Empfehlungen für eine gendersensible Beratung
Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.
Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.
Welche Bilder habe ich im Kopf, wenn Menschen in die Beratung kommen oder ich eine Stimme am Telefon höre? Welche Bilder habe ich im Kopf, wenn Menschen zum Beispiel von lesbisch oder heterosexuell sprechen?
Welche Wörter verwende ich und was möchte ich damit aussagen? Gibt es weniger geschlechtlich verknüpfte Begriffe, die ich verwenden kann (z. B. „schwangere Person“ statt „schwangere Frau“ oder „penetrativer Sex“ statt „Vaginal- und Analsex“)?
Gendersensibles Sprechen braucht Übung und nicht jede Formulierung fühlt sich auf Anhieb gut an. Es kann helfen, bestimmte Wörter und Formulierungen zu üben, damit sie in der Beratung flüssiger über die Lippen gehen, sich besser anfühlen und um auch festzustellen, welche Formulierungen sich einfach nicht passend anfühlen. Bin ich in der Beratung die ganze Zeit damit beschäftigt, zu überlegen, wie ich am besten formuliere, laufe ich Gefahr, mich gar nicht mehr auf die ratsuchende Person zu konzentrieren. Es ist wichtig, sich der eigenen Vorannahmen bewusst zu sein und auch der Tatsache, dass die Sprache, die ich verwende, nicht für alle Menschen passt. Es ist aber auch wichtig, in der Beratung authentisch zu bleiben und sich auf die Anliegen der ratsuchenden Person zu konzentrieren.
Wen wollen wir mit unserem Beratungsangebot ansprechen und wie inklusiv ist unser Angebotstext?
Wenn ich mich selbstverständlich mit meinen eigenen Pronomen vorstelle, erleichtere ich es der ratsuchenden Person, auch ihre Pronomen zu nennen.
Wenn wir in der Beratung nach Genitalien fragen, geht es uns meist darum, Infektionswege zu erkennen oder auszuschließen. Dass wir dafür wissen müssen, welche Schleimhäute wie involviert waren, wissen die Ratsuchenden nicht immer. Es ist daher hilfreich, den Beweggrund meiner Fragen zu erläutern.
Es ist okay, Unsicherheiten mitzuteilen. Dabei kommt es immer darauf an, wie ich das mache: Ich sollte nicht erwarten, dass mein Gegenüber mir alles erklärt, sondern z. B. anbieten, mich für ein zweites Gespräch selbst zu informieren.
Bei der Verwendung falscher Pronomen oder Ähnlichem reicht es, sich kurz zu entschuldigen und dann weiterzumachen, anstatt sich immer wieder zu entschuldigen und zu betonen, wie unangenehm es einem sei.
Wer die eigenen Kompetenzen und Grenzen kennt und erkennt, kann bei Bedarf an Beratungsstellen für trans* und inter* Personen weiterverweisen.