Collage aus 3 Bildern als Symbole für Schutzmöglichkeiten: Blaue Pille für die medikamentöse HIV-Prophylaxe PrEP, Kondom, Safer-Use-Utensilien
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Sicheren Schutz vor einer sexuellen HIV-Übertragung bieten Kondome und interne Kondome, Schutz durch Therapie und eine Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP). Vor einer Übertragung beim Drogenkonsum schützt Safer Use, vor einer HIV-Übertragung auf Babys schützen HIV-Medikamente und weitere Maßnahmen. Nach einem wahrscheinlichen Kontakt mit HIV kann eine innerhalb von 48 Stunden begonnene Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) das Risiko einer Infektion stark senken.

Schutz vor sexueller HIV-Übertragung

Sicheren Schutz vor einer sexuellen HIV-Übertragung bieten Kondome und interne Kondome, eine wirksame antiretrovirale Behandlung (Schutz durch Therapie) und eine Prä-Expositions- Prophylaxe (PrEP).

Kondome und interne Kondome („Femidome“)

und

Kondom ragt aus aufgerissener Verpackung heraus
© DAH | Bild: Renata Chueire

Kondome oder interne Kondome beim Vaginalverkehr und beim Analverkehr schützen vor HIV und senken das Risiko einer Ansteckung mit anderen Geschlechtskrankheiten.

Kondome richtig anwenden

Kondome (extern/intern) schützen vor HIV und senken das Risiko einer Ansteckung mit anderen Geschlechtskrankheiten, wenn man sie konsequent und richtig anwendet:

  • Kondome mit dem CE-Kennzeichen bzw. dem Aufdruck DIN EN ISO 4074 verwenden und auf das Haltbarkeitsdatum sowie eine unbeschädigte Verpackung achten.
  • Interne Kondome („Femidome“) bestehen aus einem etwa 18 cm langen, dünnen, am Ende geschlossenen reißfesten Schlauch aus Polyethylen oder Polyurethan mit je einem Ring vorne und hinten. Der vordere Ring liegt außerhalb der Vagina vor den großen Vulvalippen, der hintere wird in die Vagina eingeführt und liegt vor dem Muttermund bzw. dem Gebärmutterhals. Auch für den Analverkehr können interne Kondome verwendet werden. Sie ermöglichen aufnehmenden Partner*innen die selbstbestimmte Anwendung eines Barriereverfahrens. Zudem sind sie eine Alternative, wenn die Erektion beim Aufziehen eines Kondoms nicht gehalten werden kann, da sie schon längere Zeit vor dem Sex eingesetzt werden können.
  • Verpackung nicht mit scharfkantigen Gegenständen (Messer, Schere) oder den Zähnen aufreißen. Vorsicht mit spitzen Fingernägeln!
  • Kondom erst überziehen, wenn der Penis steif ist. Gegebenenfalls die Vorhaut zurückziehen und das Kondom mit dem Ring nach außen auf die Eichel setzen. Mit den Fingern einer Hand das Präservativ an der Spitze zusammendrücken, um Luft zu entfernen, dann das Kondom mit der anderen Hand vollständig abrollen.
  • Nie zwei Kondome übereinander ziehen – sie scheuern aneinander und können so leicht reißen und abrutschen.
  • Bei Analverkehr und bei trockener Vagina immer ausreichend fettfreies Gleitmittel verwenden. Fetthaltige Mittel wie Vaseline, Massageöl oder Körperlotion sind nicht geeignet – sie greifen Kondome an.
  • Bei externen Kondomen das Kondom erst über den Penis ziehen, dann das Gleitmittel auftragen. Wird Gleitmittel direkt auf den Penis aufgetragen, kann das Kondom leicht abrutschen oder platzen. Bei internen Kondomen Gleitmittel innen und außen auf dem Kondom verteilen.
  • Hin und wieder mit der Hand prüfen, ob das Kondom noch richtig sitzt.
  • Nach dem Sex den Penis aus Vagina oder Anus herausziehen, solange er noch steif ist. Dabei das Kondom am Gummiring festhalten.

Schutz durch Therapie

In einer geöffneten Hand liegt eine längliche Pille in Orange als Symbol für HIV-Therapie / ART
© DAH | Bild: Renata Chueire

HIV-Medikamente unterdrücken die HIV-Vermehrung im Körper. Die Zahl der HIV-Kopien im Blut, im Sperma sowie im Flüssigkeitsfilm auf den Schleimhäuten von Vagina, Penis und Enddarm ist dann sehr gering. Große wissenschaftliche Studien zeigen: Bei einer stabil wirksamen HIV-Therapie¹ kann HIV sexuell nicht übertragen werden.

Schutz durch Therapie erfordert eine zuverlässige Einnahme der Medikamente und regelmäßige ärztliche Untersuchungen.

Schutz durch Therapie heißt auch, dass Menschen mit HIV bei stabil wirksamer ART ohne Angst vor einer Übertragung auf Partner*innen und Babys Eltern werden und dass vaginale Entbindungen und Stillen möglich sind.

Kurzfristige Anstiege der Virenmenge im Blut auf Werte zwischen 50 und 1000 Viruskopien/ml kamen in den Studien häufiger vor, führten aber nicht zu Übertragungen. Steigt die Virenmenge im Blut dagegen während der Therapie dauerhaft wieder an, z. B. weil die Medikamente nicht zuverlässig eingenommen werden oder nicht mehr richtig wirken, steigt auch die Virenmenge in den genitalen und rektalen Sekreten und mit ihr das Risiko einer Übertragung.

1 Als wirksam gilt eine HIV-Therapie, wenn die Virenmenge im Blut seit mindesten sechs Monaten unter der sogenannten Nachweisgrenze liegt. Sie liegt heute meist zwischen 20 und 40 Viruskopien/ml, während sie in den meisten wissenschaftlichen Studien, welche die Wirksamkeit von „Schutz durch Therapie“ belegen, bei 200 Viruskopien/ml lag.

Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP)

Eine blaue Tablette in einer geöffneten Hand, Symbol für die HIV-PrEP
© DAH | Bild: Renata Chueire

Bei einer „Prä-Expositions-Prophylaxe“ (PrEP, auf Deutsch etwa „Vorsorge vor einem Kontakt mit HIV“) nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.

Man kann die PrEP täglich oder anlassbezogen einnehmen. Bei guter Therapietreue schützt sie sicher vor HIV (aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten).

Die Wirksamkeit der PrEP mit einem HIV-Medikament, das die Wirkstoffe Emtricitabin und Tenofovir kombiniert, ist vor allem bei schwulen Männern mit hohem HIV-Risiko nachgewiesen. In den Zellen der Vaginalschleimhaut reichert sich Tenofovir nicht so gut an wie im Enddarm – bis hier ein ausreichender HIV-Schutz aufgebaut ist, dauert es deshalb länger, und um den Schutz aufrechtzuerhalten, ist eine besonders hohe Therapietreue erforderlich – die anlassbezogene PrEP wird für aufnehmenden Vaginalverkehr nicht empfohlen.

Sicheren Schutz bietet auch eine lang wirksame PrEP-Depotspritze mit dem HIV-Wirkstoff Cabotegravir.

Zur Wirkung der PrEP bei Drogengebraucher*innen gibt es bislang nur wenige Daten. Sie kann aber in Einzelfällen angezeigt sein, wenn kein Zugang zu sterilem Spritzbesteck besteht (insbesondere in Haft).

Vor Beginn einer PrEP sind ärztliche Untersuchungen sowie ein HIV-Test erforderlich, um eine HIV-Infektion sicher auszuschließen. Wenn man HIV-infiziert ist, reichen die PrEP-Wirkstoffe nämlich nicht zur Behandlung aus, und die Viren können unempfindlich gegen diese wichtigen Medikamente werden. Aus diesem Grund müssen auch vier Wochen nach dem Start der PrEP und dann alle drei Monate HIV-Tests durchgeführt werden. Bei einer Infektion trotz PrEP (zum Beispiel, weil man PrEP-Tabletten nicht regelmäßig eingenommen hat) muss die PrEP dann abgesetzt und durch eine vollständige HIV-Therapie ersetzt werden.

Zu der PrEP gehören regelmäßige ärztliche Untersuchungen, empfohlen werden darüber hinaus regelmäßige Checks auf Geschlechtskrankheiten.

Safer Use

Zwei Hände reißen die Verpackung einer sterilen Spritze auf, Symbolbild für Safer Use
© DAH | Bild: Renata Chueire

„Safer-Use“-Maßnahmen machen den Drogenkonsum sicherer – sie senken zum Beispiel das Risiko einer Übertragung von HIV, aber auch von Überdosierungen oder gefährlichen Wechselwirkungen.

Die Grundregel zum Schutz vor HIV sowie Hepatitis und anderen Infektionen beim intravenösen Drogenkonsum lautet: Für jeden Konsumvorgang nur die eigene Spritze und Nadel und das eigene Zubehör benutzen.

Viele Drogeneinrichtungen bieten dazu steriles Spritzbesteck und Sets mit sterilen Aufkochpfännchen, Einmalfiltern und sterilem Wasser an. In einigen Städten bekommt man diese Utensilien auch aus Automaten.

Darüber hinaus senken alternative Konsumformen wie Sniefen oder das Rauchen von Folie das Infektionsrisiko; Utensilien dafür (zum Beispiel unbeschichtete Folien oder Sniefröhrchen) gibt es ebenfalls in vielen Einrichtungen der Drogenhilfe.

Ist steriles Spritzbesteck unerreichbar (zum Beispiel in Haft), sollte bereits benutztes Spritzbesteck zumindest provisorisch desinfiziert werden. Auch eine HIV-PrEP kann angezeigt sein.

Schutz vor Übertragungen auf Babys

In Deutschland muss allen Schwangeren ein HIV-Test angeboten werden; geschieht dies nicht, sollten sie das Thema selbst ansprechen. Die Durchführung des HIV-Tests wird (ohne das Ergebnis) in den Mutterpass eingetragen.

Durch eine antiretrovirale Therapie HIV-positiver Schwangerer und gegebenenfalls weitere Maßnahmen (z. B. einen geplanten Kaiserschnitt vor Eintritt der Wehen und eine vorsorgliche, bis zu vierwöchige ART des Neugeborenen) lässt sich eine HIV-Infektion des Babys verhindern.

Erfolgreich antiretroviral behandelte Schwangere können bei spezialisierter medizinischer und interdisziplinärer Betreuung auch vaginal entbinden und ihr Kind stillen. Im ärztlichen Gespräch sollten Vorteile und mögliche Nachteile besprochen und die Entscheidungen gemeinsam getroffen werden.

Post-Expositions-Prophylaxe (PEP)

Nach Kontakt („Exposition“) mit einer infektionsrelevanten HIV-Menge, z. B. bei Stichverletzung an einer Nadel mit HIV-haltigem Blut, bei ungeschütztem Sex mit einer unbehandelten Person mit HIV oder bei gemeinsamer Benutzung von Spritzen und Nadeln zum Drogenkonsum, kann eine Post-Expositions- Prophylaxe („Vorbeugung nach einem Kontakt mit HIV“) das „Einnisten“ von HIV und das „Angehen“ einer Infektion meistens verhindern.

Beginnen sollte man mit einer PEP idealerweise innerhalb von zwei Stunden, möglichst innerhalb von 24 und nicht später als 48 Stunden nach dem Risikokontakt. Adressen von Kliniken und Einrichtungen, in denen eine PEP möglich ist, finden sich unter www.kompass.hiv, Kategorien: PEP-Stelle.

Beschneidung

Studien zufolge senkt die Beschneidung der Vorhaut das HIV-Infektionsrisiko beim einführenden Vaginalverkehr um bis zu 60 Prozent, vor allem, weil die Schleimhautoberfläche des Penis verringert und der an HIV-Zielzellen reiche Teil der Vorhaut entfernt wird. Ob die Beschneidung auch das Risiko beim Analverkehr senkt, ist wissenschaftlich nicht geklärt. Zu bedenken ist, dass viele Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), sowohl eindringenden als auch aufnehmenden Analverkehr praktizieren.

Vorsicht: Hoch fehleranfällige Verhaltensstrategien

Verkehrsschild Achtung mit Ausrufungszeichen als Symbol für Das Wichtigste in Kürze
© DAH | Bild: Renata Chueire

Manche Strategien, um das HIV-Risiko beim Sex ohne Kondome oder interne Kondome, Schutz durch Therapie oder eine PrEP zu senken, sind in Wirklichkeit mit einem hohen HIV-Risiko verbunden:

Auswahl von Sexualpartner*innen mit gleichem HIV-Status

Der Gedanke dahinter: HIV-Positive sind schon infiziert, HIV-Negative können kein HIV weitergeben. Dazu muss allerdings der aktuelle HIV-Status bekannt sein. Das aber ist häufig nicht der Fall, z. B., wenn kein aktueller HIV-Test vorliegt – etwa 9.000 Menschen in Deutschland sind HIV-infiziert, ohne davon zu wissen. Auch gibt es in Deutschland keine Pflicht, Sexpartner*innen über eine HIV-Infektion zu informieren.

Auswahl der sexuellen Rolle beim Analverkehr nach Serostatus

Hierbei übernimmt der*die HIV-positive Partner*in die aufnehmende („passive“) Rolle, der*die HIV-negative die eindringende („aktive“). Das Risiko beim eindringenden Analverkehr ist tatsächlich geringer als beim aufnehmenden Analverkehr, aber immer noch hoch.

Koitus interruptus („Dipping“)

Der Versuch, den Penis beim Vaginal- oder Analverkehr vor der Ejakulation aus dem Körper herauszuziehen, misslingt häufig. Außerdem sind HIV-Übertragungen bei hoher HIV-Menge in den Schleimhäuten auch ohne Ejakulation möglich (und zwar in beide Richtungen), nämlich durch die Reibung der Schleimhäute am Penis mit der rektalen bzw. vaginalen Schleimhaut.