Es ist wichtig zu fragen: Welche Bilder habe ich im Kopf, was erzeuge ich mit dem, was ich sage.

Ronja (sie/ihr), Mitarbeiterin der Aidshilfe Halle / Sachsen-Anhalt Süd

Noch bevor wir von etwas sprechen können, stellt sich die Frage: Was können wir überhaupt benennen und was verschwindet in Ermangelung eines Begriffes oder durch ungenaue Sammelbegriffe? Sprache formt unser Denken und prägt so unsere Wahrnehmung von Wirklichkeit. Worte allein haben wenig Bedeutung, solange wir dazu im Gehirn kein Wissen abgespeichert haben. Erst unsere Erfahrungen, Gefühle, visuellen Erinnerungen sowie unsere Prägung durch die Gesellschaft bilden die Grundlage und den Rahmen (sog. Frame), in dem Worte Bedeutung erhalten.

Der Einfluss der Frames auf unser Denken ist immens. Bei einer Botschaft geht es nicht nur darum, wer gemeint ist, sondern auch darum, wer von den Empfänger*innen der Botschaft mitgedacht wird. Sprachliche Unsichtbarkeit kann zu falschen Schlüssen führen, und das hat weitreichende Folgen für unser Denken und Handeln.

… Sitzen zwei Homosexuelle im Flugzeug…

… „Jetzt haben sicher alle an zwei Schwule gedacht“, sagt die Eine.

… „Ja Captain, und an zwei Passagiere“, erwidert die Co-Pilotin.

Das Beispiel veranschaulicht, wie Sprache bestimmte Bilder über die Gesellschaft reproduziert und verankert. Diese Bilder spiegeln Benachteiligungen, Vorurteile, Machtverhältnisse und Realitäten wider. Sie sind oft unbewusst aktiv und beeinflussen, wie wir auf die Welt schauen und was unserer Wahrnehmung entgeht. Jedes Mal, wenn bestimmte Worte und Ideen miteinander verknüpft werden, verstetigt das die realen Strukturen und trägt zu ihrer Normalisierung bei.

Framing

Framing bezeichnet einen Vorgang, bei dem durch den bewussten oder unbewussten Einsatz von Sprache auf der Empfänger*innen-Seite Assoziationen, Bilder, Gefühle und Wertungen aktiviert werden. Unterschiedliche Formulierungen, sprachliche Hervorhebung oder Abmilderung bestimmter Aspekte desselben Inhalts können völlig unterschiedliches Denken und Verhalten auslösen.

Beispiele:

Globale Erwärmung – Klimawandel – Klimakrise – Klimakatastrophe

Verteidigungsministerium – Kriegsministerium

Geflüchtete*r – Flüchtling – Wirtschaftsflüchtling

Flüchtlingswelle