Corona und HIV

Wichtige Infos zu Corona und HIV auf einer Seite: Sind Menschen mit HIV besonders durch COVID-19 gefährdet? Warum kann ein HIV-Test sinnvoll sein? Und: Warum werden HIV-Medikamente zur Behandlung des Coronavirus erprobt?

Viele weitere Aspekte und aktuelle Entwicklungen behandelt die Aidshilfe-Themenseite zu Corona.

Das Wichtigste zu Corona und HIV

  • Bisherige Beobachtungen und Daten zeigen, dass Menschen mit HIV im statistischen Schnitt (das schließt HIV-Positive mit und ohne HIV-Therapie und mit oder ohne zusätzliche Risikofaktoren ein) ein moderat erhöhtes Risiko haben, einen schwereren Verlauf von COVID-19 zu erleben oder daran zu versterben. Laut Einschätzung der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut (RKI) ist das Risiko eines tödlichen Verlaufs um den Faktor 1,5 erhöht.
  • Stärker erhöht ist das Risiko eines schweren Verlaufs für Menschen mit HIV, die keine HIV-Medikamente nehmen und ein stark geschwächtes Immunsystem haben, sowie bei HIV-Postitiven mit zusätzlichen Risikofaktoren (Diabetes mellitus, Nieren- oder Leberschädigungen).
  • Kaum erhöht hingegen ist das Risiko bei wirksamer HIV-Therapie und der Abwesenheit anderer Faktoren.
  • Für alle Menschen – mit oder ohne HIV – sind die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor Corona das Abstandhalten, das gründliche und regelmäßige Händewaschen mit Seife und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Das betrifft auch das Sexleben.
  • Es wurden und werden zahlreiche Medikamente zur Behandlung des Coronavirus erprobt. Darunter sind auch HIV-Medikamente. Erste Studienergebnisse sind allerdings ernüchternd.
  • Ergebnisse zur Schutzwirkung eines HIV-Wirkstoffs nach einem Kontakt mit dem SARS-CoV-2-Virus (Post-Expositions-Prophylaxe) stehen noch aus; falls es eine Schutzwirkung gibt, ist sie voraussichtlich schwach.

Infos zu Corona für Menschen mit HIV

Im folgenden Abschnitt finden sich Infos zum Coronavirus und COVID-19 für Menschen mit HIV.

Die Datenlage ist derzeit oft unklar und es gibt wenige wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse. Wir geben hier den jeweils aktuellen Stand wieder und aktualisieren diese Seite gegebenenfalls bei neuen Erkenntnissen.

Zählen Menschen mit HIV zu den Corona-Risikogruppen?

Bisherige Beobachtungen und Daten zeigen, dass Menschen mit HIV im statistischen Schnitt (das schließt HIV-Positive mit und ohne HIV-Therapie und mit oder ohne zusätzliche Risikofaktoren ein) ein moderat erhöhtes Risiko haben, einen schweren Verlauf von COVID-19 zu erleben oder daran zu versterben. Das Risiko eines tödlichen Verlaufs ist laut Einschätzung der Ständigen Impfkommission beim RKI um den Faktor 1,5 erhöht. Stärker erhöht ist das Risiko eines schweren Verlaufs für Menschen mit HIV, die keine HIV-Medikamente nehmen und ein stark geschwächtes Immunsystem haben, sowie bei HIV-Positiven mit zusätzlichen Risikofaktoren (Diabetes mellitus, Nieren- oder Leberschädigungen). Kaum erhöht hingegen ist das Risiko bei wirksamer HIV-Therapie und der Abwesenheit anderer Faktoren.

Infos für Menschen mit HIV ohne HIV-Therapie/mit stark geschwächtem Immunsystem

Auch ein durch eine nicht behandelte HIV-Infektion geschwächtes Immunsystem zählt zu Vorerkrankungen. Nach aktuellen Schätzungen leben in Deutschland mehr als 10.000 Menschen mit einer nicht diagnostizierten HIV-Infektion.

In dieser Situation könnte sich ein HIV-Test empfehlen, um gegebenenfalls mit einer antiretroviralen Behandlung (Einnehmen von HIV-Medikamenten) beginnen zu können. Im Sommer 2020 haben die meisten Beratungs- und Testangebote ihre Arbeit unter Beachtung der Corona-Hygienemaßnahmen wiederaufgenommen. Außerdem gibt es die Möglichkeit des HIV-Selbsttests, der in Apotheken oder online zu erhalten ist.

Alle Infos dazu finden sich unter aidshilfe.de/hiv-selbsttest. Bei allen Fragen vor und nach einem HIV-Selbsttest ist die bundesweite Telefon- und Onlineberatung der Aidshilfen erreichbar. Alle Infos gibt es hier.

Infos zum HIV-Selbsttest

Infos für Menschen mit HIV unter funktionierender HIV-Therapie

Die meisten Menschen mit HIV in Deutschland nehmen antiretrovirale Medikamente. Diese verhindern die Vermehrung von HIV im Körper und schützen so das Immunsystem.

Bisherige Beobachtungen und Daten zeigen, dass Menschen mit HIV unter wirksamer HIV-Therapie kein erhöhtes Risiko haben, einen schwereren Verlauf von COVID-19 zu erleben.Die Deutsche AIDS-Gesellschaft sowie die Europäische Klinische Aids-Gesellschaft und weitere Fachgesellschaften teilen diese Einschätzung, dass es nach derzeitigem Stand keine Daten für eine besondere Gefährdung für Menschen mit HIV mit normaler Helferzellzahl und erfolgreicher HIV-Therapie gibt.

Sie verweisen allerdings darauf, dass viele HIV-Patient_innen älter als 50 Jahre sind und bei vielen Patient_innen chronische Begleiterkrankungen oder Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Lungen-Erkrankungen vorliegen. 

Menschen mit HIV in infektionsrelevanten Kontexten

Menschen mit gut funktionierender HIV-Therapie, die in infektionsrelevanten Kontexten arbeiten, sollten prioritär geimpft werden.

Tipps für Menschen mit HIV im Alltag

  • Grundsätzlich sollten sich alle Menschen mit HIV vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Hier finden sich die Hygiene-Empfehlungen der BZgA.
  • Unser Tipp: Menschen mit HIV, die (z.B. dienstlich) unterwegs sein müssen, sollten eine Medikamentenreserve für mindestens zwei zusätzliche Wochen dabeihaben, falls es zu einer Quarantäne kommen sollte.
  • Menschen mit HIV ohne Krankenversicherung oder mit unklarem Krankenversicherungsstatus können sich an Clearingstellen und MediBüros sowie MediNetze wenden, um HIV-Medikamente zu bekommen.

Beratungs- und Testangebote

Die Arbeit der Beratungs- und Testangebote sowie Checkpoints findet unter Einhaltung der Corona-Hygienemaßnahmen statt. Wir bitten darum, sich bei den jeweiligen Einrichtungen zu erkundigen. Adressen von Beratungs-/Testangeboten und Checkpoints sowie Ansprechpartner_innen finden sich hier.

Die Telefon- und Online-Beratung der Aidshilfen sowie der Gay Health Chat sind nach wie vor erreichbar.

HIV-Medikamente zur Behandlung/Vorbeugung von Coronavirus-Infektionen

Die Frage, ob HIV-Medikamente auch gegen COVID-19 wirksam sein könnten, wurde wissenschaftlich untersucht. Im Mittelpunkt stand zunächst das HIV-Medikament Kaletra mit den Wirkstoffen Lopinavir und Ritonavir.

Hintergrund ist, dass das neue Coronavirus SARS-CoV-2 und andere Coronaviren zur Vermehrung ein Enzym brauchen, eine bestimmte Protease (TMPRSS2).

Bei HIV ist das ähnlich: HIV braucht zur Vermehrung das Enzym HIV-Protease, und Kaletra ist ein Medikament, dass diese HIV-Protease blockiert. Die Coronavirus-Protease ist aber nicht mit der HIV-Protease identisch.

Derzeit gibt es allerdings keine Belege dafür, dass HIV-Medikamente zur COVID-19-Behandlung geeignet wären oder dass Menschen, die HIV-Medikamente nehmen, vor COVID-19 geschützt wären.

Patient_innenerklärung/-verfügung zur Beatmung bei COVID-19

Bei schweren Verläufen von COVID-19 kann es zur Situation kommen, dass Patient_innen nach ärztlichem Ermessen beatmet werden müssen. Hierzu gibt es verschiedene Methoden.

Wer noch keine umfangreiche Patient_innenverfügung verfasst hat, könnte sich angesichts der Corona-Pandemie überlegen, eine solche aufzusetzen, auszudrucken und für den Fall einer Krankenhausbehandlung wegen COVID-19 dabeizuhaben.

Die Deutsche Aidshilfe stellt hier eine Vorlage für ein solches Dokument als Word-Datei zur Verfügung, die individuell abgeändert werden kann.

Wer für den Fall einer Verknappung der Intensivbetten mit Beatmungsgeräten, wie sie zeitweise aus schwer von der Pandemie getroffenen Regionen berichtet wurde, vorsorgen möchte, findet außerdem hier eine Patient_innenverfügung mit vorgeschalteter Erklärung, dass die HIV-Behandlung der unterzeichnenden Person erfolgreich ist und somit keine „schwere Immunschwäche“ vorliegt.

Viele weitere Infos zu Corona fasst unsere Themenseite zusammen.