HIV und Rauchen: Erhöhtes Risiko für chronische Atemwegserkrankungen

Auf der 10. Konferenz zur HIV-Behandlung, die vom 7. bis 11. November in Glasgow stattfand, ging es auch um Rauchen und HIV. Eines der dort vorgestellten Ergebnisse: Die häufigsten Folgen des Nikotinkonsums bei HIV-Positiven sind nicht Herzinfarkt und Lungenkrebs, sondern chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (kurz: COPD). Typisch für COPD sind Husten, vermehrter Auswurf und Atemnot. Daraus kann sich schließlich ein lebensbedrohliches Emphysem entwickeln. Dabei verändert sich das Lungengewebe und verliert seine Elastizität. Die Folge ist, dass die verbrauchte Luft nicht mehr vollständig abgeatmet und weniger frische Luft eingeatmet werden kann. Im Extremfall werden so aus funktionstüchtigen Lungenbläschen große funktionslose „Emphysemblasen“.

Dass das Thema Rauchen für viele HIV-Positive relevant ist, zeigt eine Studie aus der Schweiz: Eine Forschergruppe hatte im Zeitraum 2000–2009 an sieben Schweizer Kliniken Daten von 10.511 HIV-Patienten gesammelt und dabei festgestellt, dass die Raucherrate bei den HIV-Positiven um ca. 50 % höher lag als in der Allgemeinbevölkerung. Im ersten Erhebungsjahr rauchten etwa 60 % der HIV-Patienten, dagegen 38 % der männlichen und 27 % der weiblichen Allgemeinbevölkerung. Bis 2009 ging die Raucherrate dann insgesamt zurück – in der Allgemeinbevölkerung um ca. 5 Prozentpunkte, bei den HIV-Positiven um 16 Prozentpunkte auf 43,5 %.

Die Forscher einer kleinen italienischen Studie mit 11 HIV-positiven und 65 negativen Patienten stellten fest, dass die HIV-Patienten sehr viel häufiger Atemwegsprobleme hatten (5 von 11 gegenüber 10 von 65). Bei ihnen war auch die COPD-Rate dreimal höher und die Lungenfunktion deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe. Die Raucherrate war dabei in beiden Gruppen gleich groß (57 %). Acht der 11 HIV-positiven Patienten nahmen antiretrovirale Medikamente, bei 8 lag die Viruslast unter der Nachweisgrenze; einer der Patienten hatte noch keine HIV-Medikamente eingenommen. Vier der 11 HIV-Patienten waren ehemalige oder aktuelle (intravenös konsumierende) Drogengebraucher. Ebensoviele hatten eine Hepatitis C.

Als wichtigster Risikofaktor für Atemwegserkrankungen erwies sich aber aktuelles Rauchen – und das mehr als deutlich: Raucher hatten ein elfmal (!) höheres Risiko, Atemwegserkrankungen zu bekommen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass eine COPD auftritt, war bei ihnen sechsmal so hoch wie bei Nichtrauchern.

Die Empfehlung der Forscher: HIV-Patienten, und ganz besonders die Raucher, sollten ihre Atemwege regelmäßig untersuchen lassen.

(ch)

Quelle (in Englisch): http://aidsmap.com/news/Smoking-and-its-consequences-studies-probe-quitting-relapse-and-lung-disease/page/1546191