Genießerin und Kämpferin

Am 19. Juni ist unsere langjährige Vorstandsfrau Ursula Schöntag im Alter von 74 Jahren an den  Folgen einer langen Erkrankung gestorben.

Ursula hat die Entwicklung der Aidshilfe jahrzehntelang begleitet und mitgeprägt: mit ihrem großen Herzen und dem immensen medizinischen Fachwissen  war sie eine wichtige Anlaufstelle für HIV-Infizierte und Aidskranke und für Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Sie setzte sich von Beginn der Aids-Epidemie in ihren verschiedenen Funktionen engagiert gegen Diskriminierung und  Ausgrenzung ein.  Dies tat sie von 1988 an zunächst als Ärztin am Tübinger Gesundheitsamt in der Aidsberatung, später als  Vorstandsmitglied in der Aidshilfe Tübingen-Reutlingen e.V.  Noch bis kurz vor ihrem Tod nahm sie an den Vorstandstreffen teil, besuchte unseren montäglichen Mittagstisch, kam in unser Café Rote Schleif und unterhielt sich angeregt mit den anderen Gästen.

Ursula - das wissen alle, die sie kannten – ging im Leben nie den leichtesten Weg. Sie war eine Kämpferin. Auch ihr Berufsweg belegt, wir unerschrocken sie Hindernisse nahm.  Nach ihrer Ausbildung als Krankenschwester und der Arbeit in der Pflege, nach dem Studium der Pädagogik und der Arbeit als Lehrerin stürzte sie sichmit Leidenschaft ins Medizinstudium  – weil es ihr unbedingter Wille war. Ursulas Kindheit war von Armut geprägt, vielleicht war sie gerade deshalb in den späteren Jahren umso mehr eine ausgeprägte Genießerin, die sich am gutem Essen, schönem Urlaub in Frankreich, Musik und Kunst erfreute. Das gab ihr auch die Kraft, die dunklen Seiten des Lebens auszuhalten.

Ursula ist für viele Menschen eine wichtige Ratgeberin und Freundin geworden. Auch für uns von der Aidshilfe Tübingen-Reutlingen. Ihr Tod schmerzt uns sehr und wir vermissen sie schon jetzt sehr.