Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.

Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.  

Die Sexualität von trans* und non-binären Personen ist ebenso vielfältig und individuell wie die von cis Personen. Eine Identität sagt uns noch nichts darüber, wie eine Person Sexualität (er-)lebt. Oft wird angenommen, dass trans* und non-binäre Personen keine Sexualität leben oder mit ihrer Sexualität unzufrieden sind. Das ist keineswegs so. Zwar kann ein schwieriger Zugang zum eigenen Körper dafür sorgen, dass Menschen wenig oder keinen Sex haben. Das gilt jedoch unabhängig von der geschlechtlichen Identität. Viele trans* Personen leben eine erfüllte Sexualität, sind aktiv oder passiv, haben Sex und Beziehungen mit cis oder trans* Personen.

Beispiel

Ob und wie trans* Personen mit ihren Genitalien lustvollen Sex haben, ist ganz unterschiedlich. Manche trans* Frauen haben gern mit ihrem Penis penetrativen Sex oder lassen sich einen blasen, andere gar nicht. Manche trans* Männer bekommen beim Sex gern etwas in ihre Vagina eingeführt, andere fühlen sich damit sehr unwohl.

Begriffe für Genitalien

Trans* Personen verwenden verschiedene Begriffe für ihre Genitalien. Für die Beratung kann es hilfreich sein, nachzufragen, mit welchen Begriffen die ratsuchende Person sich wohlfühlt. Wichtig für die Beratung ist, dass wir ebenso wenig wie bei cis Personen wissen können, welche Körperteile involviert sind und welche möglichen Infektionswege somit vorhanden sind. Es kann daher wichtig sein, genauer nachzufragen, um Fragen zu Schutzmöglichkeiten oder der Übertragungswahrscheinlichkeit personenzentriert zu beantworten.

Sensibilität im Beratungssetting

Trans* und non-binäre Personen erfahren häufiger Ablehnung in sexuellen Settings als cis Personen. Das kann – muss aber nicht – dazu führen, dass es Menschen aus Angst vor Ablehnung schwerer fällt, eigene Wünsche und Grenzen zu kommunizieren. Damit kann eine höhere Risikobereitschaft in Bezug auf Sex und Beziehungen einhergehen. Auch im Beratungssetting kann es für Menschen schwierig sein, über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen.

Transitionswege

Trans* und non-binäre Personen unternehmen unterschiedliche Schritte, um ihre Identität, ihren Körper und dessen Wahrnehmung durch andere miteinander in Einklang zu bringen. Jede Person entscheidet dabei für sich, welche medizinischen oder rechtlichen Möglichkeiten sie wahrnehmen möchte. Manche Menschen glauben, es gäbe „den einen richtigen Weg“ der Transition, in Wirklichkeit gibt es so viele Wege wie trans* Menschen. Im Laufe ihrer Transition erfahren viele Menschen sehr viel Fremdbestimmung: Die meisten medizinischen und rechtlichen Schritte sind nur dann möglich, wenn bestimmte Vorgaben erfüllt werden (z. B. eine bestimmte Menge an Therapiestunden) und Therapeut* innen sowie Mediziner*innen die Maßnahmen für richtig halten. Trans* Personen machen also die Erfahrung, dass nicht sie selbst, sondern fremde Menschen darüber urteilen, welche Identität sie haben und welche Schritte sie unternehmen dürfen.

Selbstbezeichnungen respektieren

So viel Fremdbestimmung zu erfahren, kann es umso schwerer machen, die eigenen Wünsche auch in Bezug auf Sexualität und sexuelle Gesundheit zu kommunizieren oder überhaupt wahrzunehmen. Egal, welche Schritte eine Person geht – nichts davon macht sie mehr oder weniger trans*. Dabei erleben trans* und vor allem nicht-binäre Menschen oft, dass ihnen ihre Identität abgesprochen wird, wenn sie keine oder nicht alle verfügbaren medizinischen und rechtlichen Schritte gehen wollen. Für die Beratung ist es wichtig, dass allein die Selbstbezeichnung einer Person als trans* relevant ist – unabhängig davon, welche Schritte unternommen wurden oder werden.