Notfälle im Zusammenhang mit GHB/GBL

Die größten Risiken im Zusammenhang mit GHB/GBL sind …

  • Schäden durch das Verhalten einer stark berauschten Person
  • Überdosierungen (zu viel von der Substanz in zu kurzer Zeit)
  • Entzugssymptome (wenn jemand, der körperlich von GHB/GBL abhängig ist, das heißt länger als sieben Tage mehrmals täglich konsumiert, plötzlich keine Drogen mehr hat).

Was kann ich tun, wenn ich glaube, dass jemand „zu viel“ G genommen hat?

Zunächst einmal: Was heißt „zu viel“?

Es ist sehr wichtig, das Recht einer Person anzuerkennen, selbst über ihre Handlungen, Entscheidungen und ihr Verhalten zu bestimmen, selbst wenn ihr Verhalten ihrem (von dir vermuteten) Eigeninteresse zuwiderläuft. Falls sich aber deiner Meinung nach abzeichnet, dass eine Person in akuter Gefahr steht, sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen, oder wenn sie nicht mehr in das einwilligen kann, was gerade (mit ihr) geschieht oder geschehen soll, wirst du vielleicht einschreiten wollen.

Die Einschätzung der Situation ist oft schwierig:

Kann sich die Person aufrecht halten, kann sie sich bewegen? Ist sie ansprechbar, erkennt sie dich?

Falls ja, hier einige Dos und Don’ts und einige Vorschläge (Ist die Person nicht ansprechbar und reagiert nicht? Hinweise, was dann zu tun ist, finden sich auf den Seiten 4 und 5.):

Auch wenn es logisch erscheint, eine potenziell tödliche Dosis GHB/GBL durch Erbrechen aus dem Magen zu entfernen, wäre das mit Risiken für die Atemwege verbunden und könnte zu einer Lungenentzündung oder zum Ersticken führen. Sich zu übergeben kann hilfreich sein, wenn der Körper das von sich aus macht (und sollte dann nicht verhindert werden), aber erzwungenes Erbrechen fügt dem Magen, der Speiseröhre und der Luftröhre Schaden zu und wird im Zusammenhang mit Chemsex nicht empfohlen. Ruf stattdessen einen Krankenwagen und sag der Person in der Notrufzentrale, dass jemand eine potenziell tödliche Dosis einer giftigen Substanz genommen hat.

Der Mythos, bei einer nicht ansprechbaren Person könne ein „Upper“ (Methamphetamin, Kokain oder Mephedron) hilfreich sein, stimmt nicht. Jede weitere Substanz verschlimmert nur die Drogenvergiftung, welche die Ursache des Problems ist. Selbst wenn diese „Methode“ in der Vergangenheit funktioniert zu haben scheint: Bitte die Finger davon lassen. Die negativen Konsequenzen überwiegen. Gibt man der Person mehr Drogen, verstärkt das die Drogenvergiftung, und da die Drogenvergiftung die Ursache des Problems ist, verschlimmert sich die Situation dadurch nur. Einfach zu merkende Faustregel also: Gib jemandem, der schon high ist, nicht noch mehr Drogen.

Auch der Mythos, Orangensaft oder ein anderes zuckerhaltiges Getränk könnten hilfreich sein, stimmt nicht. Stattdessen kann das den Übertritt der Droge aus dem Magen in den Blutkreislauf beschleunigen. Wenn aber eine Person bei Bewusstsein ist, Durst hat und etwas trinken möchte, sollte man sich dem natürlich nicht entgegenstellen.

Falls Sex stattfindet, sorge dafür, dass er beendet wird. Sollte die Person einen Anfall bekommen oder um sich schlagen oder krampfen, halte sie von Objekten fern, an denen sie sich wehtun oder verletzen könnte. Nimm eine Decke oder Kleidungsstücke, um den Kopf vor Verletzungen zu schützen. 

Wenn jemand high ist, aber sich bewegen kann/ansprechbar ist und atmet, braucht er nicht notwendigerweise einen Krankenwagen. Wenn er aber einen Anfall hat oder aufgrund der Drogen sich selbst, dir oder anderen schadet und du die Person oder die Umstehenden nicht schützen kannst, ruf den Rettungsdienst. Wenn der Krankenwagen kommt, ist es hilfreich, dem Notarzt oder der Notärztin zu sagen, welche Drogen die Person genommen hat, wie viel davon und wann –falls du das weißt. Weise darauf hin, dass GHB und GBL körperlich abhängig machen können und es sich auch um Entzugssymptome handeln könnte, falls die Person körperlich abhängig ist.

Sie könnte sonst ins Koma fallen und einen Atemstillstand bekommen. Wecke die Person auf, halte sie wach und beobachte sie. Fast alle Todesfälle beim Chemsextreten auf, während sich die Menschen in einem „G-Schlaf“ befinden. Selbst wenn du viele G-Schlafphasen beobachtet hast, die nicht tödlich waren, gibt es keine Garantie dafür, dass die Person auch aus dem nächsten G-Schlaf erwacht. Am sichersten ist es deshalb, sie zu wecken und wach zu halten. (Wenn eine Person nicht weckbar ist: siehe Seite 5.)

Viele Menschen sind bei einer bestimmten Menge G zu bestimmten Zeiten zwischen ihren Highs steuerungsfähig. Häufig gibt es aber einen Punkt, an dem durch das G-High keine Steuerungsfähigkeit mehr gegeben ist – das kann für die Umstehenden allerdings schwer zu beurteilen sein. Wenn jemand nicht auf deine direkten Fragen antwortet, du ihn nicht auf dich aufmerksam machen kannst und er zu high erscheint, um auf deine Sorgen zu reagieren, könnte es sein, dass er nicht mehr einwilligungsfähig ist und du entscheiden musst, wie du damit umgehst – um diese Person zu schützen. 

John, du scheinst mir ganz schön high und super gut drauf zu sein. Das freut mich, ich bin auch gut drauf. Ich mach mir aber ein bisschen Sorgen, wie klar du noch bist. Sollen wir vielleicht eine kleine Pause in der Küche machen oder uns ein bisschen Wasser ins Gesicht spritzen? Dann würde ich mich besser fühlen. 

oder

John, ich werde jetzt total high und mach mir ein bisschen Sorgen, wie klar ich noch bin. Würdest du vielleicht ein paar Minuten mit mir ins Bad gehen, damit ich mich wieder sammeln und mir ein bisschen Wasser ins Gesicht spritzen kann? Das wäre echt nett.

Wie eine Person auf solche Fragen reagiert, kann dir einen Eindruck davon vermitteln, wie high sie ist und ob sie noch steuerungsfähig ist.

Wenn du eine Person nicht oder nur schwer dazu bringen kannst, auf solche Fragen zu antworten, und dein Bauchgefühl dir sagt, dass der Rausch ihre Entscheidungen und ihre Steuerungsfähigkeit beeinflusst, dann könnte sie in Gefahr sein. Sie könnte zum Beispiel um noch mehr Drogen bitten oder Sex anbieten, ohne wirklich einwilligungsfähig zu sein. Dann solltest du beurteilen, ob in Sachen Einwilligungsfähigkeit Gefahr für die Person besteht. Falls du eingreifen möchtest, kann eine zweite Meinung hilfreich sein, am besten von jemandem, auf dessen Objektivität und Wohlwollen du vertraust. Entscheide, ob du die Person schützen musst, indem du …

  • Sex unterbindest oder verhinderst
  • Fotografieren oder Filmen unterbindest
  • andere daran hinderst, der Person noch mehr Drogen oder Flüssigkeiten zu verabreichen
  • die Person daran hinderst, herumzulaufen und sich zu gefährden, indem sie zum Beispiel auf die Straße läuft oder in der Sauna in den Pool geht
  • sie daran hinderst, Sexfotosmit dem Handy zu verschicken.

Entscheide auch, ob du den Krankenwagen rufen musst, um die Person zu schützen, zum Beispiel, weil sie sich sonst voraussichtlich verletzen wird. Im Zweifelsfall kann die Person in der Notrufzentrale bei der Entscheidung helfen, ob ein Rettungswagen geschickt wird – geh lieber auf Nummer sicher.