Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.

Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.  

Für die PEP nach sexuellem Risiko ist die Praxis oft folgende: die PEP wird nachts oder am Wochenende von eher unerfahreneren Assistenzärzt_innen (vorübergehend) angesetzt. Am nächsten Morgen folgt die Untersuchung durch eine erfahrene Schwerpunktpraxis. Dort wird die Indikation dann entweder bestätigt, oder die PEP wird dann – da doch keine Indikation vorlag – wieder abgesetzt.

HIV-Tests im Rahmen einer PEP

Vor Beginn der Therapie wird ein HIV-Test durchgeführt, um eine ggf. früher erfolgte HIV-Infektion auszuschließen. Bei beruflicher Exposition mit HIV ist der Test auch bedeutsam, falls es später zu einer Klärung von haftungs- und versicherungsrechtlichen Fragen geht.

Durch zwei weitere HIV-Tests wird überprüft, ob eine Infektion stattgefunden hat. Der Zeitpunkt der Kontroll-HIV-Tests beträgt 6 und 12 Wochen nach dem Risikoereignis, wenn keine PEP durchgeführt wurde bzw. 10 und 16 Wochen nach dem Risikoereignis, wenn eine PEP durchgeführt wurde. Die empfohlene Dauer der PEP beträgt 28 Tage.

Andere Tests im Rahmen einer PEP

Zusätzlich werden in der Ausgangsuntersuchung und im Verlauf der PEP Tests auf Hepatitis B und C empfohlen, bei sexuellem Risiko auch auf Syphilis, Gonokokken und Chlamydien. Um Nebenwirkungen der PEP zu erfassen werden Nieren- und Leberwerte kontrolliert.

Fortbestehende Risiken

Personen, die zukünftig weiterhin HIV-Risiken haben werden sowie HIV-diskordante Paare, bei denen der_ die HIV-positive Partner_in nicht behandelt ist, sollten darüber aufgeklärt werden, dass ein Schutz des negativen Partners möglich ist durch:

  • Schutz durch Therapie (U=U bzw. N=N)
  • eine PrEP des HIV-negativen Partners
  • die konsequente Verwendung von Kondomen

Welche Medikamente werden eingesetzt?

Es wird über den Zeitraum von 28 Tagen eine in der ART übliche Dreifachkombination aus zwei NRTI und einem Integraseinhibitor eingesetzt:

Tenofovir (TDF) + Emtricitabin + Raltegravir

oder

Tenofovir (TDF) + Emtricitabin + Dolutegravir

Bei Schwangerschaft bzw. bei Frauen, die schwanger werden könnten, sollte die Kombination mit Raltegravir verwendet werden. Als Tenofovir wird TDF und nicht TAF eingesetzt. Alternativ zu dem Integraseinhibitor kann auch der Proteaseinhibitor Darunavir (geboostet) eingesetzt werden.

Die Nebenwirkungen entsprechen denen der jeweils gegebenen Medikamente z. B. Kopfschmerzen, Übelkeit. Eine PEP mit TDF, Emtricitabin und Istentress ist – verglichen mit anderen HIV-Therapien – sehr gut verträglich.

Kostenübernahme

Die Kostenübernahme war lange Jahre strittig. Durch eine Klarstellung des Gemeinsamen Bundesausschuss ist die außerberufliche PEP als Maßnahme der Sekundärprävention (Frühbehandlung) zu sehen und damit eine Leistung der Gesetzlichen Krankenkassen. Die Kosten der beruflichen PEP trägt die Unfallversicherung.

Wirksamkeit der PEP

Über die Wirksamkeit einer PEP gibt es keine zuverlässige Datenlage, bei frühzeitigem Einsatz ist sie hochwirksam. Die Wirksamkeit ist geringer bei spätem Therapiebeginn und schlechter Adhärenz.

Weitere Informationen

Ausführliche Informationen zur PEP werden in den Deutsch-Österreichischen Empfehlungen (Postexpositionelle HIV-Prophylaxe) formuliert. Diese werden federführend von der Deutschen AIDS-Gesellschaft unter Mitwirkung anderer Institutionen und Gesellschaften (RKI, DAH, DAGNÄ) verfasst und auf der Webseite der DAIG veröffentlicht: https://daignet.de