Neue Ära in der Hepatitis-C-Therapie?

Studie gibt zu neuen Hoffnungen Anlass: Möglicherweise bald Behandlung ohne Interferon möglich

Lange Zeit hat es bei der Hepatitis-Therapie keine größeren Fortschritte gegeben. Jetzt scheint es Schlag auf Schlag zu gehen: Zwei neue Medikamente stehen kurz vor der Zulassung (aidshilfe.de berichtete). Und eine Studie mit zwei weiteren Medikamenten macht nun ebenfalls Hoffnung auf zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten für Patienten, bei denen die Standardtherapie mit Ribavirin und Interferon nicht anschlägt. Mehr noch: Die Studie lässt endlich eine Therapie ohne Interferon möglich erscheinen. 

Ein Verzicht auf Interferon wäre ein Meilenstein in der Hepatitis-C-Behandlung: Der virushemmende Wirkstoff muss über die Therapiedauer von 6 bis 18 Monaten unter die Haut gespritzt werden und verursacht zum Teil erhebliche Nebenwirkungen. Die getesteten Substanzen hingegen können oral eingenommen werden und scheinen gut verträglich zu sein.

Bei den neuen Medikamenten handelt es sich um einen Proteasehemmer namens Danoprevir und einen sogenannten Polymerasehemmer (Forschungskürzel: RG7128). Der Forscher Edward J. Gane und seine Kollegen testeten die beiden Substanzen in Kombination: 88 Patienten mit chronischer Hepatitis C wurden eingeteilt in 7 Behandlungsgruppen und eine Kontrollgruppe, die nur ein Placebo erhielt.

In dieser frühen klinischen Studie ging es zunächst darum zu testen, wie stark die Viruslast im Blut durch die Medikamente gesenkt wird und welche Dosierung den besten Effekt erbringt. Die neuen Wirkstoffe haben die Feuertaufe bestanden: Sie senkten die Viruslast, obwohl die Patienten mit dem schwieriger zu behandelnden Genotyp 1 des Hepatitis-C-Virus HCV infiziert waren.

Nach nur 14 Tagen war die Studie beendet und die Teilnehmer starteten dann mit der ganz normalen Hepatitis-C-Therapie mit Ribavirin und Interferon.

Der neuen Medikamentenkombination stehen noch zahlreiche klinische Prüfungen bevor. In jahrelangen Studien wird man testen müssen, welche Langzeitnebenwirkungen sie verursacht und ob sie vergleichbar oder besser ist als die Standardtherapie. Völlig offen ist auch, ob sich - wie die Forscher annehmen - die Therapiedauer mit den neuen Medikamenten deutlich verkürzen lässt. Erst wenn nach Therapieende sowie sechs Monate später keine Viren mehr gefunden werden, gilt Hepatitis C als geheilt.

Sollten sich die Hoffnungen bestätigen, wäre das auch ein großer Erfolg für die Maßnahmen gegen Hepatitis C weltweit. 170 Millionen Menschen sind mit HCV infiziert – sehr viel mehr als mit HIV (33 Millionen). Bislang hat nur ein Bruchteil der Infizierten Zugang zu Medikamenten. Daran lässt sich nur etwas ändern, wenn die Therapie einfacher wird und nicht mehr gespritzt werden muss.

(Armin Schafberger)

 

Die Studie in der medinischen Fachzeitschrift The Lancet 

Kommentar in The Lancet: "Curing Hepatitis C with pills"

Mehr Informationen über Hepatitis C auf aidshilfe.de 

Ausführliche Informationen über Hepatitis finden Sie in unserer Broschüre "Hepatitis" (PDF)