PrEP-Versorgung muss gesichert und ausgeweitet werden

Community-Beirat im Projekt PrEP-Surv veröffentlicht einen Forderungskatalog zur Verbesserung der PrEP-Versorgung

Seit die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) als Leistung der Gesetzlichen Krankenkasse (GKV) eingeführt wurde, wächst zwar die Zahl der Menschen, die sie anwenden. Doch das sind bislang fast ausschließlich Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Dies zeigte die im Zuge der GKV-Einführung erfolgte Evaluation wie auch das daran anschließende und vom Robert Koch-Institut durchgeführte Folgeprojekt „Surveillance der Versorgung mit der HIV-PrEP“ (PrEP-Surv). Dabei könnten noch weit mehr Personengruppen von dieser Form der HIV-Prophylaxe profitieren, beispielsweise Sexarbeiter*innen, Drogengebraucher*innen oder Menschen aus afrikanischen bzw. aus trans* und nicht-binären Communitys.

Um diese Personengruppen besser über diese Möglichkeit der HIV-Prävention zu informieren, Versorgungslücken zu ermitteln und den Zugang zur PrEP zu erleichtern, hat der Community-Beirat im Projekt PrEP-Surv Empfehlungen formuliert. So müssten ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen für Community-Organisationen bereitgestellt werden, um zielgruppenspezifisch über die PrEP informieren und sie als kosteneffiziente Option zum Schutz vor HIV verankern zu können. Darüber hinaus seien sowohl zielgruppenübergreifende als auch zielgruppenspezifische Informationskampagnen zur PrEP notwendig.

Entscheidend aber sei, so der Community-Beirat in seiner Stellungnahme, dass die Versorgung mit der PrEP langfristig gesichert und vor allem auch ausgeweitet wird. Dazu müssten unter anderem die Voraussetzungen geschaffen werden, dass noch mehr Ärzt*innen sich an der PrEP-Versorgung beteiligen. Bislang wird sie fast ausschließlich von HIV-Schwerpunktpraxen in größeren Städten übernommen. Mit einer niedrigeren Zulassungsvoraussetzung und durch Informationsveranstaltungen könnten aber auch Ärzt*innen aus anderen Fachgebieten wie der Gynäkologie oder der Allgemeinmedizin dafür gewonnen werden. Nicht zuletzt müssten auch Menschen ohne Krankenversicherung oder gültigen Aufenthaltstitel Zugang zu PrEP-Informationen und zur PrEP selbst erhalten.

Zur Umsetzung der Maßnahmen sei eine Beteiligung unterschiedlicher Akteur*innen innerhalb des öffentlichen Gesundheitsdienstes nötig, betont das Community-Board. „Die Entscheidungstragenden müssen die Dringlichkeit der Thematik anerkennen, um die selbst gesetzten Ziele bei der Prävention von HIV zu verwirklichen.“ Der Community-Beirat rät hier zu Einrichtung und Finanzierung eines nachhaltig arbeitenden „runden Tisches“ mit Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung und Gesundheitswesen sowie Vertreter*innen aus den Communitys, um gemeinsam die notwendigen Ziele zu erreichen.

Omer Ouedraogo, der als Vertreter der Deutsche Aidshilfe am Community-Board beteiligt war, hat die Zusammenarbeit als äußert produktiv erlebt. „Als Fachreferent für Migration ist es mir ein Herzensanliegen, dazu beizutragen, dass das lebensweltliche, kulturelle, sprachliche und fachliche Wissen der Zielgruppen, Communitys und Partnerorganisationen in die Planungen einfließen“, erklärt Omer Ouedraogo. „Denn nur so kann es gelingen, Präventionsmaßnahmen zielgruppenspezifisch zu gestalten, um gemeinsam die Versorgungslücken im Gesundheitssystem zu schließen und die HIV-PrEP für alle zu ermöglichen.“

(ascho)