„Kopfgeld“ für kreuz.net-Betreiber

Das "christliche" Hetzportal hat mit einem verleumderischen Nachruf auf Dirk Bach eine Protestwelle ausgelöst.

„Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle“ titelte einen Tag nach dem Tod des Schauspielers Dirk Bach das Internetportal für „katholische Nachrichten“. kreuz.net diffamierte Bach unter anderem als „homosexuellen Sittenverderber“ und des „Todes würdigen“ „Homo-Gestörten“.

Inzwischen wurden gegen kreuz.net zahlreiche Strafanzeigen wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener, Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung erstattet, unter anderem vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). „Die Autoren stellen den homosexuellen Teil der Bevölkerung als minderwertig dar, sprechen ihm die Menschenwürde ab und bestreiten das Lebensrecht der Homosexuellen in der Gemeinschaft“, begründet Ex-Bundesanwalt und LSVD-Vorstand Manfred Bruns die Strafanzeige.

Wegen seiner hetzerischen Entgleisungen steht kreuz.net nicht zum ersten Mal in der Kritik. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indizierte Teile der Website wegen Leugnung des Holocausts. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat kreuz.net wegen muslim- und judenfeindlicher Hetze im Visier.

Zu den erklärten Feindbildern gehören ebenso HIV-Positive und Aidskranke, aber auch fortschrittliche Klerikale. Juristisch konnten die Betreiber und Autoren der Seite bislang aber nicht belangt werden: Offiziell agiert kreuz.net mit einer Postanschrift in Kalifornien, gehostet wird die Seite von Servern im Raum Chicago. Ein 2008 von der Berliner Staatsanwaltschaft angestrengtes Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung musste eingestellt werden, da die USA seinerzeit ein Rechtshilfeersuchen abgelehnt hatten.

Tino Henn, Mitinhaber des Berliner Bruno Gmünder Verlags und Bundesvorstand der Deutschen AIDS-Hilfe, möchte nun auf anderem Wege an die Hintermänner und Verantwortlichen  herankommen. Man habe der Homophobie von kreuz.net lange zugesehen, so Tino Henn. „Aber jetzt hat das Treiben dieser Katholiban eine Dimension und so viel öffentliche Aufmerksamkeit erreicht, dass jedes stillschweigende Zusehen zu einer Art Mittäterschaft werden würde.” Aus diesem Grunde habe sich der Verlag entschlossen, für Informationen über die Namen und Kontaktdaten der kreuz.net-Betreiber bzw. des Autoren des Dirk-Bach-Texts ein „Kopfgeld“ von 15.000 Euro auszusetzen.

Die deutsche Bischofskonferenz hat sich in aller Deutlichkeit von kreuz.net distanziert. „Die Seite hat mit der katholischen Kirche in Deutschland nichts zu tun“, erklärte ihr Sprecher Matthias Kopp gegenüber „Spiegel online“.

Am Wochenende war der Zugang zu kreuz.net fast durchgehend blockiert, offensichtlich gestört durch Anonymus-Aktivisten. Die Netzaktivsten hatten zuvor via YouTube zu Aktionen gegen kreuz.net aufgerufen.

(sho)

 

Quellen und weitere Informationen:

Link zur Strafanzeige des LSVD

Spiegel Online über kreuz.net

Pressemitteilung des Bruno Gmünder Verlags

Nachruf auf Dirk Bach im Blog von aidshilfe.de