Wie nimmt man die PrEP ein?
Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.
Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.
Vorbemerkung: Da zur HIV-PrEP in Deutschland bislang nur Tabletten mit den Wirkstoffen Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil zugelassen sind, beziehen sich die folgenden Angaben auf die Einnahme der PrEP-Tabletten.
Die „Deutsch-Österreichischen Leitlinien zur HIV-Präexpositionsprophylaxe“ empfehlen zur PrEP die „kontinuierliche einmal tägliche Einnahme von TDF/FTC“.
Bei anlassbezogener Einnahme der PrEP (auch PrEP on demand genannt), die häufig von PrEP-Nutzer*innen praktiziert werde, solle über den Off-Label-Use (Gebrauch außerhalb der Zulassung) und die genauen Einnahmemodalitäten aufgeklärt werden:
- 2 Tabletten 2–24 Stunden vor dem geplanten Sexualkontakt
- danach täglich zur selben Zeit (plus/minus 2 Stunden) 1 Tablette und
- nach dem letzten kondomlosen Sex nochmals an den darauffolgenden zwei Tagen je 1 weitere Tablette.
Studien haben gezeigt, dass beim Analverkehr (wenn also Penis- und Darmschleimhaut beteiligt sind) eine anlassbezogene PrEP, zum Beispiel rund um ein Sexdate, eine Sexparty oder im Urlaub, genauso zuverlässig schützt wie eine Dauer-PrEP.
Für aufnehmenden Vaginalverkehr wird die anlassbezogene PrEP von den Deutsch-Österreichischen Leitlinien nicht empfohlen, unter anderem wegen fehlender Daten und weil es länger dauere, bis in der vaginalen Schleimhaut genug Wirkstoffe angereichert sind.
Studien haben gezeigt, dass beim Analverkehr (wenn also Penis- und Darmschleimhaut beteiligt sind) eine anlassbezogene PrEP, zum Beispiel rund um ein Sexdate, eine Sexparty oder im Urlaub, genauso zuverlässig schützt wie eine Dauer-PrEP.
Für aufnehmenden Vaginalverkehr wird die anlassbezogene PrEP von den Deutsch-Österreichischen Leitlinien nicht empfohlen, unter anderem wegen fehlender Daten und weil es länger dauere, bis in der vaginalen Schleimhaut genug Wirkstoffe angereichert sind.
Ab wann ist der HIV-Schutz nach Beginn der PrEP gegeben?
Die Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien gehen auf Basis der Medikamentenkonzentration in den Schleimhäuten des Enddarms/Dickdarms und von Vagina und Gebärmutterhals davon aus, dass bei täglicher Dauer-PrEP (Einnahme von 1 Tablette pro Tag) ausreichender Schutz zu folgendem Zeitpunkt besteht:
- in der Schleimhaut des Enddarms/Dickdarms am 3. Tag
- in der Schleimhaut von Vagina/Gebärmutterhals am 7. Tag.
Die Deutsche Aidshilfe geht davon aus, dass auch in den Penisschleimhäuten ausreichender Schutz am 3. Tag nach Beginn der täglichen PrEP gegeben ist. Entscheidend ist dafür wohl die Konzentration in den benachbarten Lymphknoten, weil HIV sich hier vermehren würde, wenn es über die Penisschleimhäute in den Körper gelangt.
Einleitungs- und Ausleitungsphase
Sowohl bei der Dauer-PrEP als auch bei der „Ab-und-zu“-PrEP handelt es sich um die tägliche Einnahme (mindestens) einer PrEP-Tablette. Die kürzeste PrEP dauert drei Tage, die längste PrEP ist zeitlich unbegrenzt.
Was sich bei den Empfehlungen zur Dauer-PrEP und zur anlassbezogenen PrEP und je nach beteiligten Organen/Schleimhäuten unterscheidet, sind die Einleitungsphase (Aufbau des Medikamentenspiegels vor möglichem Kontakt mit HIV) und die Ausleitungsphase (Erhaltung dieses Medikamentenspiegels nach möglichem Kontakt mit HIV). Hintergrund: Das PrEP-Medikament reichert sich unterschiedlich schnell und gut in verschiedenen Schleimhäuten im Körper an (zum Beispiel Vaginal-, Penis- und Darmschleimhaut) und wird unterschiedlich schnell dort abgebaut.
Entsprechend den Deutsch-Österreichischen PrEP-Leitlinien und den Überlegungen zur Wirkstoffkonzentration in den Penisschleimhäuten bzw. den benachbarten Lymphknoten hält die Deutsche Aidshilfe folgende Einleitungs- und Ausleitungsphasen plausibel:
Einleitungsphase
- bei täglicher Dauer-PrEP (Einnahme von 1 Tablette pro Tag)
- 2 Tage bei einführendem oder aufnehmendem Analverkehr sowie bei einführendem Vaginalverkehr
- 6 Tage bei aufnehmendem Vaginalverkehr. Zur Dauer der Einleitungsphase bei trans* Personen mit einer Neovagina gibt es bisher keine Empfehlungen.
- bei anlassbezogener PrEP (Beginn mit einer Doppeldosis = 2 Tabletten auf einmal)
- Doppeldosis = Einleitungsphase bei einführendem oder aufnehmendem Analverkehr.
Ausleitungsphase
Zur Dauer der Ausleitungsphase machen die Deutsch-Österreichischen Leitlinien keine Aussage. Die Deutsche Aidshilfe empfiehlt eine zweitägige Ausleitungsphase, Personen mit aufnehmendem Vaginalverkehr eine siebentägige.
PrEP und Hormone für trans* Menschen
Für trans* Menschen liegen hinsichtlich der PrEP nur wenige Daten vor.
Mit einer Hormonbehandlung gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand keine relevanten Wechselwirkungen der PrEP. Besprochen werden sollte die PrEP-Einnahme auf jeden Fall mit dem*der behandelnden Ärzt*in.