„Drogenbedingte Psychose“ hört sich schlimm an, kommt aber häufig vor, wenn wir Tina oder Meph konsumieren und wenig schlafen. Das kann für den, der es erlebt, wie auch für die Umstehenden sehr beängstigend sein. Häufige Symptome im Zusammenhang mit Chemsexsind

  • das Gefühl, das jemand an der Tür oder draußen vor der Wohnung lauscht
  • die Vorstellung, das Telefon, der Computer oder andere elektrische Geräte seien verwanzt oder man werde durch versteckte Kameras beobachtet
  • das Gefühl, im Mittelpunkt eines Plots zu stehen, der von einer Gang oder einem Kult geplant wurde
  • die Vorstellung, jemand habe eine andere Person absichtlich mit HIV oder Hepatitis C infiziert
  • das Gefühl, Stimmen zu hören, Verfolgungswahn
  • die Wahrnehmung schwebender Gestalten am Rande des Sichtfelds
  • das Gefühl, Insekten unter der Haut zu haben, oder das zwanghafte Bedürfnis, an der Haut zu zupfen
  • das Gefühl, unglaubliche Zufälle zu erleben, die niemand sonst wahrnimmt oder erklären kann
  • das Gefühl, von allen anderen verurteilt zu werden, weil man high ist, schwulen Sex hat, HIV-positiv ist, „unmännlich“ ist, nicht sexy ist, nicht in die Umgebung passt, bestimmte Fantasien oder Fetische hat
  • das Gefühl, dass etwas Schlimmes oder Gefährliches bevorsteht oder man nicht sicher ist.

Drogenbedingte Psychosen treten häufiger in Verbindung mit Crystal Methamphetamin und Cathinonenwie Mephedron, 3MMC und 4MMC auf. Das Risiko ist größer, wenn sich die Person in einer Umgebung befindet, in der sie sich verurteilt oder unsicher fühlt. Eine Psychose tritt häufiger bei Menschen auf, die psychisch labil sind, sich leicht befangen fühlen, Scham-oder Schuldgefühle oder ein Trauma im Zusammenhang mit Sex oder sozialen Situationen haben. Sie kommt ebenfalls häufiger vor, wenn jemand eine ganze Nacht nicht geschlafen hat oder wenn die Droge injiziert (und nicht gesnieft, geschluckt, rektal aufgenommen oder geraucht) wird. Doch unabhängig davon kann eine drogenbedingte Psychose bei jedem Menschen auftreten, und der Umgang damit kann schwierig sein.

Am wirksamsten helfen können wir einer Person mit einer drogenbedingten Psychose, indem wir sie dabei unterstützen, sich in ihrer Umgebung sicher und entspannt zu fühlen. Man kann zum Beispiel mehr Licht machen, keine Pornos mehr zeigen oder die Person in einen anderen Raum führen, in dem sie sich sicherer fühlt. Alles, was dazu beiträgt, dass sie sich sicherer, entspannter, weniger „beobachtet“ fühlt, hilft. Wichtig ist, Auswahlmöglichkeiten anzubieten –wenn jemand das Gefühl hat, in der Falle zu sitzen und keine Wahl zu haben, verschlimmert das seinen Zustand nur.

Solche Maßnahmen können hilfreich sein, aber es gibt keine Garantie, dass sie die Symptome stoppen können.

Eine drogenbedingte Psychose wird nur dann zu einem Notfall, wenn die Person so verzweifelt ist, dass sie medizinische Hilfe benötigt. Manchmal gefährdet jemand auch sich selbst oder andere, weil er versucht, sich oder andere vor vermeintlichen Gefahren zu schützen. In solchen Fällen sollte die Person ermutigt werden, entweder einen Krankenwagen oder die Polizei zu rufen, je nachdem, was sich besser für sie anfühlt. In vielen Fällen kann die Paranoia, welche die Psychose antreibt, dazu führen, dass die Person Rettungskräften oder der Polizei oder dir selbst und deinen Versuchen, ihr zu helfen, misstraut.

Es ist nie angenehm, in die Entscheidungsgewalt einer anderen Person einzugreifen, aber wenn du den Eindruck hast, dass jemand eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellt, er aber dem Rettungsdienst oder der Polizei misstraut und sie nicht anrufen will, dann ruf selbst an und besprich mit der Person in der Telefonzentrale, was du am besten tun solltest.