Die Infomappe richtet sich an Berater*innen in Aidshilfen.

Ratsuchende, die Fragen rund um HIV, Geschlechtskrankheiten und sexuellem Wohlbefinden haben, können sich an unsere Onlineberatung unter www.aidshilfe-beratung.de wenden.  

Schutz durch Therapie verhindert beim Sex eine HIV-Infektion, wenn ein_e Partner_in HIV-positiv und der_die andere HIV-negativ ist.

Die Methode beruht darauf, dass der HIV-positive Mensch eine gut funktionierende HIV-Therapie einnimmt und dass in seinem Blut seit mindestens einem halben Jahr keine HI-Viren mehr nachweisbar sind. Dann befinden sich nämlich auch in Körperflüssigkeiten wie Sperma und Scheidenflüssigkeit kaum noch Viren. Eine HIV-Übertragung findet dann nicht mehr statt.

Auf ein Kondom kann man unter diesen Bedingungen verzichten und ist trotzdem vor HIV geschützt. Die Medikamente müssen allerdings regelmäßig eingenommen und der Erfolg der Therapie regelmäßig überprüft werden. Die Methode sollte man nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt / der behandelnden Ärztin anwenden.

Wie funktioniert Schutz durch Therapie?

Die HIV-Medikamente verhindern im Körper eines HIV-positiven Menschen die Vermehrung des Virus. Nach einiger Zeit ist bei einer gut wirksamen Therapie im Blut kein HIV mehr nachweisbar. Man spricht dann von einer „Viruslast unter der Nachweisgrenze“. Kurz darauf sind auch in Sperma, der Scheidenflüssigkeit, in anderen Körperflüssigkeiten und in den Schleimhäuten keine oder nur noch sehr wenige HI-Viren nachweisbar. Eine Übertragung von HIV beim Geschlechtsverkehr findet dann nicht mehr statt.

Wie sicher ist der Schutz durch die Medikamente?

Studien haben ergeben, dass eine gut wirksame HIV-Therapie mindestens genauso zuverlässig vor der Übertragung von HIV schützt wie Kondome. In den Studien wurden Hunderte HIV-positiv-negativ-gemischte Paare über Jahre begleitet – sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Paare. Sie hatten in dieser Zeit Zigtausende Sexualkontakte ohne Kondom. Dabei kam es zu keiner einzigen HIV-Übertragung. Wenn man Schutz durch Therapie praktiziert, ist also auch Sex ohne Kondom Safer Sex. Absolute Sicherheit gibt es nie, auch beim Kondomgebrauch nicht. Aber beide Methoden haben eine sehr hohe Schutzwirkung.

Wenn die Medikamente nicht regelmäßig eingenommen werden kann die Viruslast wieder ansteigen – und damit wieder die Möglichkeit der Übertragung entstehen. Die Einnahme muss aber nicht minutengenau erfolgen, sondern verträgt durchaus gewisse Abweichungen vom Zeitplan. Wenn einzelne Einnahmen verzögert erfolgen oder vergessen werden, gefährdet das nicht gleich den Therapieerfolg und es entsteht auch kein höheres Übertragungsrisiko. Vergisst man die Einnahme aber häufiger, kann die Viruslast wieder steigen.

Bei HIV-positiven Menschen unter einer gut wirksamen Therapie haben andere Geschlechtskrankheiten nach allen vorliegenden Studien keinen Einfluss auf das Übertragungsrisiko. Schutz vor HIV durch Therapie funktioniert auch dann.

Weitere Strategien zu Safer Sex

Besonders in einer festen Partnerschaft kann ein „Bilanztest“ sinnvoll sein: Beide Partner machen einen HIV-Test, nachdem sie sechs Wochen keine Risiken eingegangen sind. Sind dann beide HIV-negativ und haben keinen Sex mit anderen Partnern, können sie innerhalb der Partnerschaft auf Kondome oder PrEP verzichten.

Manche Paare erweitern diese Regel: Sie leben eine offene Beziehung und machen außerhalb der Beziehung nur Safer Sex, damit sie innerhalb der Beziehung auf Kondome oder PrEP verzichten können. Dafür sind sehr klare Absprachen nötig. Deswegen nennt man diese Strategie „Ausgehandelte Sicherheit“.

Bilanztest und „Ausgehandelte Sicherheit“ verlangen großes Vertrauen zum_ zur Partner_in: Hat er_sie tatsächlich keinen ungeschützten Sex mit anderen Partner_innen? Wenn es doch einmal passiert, muss er_sie darüber sprechen, um den_die feste Partner_in nicht zu gefährden.

„Bei Symptomen zum_zur Ärzt_in“: Diese Botschaft wird bei Symptomen, die auf eine HIV-Infektion oder sexuell übertragbare Infektion hinweisen, aus Scham oft nicht umgesetzt. Hier gilt es, in der Beratung die Bedeutung einer rechtzeitigen Diagnose und Therapie sowie der Benachrichtigung der letzten Sexpartner_innen zu klären, damit auch diese sich untersuchen und ggf. behandeln lassen können.

Hingewiesen werden sollte auch darauf, dass STIs häufig ohne Symptome verlaufen oder dass diese nicht bemerkt werden.

Wer häufig Sex mit unterschiedlichen Partner_innen hat, sollte sich regelmäßig auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen testen lassen.

(➞ Empfehlungen dazu im Kapitel 6 „STIs“, „Wer sollte sich auf welche Geschlechtskrankheiten wie oft testen lassen?“)

Was gibt es beim Oralverkehr zu beachten?

Beim Oralverkehr (Lutschen oder Lecken des Penis, der Scheide, des Afters) gibt es praktisch kein HIV-Risiko, denn die Mundschleimhaut ist sehr stabil. Selbst wenn Sperma oder Menstruationsblut in den Mund gelangt, ist das Übertragungsrisiko sehr gering – weltweit sind nur wenige Fälle beschrieben worden, in denen es dadurch zu einer Infektion kam.

Um das geringe Risiko noch weiter zu verringern, sollte man das Sperma schnell wieder ausspucken, bei „Deep Throat“ und Abspritzen im Rachen ist wahrscheinlich Schlucken besser, da die Verweildauer im Mund dann kürzer ist.