Gehäuft Fälle von Hepatitis A bei schwulen Männern aufgetreten
In den letzten Monaten kam es vermehrt zu Hepatitis-A-Erkrankungen bei Männern, die Sex mit Männern (MSM) haben. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Epidemiologischen Bulletin berichtet, werde eine Häufung der Fälle insbesondere in Berlin beobachtet.
Seit Mitte November 2016 übermittelte das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) demnach 19 Hepatitis-A-Erkrankungen, davon sind 18 bei Männern aufgetreten, 14 von ihnen gaben an, zur Gruppe der MSM zu gehören. Zum Vergleich: In den fünf Vorjahren wurden laut RKI in Berlin im gleichen Zeitraum im Mittel 12 Hepatitis-A-Erkrankungen bei ausgeglichenem Geschlechterverhältnis gemeldet.
Die Zahl der Erkrankungen scheint insgesamt zwar nicht besonders hoch zu sein, möglich ist aber, dass es noch wesentlich mehr nicht diagnostizierte beziehungsweise nicht gemeldete Fälle von Hepatitis A gibt. Auch in anderen Ländern Europas seien in der zweiten Hälfte des letzten Jahres gehäuft Hepatitis-A-Erkrankungen bei MSM beobachtet worden, berichtete das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) im Dezember 2016. Betroffen seien demnach neben Deutschland auch Großbritannien, Spanien und Italien.
Das Hepatitis-A-Virus ist die häufigste Ursache für virusbedingte Leberentzündungen. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht bei Sexualpraktiken, die die Wahrscheinlichkeit der oralen Aufnahme von Fäkalspuren erhöhen – zum Beispiel bei oral-analen Praktiken, aber auch über den Weg der Hände zum Mund –; Kondome bieten daher in Bezug auf Hepatitis A kaum Schutz. In wärmeren Ländern, wo die hygienischen Bedingungen nicht so gut sind wie in Deutschland, wird die Hepatitis A vor allem über verunreinigtes Wasser oder kontaminierte Lebensmittel übertragen.
Eine Impfung schützt zuverlässig vor einer Hepatitis-A-Infektion. Das RKI und das LAGeSo weisen darauf hin, dass für „Personen mit einem Sexualverhalten mit hoher Infektionsgefährdung“ eine entsprechende Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) besteht. Die Kosten der Impfung, auch die der Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B, werden somit von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Eine Impfung kann auch bis zu 14 Tage nach einem Risikokontakt noch vor einer Erkrankung schützen. Die Inkubationszeit beträgt meist 25 bis 35 Tage.
Symptome einer Hepatitis-A-Infektion sind oft grippeähnliche Beschwerden zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung (zum Beispiel Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Kopf-, Muskel-, Gelenkschmerzen). Typisch sind auch ein Druckgefühl unter dem rechten Rippenbogen sowie eine Abneigung gegen fettiges Essen und Alkohol. Im weiteren Verlauf färbt sich in vielen Fällen der Urin dunkel, der Kot hell. Auch eine Gelbfärbung von Haut und Augen sowie Juckreiz kommen häufig vor. Nach einigen Wochen heilt die Infektion von alleine aus, sie kann allerdings einen schweren Verlauf nehmen und eine stationäre Behandlung in einem Krankenhaus erforderlich machen.
(ascho/Christina Laußmann)
Quellen/weitere Informationen:
Epidemiologisches Bulletin des RKI vom 12. Januar 2017
Bericht des ECDC vom 20. Dezember 2016