Diskriminierung von Menschen mit HIV beenden!

Anlässlich des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember fordert die Deutsche AIDS-Hilfe e. V. (DAH) mehr Solidarität mit Menschen mit HIV und mehr Einsatz gegen Diskriminierung.

„Diskriminierung von Menschen mit HIV macht krank und kann sogar tödlich sein“, sagt DAH-Vorstandsmitglied Carsten Schatz. „Mobbing am Arbeitsplatz, Kündigungen, Abweisung in Arztpraxen oder Termine nur am Schluss der Sprechzeit, all das ist auch heute für viele Menschen mit HIV Realität“, so Schatz. „Diese Diskriminierung erhöht für andere die Hürde, sich überhaupt auf HIV testen zu lassen, weil sie Angst vor negativen Konsequenzen haben.“

Die Folge: Von den etwa 78.000 Menschen mit HIV, die Ende 2012 in Deutschland lebten, wissen nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) 14.000 nicht von ihrer Infektion. Über 30 Prozent davon sind nach Angaben des RKI zwischen 25 und 34 Jahren alt, etwa ein Viertel von ihnen hat sich erst im Lauf des Jahres 2012 angesteckt. Wenn HIV-Infektionen aber nicht festgestellt werden, schädigen die Viren oft unbemerkt die Organe und das Immunsystem, bis Symptome auftreten. Menschen mit spät diagnostizierten HIV-Infektionen und Aids-Erkrankungen machen inzwischen einen Großteil der Patienten auf den Aids-Spezialstationen aus, und ein großer Teil aller Todesfälle aufgrund von HIV und Aids hat die Ursache in zu spät gestellten Diagnosen.

„Das zeigt: Wir brauchen mehr niedrigschwellige Präventions-, Beratungs- und Testangebote“, so Carsten Schatz. Dies müsse die künftige Bundesregierung auch in dem von ihr geplanten Präventionsgesetz verankern. „Ohne den Abbau der Diskriminierung von Menschen mit HIV aber bleibt auch die beste Infrastruktur nutzlos“, so der DAH-Vorstand weiter. Ein wichtiger Schritt sei hier, die Anti-Diskriminierungsrichtlinie der EU vollständig in deutsches Recht umzusetzen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz um den Schutz vor Diskriminierung aufgrund von HIV oder einer anderen chronischen Krankheit zu erweitern.

„Die Deutsche AIDS-Hilfe fordert die Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesundheitssystem auf, auch für die Anti-Diskriminierungsarbeit die nötigen Mittel und Ressourcen bereitzustellen“, so Schatz. „Prävention ist nicht umsonst. Sie wirkt, aber sie kostet auch – nicht nur am Welt-Aids-Tag, sondern an jedem Tag im Jahr.“

 

Weitere Informationen:

Die Ziele der DAH bis 2020

www.drogenundmenschenrechte.de: Online-Unterschriftensammlung der Deutschen AIDS-Hilfe für die (Wieder-) Einführung der Spritzenvergabe im Justiz- und Maßregelvollzug zum Schutz vor HIV und Hepatitis aus Anlass des Tags der Menschenrechte am 10. Dezember.

Am 19.12. findet vor dem Bundesarbeitsgericht in Erfurt die mündliche Verhandlung im Fall Sebastian F. statt (6 AZR 190/12), der von der Deutschen AIDS-Hilfe unterstützt wird. Der Chemisch-Technische Assistent, dem in der Probe- und Wartezeit aufgrund seiner HIV-Infektion gekündigt worden war, will seine HIV-Infektion als Behinderung und die ihm gegenüber ausgesprochene Kündigung als Benachteiligung wegen dieser Behinderung gewertet sehen.