Pflege in der Zukunft: mehr zahlen und weniger Leistung?

Um rund 50 % soll die Anzahl der Pflegebedürftigen bis 2030 steigen. Nach Modellrechnungen des Statistischen Bundesamts im November werden dann über 3,4 Mio. Menschen auf professionelle Pflege angewiesen sein. Zwar hat die Pflegeversicherung dieses Jahr Milliardenüberschüsse erwirtschaftet. Doch Experten gehen davon aus, dass die derzeitigen Beiträge nicht ausreichen, um die Versorgung in der Zukunft zu sichern.

Bundesgesundheitsminister Rösler will die Finanzierung der Pflege daher mit einer Pflegereform langfristig sichern. "Keinesfalls wollen wir die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gemeinsam finanzierten Beitragssätze erneut heraufsetzen", zitiert die TAZ in ihrer Ausgabe vom 23. November Heinz Lanfermann, Bundestagsabgeordneter und Pflegeexperte der FDP. Oberste Devise ist, die Lohnnebenkosten nicht weiter steigen zu lassen.

Das heißt jedoch nicht, dass keine weiteren Kosten auf die gesetzlich Versicherten zukommen. Vielmehr scheint man zu überlegen, den zukünftigen Mehrbedarf vollständig auf sie abzuwälzen – genauso, wie gerade in der Gesundheitsreform mit den Krankenkassenbeiträgen geschehen. So wird derzeit z. B. diskutiert, eine private Zwangsversicherung einzuführen, die monatlich mit 10 bis 20 Euro zu Buche schlagen könnte.

Doch selbst mit einer solchen Zwangsversicherung ist nicht sicher, ob eine angemessene Pflege finanzierbar ist. Viele Versicherte werden auf Angehörige, Ersparnisse oder das Sozialamt zurückgreifen müssen. Die Pflegeversicherung bliebe, so zitiert die TAZ Annette Widmann-Mauz (CDU), lediglich eine „Teilkaskoversicherung“.

Positiv ist, dass dem Thema „Demenz“ in der Pflegeversicherung größere Aufmerksamkeit geschenkt werden soll. Problematisch ist dagegen die Tendenz, die Kosten für Gesundheit und Leben im Alter immer stärker in die private Vorsorge zu verlagern. Zusatzversicherungen mit pauschalen Beiträgen belasten vor allem bei geringem Einkommen. Um einen besseren Pflegestandard zu erhalten, müssen schon heute viele alte Menschen auf Erspartes zurückgreifen.

Für den 7. Dezember hat Gesundheitsminister Rösler eine Reihe von Fachleuten zur Beratung ins Ministerium eingeladen. Bleibt zu hoffen, dass auch aktuelle Probleme der Pflege wie z. B. Fachkräftemangel und Versorgungslücken angegangen werden.

Steffen Taubert

Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/pflege-sich-wer-kann