenken.

(sho)

Link zur Pressemitteilung der Kölner AIDS-Hilfe