Wirbel um Prague Pride 2011

Der konservative tschechische Präsident Vaclav Klaus hat die Unterstützung für den Prague Pride 2011 durch den Prager Bürgermeister Svoboda und 13 ausländische Botschafter gerügt.

Es sei eine Sache, ein solches Ereignis zu tolerieren, aber eine andere, ihm Unterstützung zu gewähren – insbesondere, wenn diese Unterstützung von einer öffentlichen Einrichtung komme, schrieb Klaus laut einem Bericht des französischen Magazins Tetu vom 8. August auf seiner Homepage.

Der konservative Politiker stellte sich damit  hinter seinen Parteifreund und Vizebürochef Petr Hájek. Hájek hatte laut Tetu gegenüber dem tschechischen Politikportal www.Parlamentnilisty.cz erklärt: „Die Welt der Homosexuellen ist eine Welt, in der die Familie keine Rolle spielt, in der sexuelle Abweichungen in den Rang von Tugenden, die Anormalität zur Normalität und die Zerstörung der Gesellschaft in den Rang heiligen Fortschritts erhoben werden.“ Darüber hinaus hatte der Präsidentenberater die Unterstützung des Prague Pride durch den Prager Bürgermeister Bohuslav Svoboda, wie Hájek Mitglied der Demokratischen Bürgerpartei (ODS), scharf kritisiert und ihn zum Rücktritt aufgefordert.

Svoboda wehrte sich und erklärte laut Tetu: „Ob man es nun will oder nicht, die Homosexuellen leben unter uns, und es wäre lächerlich, so zu tun, als wäre dem nicht so. Ich widersetze mich entschieden jeder Unterteilung der Bürger, sei es aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer religiösen Überzeugung oder ihrer sexuellen Orientierung.“ Der Prager ODS-Abgeordnete Boris Šťastný unterstützte Svoboda und bezeichnete Hájeks Position als „kryptofaschistisch“, also verdeckt faschistisch. „Prag ist eine Stadt für alle, eine offene Stadt und Metropole, von der ich mir wünsche, dass sie wie Wien, Paris, München oder Berlin ist. Wir wehren uns nicht dagegen, dass eine solche Veranstaltung hier stattfindet, und ich sehe keinen Grund, warum der Oberbürgermeister sie nicht unterstützen sollte“, sagte Šťastný laut radio.cz.

Unterstützung für den Prague Pride kam auch von den Botschaftern der USA, Belgiens, Kanadas, Dänemarks, Estlands, Deutschlands, der Niederlande, Norwegens, Spaniens, Schwedens, der Schweiz und Großbritanniens: Sie brachten laut der österreichischen „Kleinen Zeitung“ in einer gemeinsamen Erklärung ihre Solidarität mit den LGBT-Communities (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans-Menschen) zum Ausdruck und unterstrichen ihr Recht, mit einer friedlichen Parade das Bewusstsein für ihre Themen zu schärfen.

Klaus bezeichnete diese Erklärung laut Nachrichtenagentur AP als „noch nie dagewesenen Schritt“ – er könne sich nicht vorstellen, dass ein tschechischer Botschafter es wagen würde, mit einer solchen Erklärung die politische Diskussion in irgendeinem demokratischen Land zu beeinflussen.

 

Vom 10. bis zum 14. August findet in der tschechischen Hauptstadt das „Pride & Tolerance Festival“ statt (etwa: „Festival für Stolz und Toleranz“). Schirmherr dieser ersten Pride-Veranstaltung in Prag ist Bürgermeister Bohuslav Svoboda. Höhepunkt soll eine Parade durch die Prager Innenstadt am 13. August sein. Die Veranstalter wollen damit nach eigenen Angaben „ausloten, wie sich die Community in Prag, außerhalb Prags und im Ausland entwickelt hat, und … gemeinsam die Möglichkeiten des Zusammenlebens ausnutzen, die die Hauptstadt bietet“. Der Prague Pride richte sich daher nicht nur an die LGBT-Communities, sondern auch an die breite Öffentlichkeit.

 

(hs)

 

Quellen/weitere Informationen

Homepage des Prague Pride 2011

AP-Agenturmeldung/Bericht der Washington Post vom 8. August

Beitrag auf der Website von radio.cz vom 8. August

Beitrag auf tetu.com vom 8. August

Bericht der Kleinen Zeitung vom 6. August

APA-Meldung vom 6. August

Beitrag zur Position Petr Hájeks auf tetu.com vom 5. August

Meldung auf gayösterreich.at vom 4. August