HIV-Medikamente

HIV-Medikamente verhindern die Vermehrung des Virus im Körper. Sie setzen dabei an verschiedenen Stellen an. Dank der HIV-Medikamente hat man gute Chancen auf eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität. Bei regelmäßiger Einnahme schützen sie auch vor einer Übertragung beim Sex (siehe auch Schutz durch Therapie).

Welche Medikamente gibt es gegen HIV?

Einige Medikamente lassen gar nicht erst zu, dass das Virus in die Zelle eindringt. Andere verhindern, dass HIV sein Erbgut in die Zelle einbaut und dort das Kommando übernimmt. Wieder andere verhindern, dass HIV-infizierte Körperzellen neue Viren herstellen.

Bei einer HIV-Therapie werden immer verschiedene Medikamente gleichzeitig eingesetzt. Sie blockieren die HIV-Vermehrung im Körper „mit vereinten Kräften“. Deswegen spricht man auch von HIV-Kombinationstherapien.

Die verfügbaren Medikamente werden in verschiedene Klassen unterteilt:

Entry-Hemmer

Entry-Hemmer (übersetzt: Eintrittshemmer, auch Entry-Inhibitoren genannt) hindern HIV, sich an Körperzellen zu binden und in sie einzudringen. Davon gibt es vier Untergruppen:

  • CCR5-Korezptorblocker besetzen eine wichtige Anschlussstelle („Rezeptor“) auf der Zelloberfläche, die HIV benötigt, um sich mit der Zelle zu verbinden. So verhindern die Medikamente, dass HIV an die Zelle andockt.
  • CD4-Blocker besetzen einen weiteren Rezeptor, den HIV zum Andocken benötigt.
  • Fusionshemmer wirken wie ein Distanzstück und halten das Virus auf Abstand von der Zellhülle. So verhindern sie, dass das Virus mit der Körperzelle verschmilzt.
  • Attachment-Inhibitoren blockieren ein Viruseiweiß, das an CD4/CCR5 bindet und verhindern so das Andocken an die Wirtszelle.

Reverse-Transkriptase-Hemmer

Das Enzym Reverse Transkriptase ist ein Bestandteil von HIV. Das Virus benötigt es, um sein Erbgut der menschlichen Zelle anzupassen. Reverse-Transkriptase-Hemmer (auch: -Inhibitoren) verhindern diesen Vorgang.

Diese Medikamentenklasse unterteilt sich noch einmal:

  • Nukleotid- und Nukleosidanaloge Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs) werden als falsche, funktionsuntüchtige Bausteine in die Zelle eingeschleust und unterbrechen so den Prozess der Umschreibung.
  • Nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs) blockieren direkt das Enzym Reverse Transkriptase.

Integrase-Hemmer

Die Integrase ist ein viruseigenes Enzym. HIV benötigt es, um sein Erbmaterial in den Kern der menschlichen Zelle einzubauen. Integrase-Hemmer verhindern diesen Schritt der Virusvermehrung.

Protease-Hemmer

Mithilfe des Virus-Enzyms Protease werden in der HIV-infizierten Zelle neue Virusbausteine produziert und hinterher zusammengesetzt. Protease-Hemmer (auch: -inhibitoren) verhindern diesen Prozess.

Capsid-Hemmer

Das Erbmaterial von HIV kommt in einer Art Transportverpackung, dem „Capsid“. Durch Capsid-Hemmer wird der Aufbau dieses Capsids gestört und das Erbmaterial von HIV wird vorzeitig abgebaut, bevor es die Zelle „umprogrammieren“ kann.

Was bringt die Zukunft?

In Studien sind bereits weitere Medikamente verfügbar, unter anderem „breit neutralisierende Antikörper“, die zuerst von Menschen isoliert wurden, die HIV auch ohne Medikamente über Jahre hinweg in Schach halten können. Wir können also auch in Zukunft mit neuen Behandlungsstrategien und Medikamenten rechnen.