Demo der Positiven Begegnungen in Hamburg „Stigma - zurück an Absender!“

„Wir sind laut, wir sind bunt. ­ Wir sind Menschen mit HIV“ ist auf dem Plakat einer der Demonstrant_innen zu lesen und dieses Statement bringt den Protestzug auf den Punkt.

Rund 200 Teilnehmer_innen der Positiven Begegnungen Hamburg, Europas größter Konferenz zum Leben mit HIV, der Schirmherr Oke Göttlich sowie Mitstreiter_innen der Hamburger AIDS-Hilfe, haben am Samstag gegen die Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit HV und Aids demonstriert.

Das Motto „Stigma – Zurück an Absender“ wurde symbolisch in Form eines überdimensionalen Stempels vorangetragen.

Vom Stadtteil St. Georg ging der Demonstrationszug durch die Hamburger Einkaufsmeile Mönckebergstraße. „Möchtest du ständig ausgegrenzt werden?“ konnten die Passant_innen auf einem der Plakate lesen. Ein anderes forderte „Medikamente für alle“.

Auf der Abschlusskundgebung am Rathausmarkt erinnerte Bernd Aretz in seiner Rede an die vielen politischen und juristischen Missstände, die das Leben für Menschen mit HIV und Aids in Deutschland heute weiterhin erschweren: von der Kriminalisierung von HIV-Positiven, verweigerter Substitution, fehlender adäquater Hilfe- und Harm-Reduction-Angebote für Drogengebraucher_innen bis hin zu bisweilen menschenunwürdigen Bedingungen für Menschen in Haft.

Björn Beck, Sprecher der PositHIVen Gesichter, wies darauf hin, dass HIV-Positive oftmals noch dazu gezwungen sind, unsichtbar mit HIV zu leben. Denn nur, wenn sie ihre Infektion verschweigen, bekommen sie möglicherweise einen Behandlungstermin bei ihrem Zahnarzt oder müssen nicht Gefahr laufen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

„Solange wir uns nicht auf Augenhöhe von Mensch zu Mensch begegnen, solange wird es Diskriminierung geben – und so lange müssen wir dagegen kämpfen“, sagte Björn Beck.

„Ich bin ein Mensch, ich bin sichtbar, ich bin positiv.“ stellte sich Lillian Petry vor. Die aus Uganda stammende Mitstreiterin der Selbsthilfeorganisation "AfroLebenPlus" dankte dafür, dass sie in Deutschland Zuflucht und ein freies Leben gefunden hat. Sie erinnerte aber zugleich daran, dass viele Migrant_innen weiterhin von der Gesundheitsversorgung aufgeschlossen sind.

Michèle Meyer machte in ihrer Rede zuletzt noch einmal deutlich, wie längst überholte Vorstellungen von HIV als todbringende Infektion immer noch zu Stigmatisierung und damit zu Diskriminierung und Ausgrenzung führen.

"Wir weigern uns, weiterhin die Sündenböcke für eure Ängste und Vorurteile zu sein“, warf sie der nicht-positiven Mehrheitsgesellschaft entgegen: „Lebt eure Ängste selbst. Stigma – Zurück an Absender!“

(ascho)