ACT UP Paris fordert schnellen Zugang zu neuem Hepatitis-C-Medikament

Das neue Medikament Sofosbuvir, das sich derzeit in der Endphase der Zulassung befindet, verspricht gute Heilungschancen für Hepatitis-C-Patienten. In Studien konnten bis zu 90 Prozent der Patienten geheilt werden.

Bei Patienten, die auf andere Hepatitis-C-Medikamente nicht mehr ansprachen, lag die Quote bei ebenfalls erstaunlichen 78 Prozent.

Die europäische Arzneimittelagentur EMA hatte bereits Anfang des Monats einem beschleunigten Zulassungsverfahren zugestimmt. Das vom Pharmakonzern Gilead entwickelte Präparat könnte möglicherweise schon zum Jahreswechsel auf den Markt kommen.

Für Patienten mit Leberzirrhose im Endstadium wäre das eventuell zu spät.  ACT UP Paris fordert daher von Gilead, diesen Hepatitis-C-Erkrankten den „early Access“ (auf Deutsch: frühen Zugang) zu ermöglichen.

In Frankreich ließe sich das durch eine dort mögliche „Temporary Authorization of Use“ (ATU) problemlos  realisieren. Diese sieht vor, potentiell lebensrettende Medikamente auch vor der offiziellen Markteinführung Patienten zugänglich zu machen. Gilead Frankreich lehnt dies allerdings ab. Die Begründung des Unternehmens: Es sei nicht fair, dass nur französische Patienten Sofosbuvir vorab erhielten.

Kritiker halten diese Erklärung für wenig glaubwürdig, sondern sehen vielmehr vermarktungsstrategische Gründe als ausschlaggebend. „Für Gilead ist  die monopolistische Logik wichtiger als therapeutische Anforderungen“, hält Laure Pora, Vorsitzende von ACT UP Paris, dem Unternehmen entgegen. Die Aids-Aktivistengruppe reagierte am Montag mit einer Aktion an der französischen Konzernzentrale. Sie beschmierten den Eingang mit blutroter Farbe und enthüllten ein Banner mit der Aufschrift „Shame on Gilead“.

Auf der Plattform change.org wurde eine Unterschriftenaktion gestartet, mit der Gilead zur vorzeitigen Freigabe des Medikaments aufgefordert wird. Die Deutsche AIDS-Hilfe unterstützt die Online-Petition von ACT UP Paris. "Für viele lebensbedrohlich erkrankte Hepatitis-C-Patienten könnte Sofosbuvir die einzige und letzte Chance auf Heilung sein“, sagt Dirk Schaeffer, DAH-Referent für Drogen und Strafvollzug. „Ihnen dieses Medikament zu verwehren, womöglich allein aus marktstrategischen Gründen, zeugt von wenig Respekt für die Menschenwürde.“

(sho)

Weiterführende Links:

Zur Online-Unterschriftenaktion auf change.org

Video der ACT UP Paris-Aktion

Die „Pharmazeutische Zeitung“ über Sofosbuvir