HIV-Prävention: Für Migranten zu arbeiten heißt, mit ihnen zu arbeiten

Wie gut oder schlecht Migranten in Deutschland leben,hängt entscheidend von ihrem Aufenthaltsstatus ab. Wer keine Papiere hat, bekommt keine legale Beschäftigung, hat keinen Anspruch auf Sozialleistungen und damit auch keinen Zugang zum Gesundheitssystem. Notlagen sind dann vorprogrammiert, besonders bei chronischen Erkrankungen wie z. B. der HIV-Infektion. Viele Betroffene gehen aus Angst vor Abschiebung erst dann zum Arzt, wenn sie bereits daran erkrankt sind – die Chancen auf einen Behandlungserfolg verringern sich dadurch erheblich. Doch auch bei gesichertem Aufenthaltsstatus kann es Hemmschwellen geben. Wer Sprachprobleme hat oder wegen der Hautfarbe Diskriminierung befürchten muss, scheut sich oft, eine Beratungsstelle aufzusuchen, sich testen zu lassen oder seine HIV-Infektion offenzulegen. Und wo Hilfseinrichtungen nicht signalisieren, dass selbstverständlich auch Migranten willkommen sind, sind die Zugangsbarrieren umso höher. All das wirkt ausgrenzend, und Ausgrenzung macht bekanntlich krank.

Die Aidshilfen und viele weitere Organisationen bemühen sich seit Jahren, die Sorgen und Nöte von Migranten zumindest zu lindern. Parallel dazu werden haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter für die HIV-Prävention in diesem Feld geschult und spezielle Angebote entwickelt – immer öfter auch zusammen mit Menschen, die selbst einer Migranten-Community angehören.

Einblick in dieses Arbeitsfeld gibt das neu erschienene Buch „Migration und HIV-Prävention“ (Reihe AIDS-FORUM DAH Band 58). In den Berichten aus der Praxis geht es beispielsweise um das Berliner Beschäftigungsprojekt „Weltküche“, das vorwiegend HIV-Positive mit aufenthaltsrechtlichen Problemen einstellt. Oder um das Afrika-Projekt in Bremen und seinen Ansatz, Schlüsselpersonen aus afrikanischen Communities für Präventionsaktionen zu gewinnen. Aufschlussreich ist auch, wie man auf dem Straßenstrich oder in der Apartment- und Bordellszene Hamburgs Streetwork leistet. Dabei wird immer wieder sichtbar: Für Migranten-Communities zu arbeiten, heißt vor allem mit ihnen zu arbeiten. Diese Kooperation erfordert aber auch die Bereitschaft, an eigenen Haltungen und Überzeugungen zu arbeiten – nur so kann dem, was als „anders“ oder „fremd“ wahrgenommen wird, aufgeschlossen begegnet werden.

(ch)

Der Band kann im Shop der DAH bestellt werden und ist auch als PDF verfügbar.