Weitere HIV-Impfstoff-Studie gescheitert

Die Phase-III-Studie Mosaico wurde vorzeitig abgebrochen. Der experimentelle HIV-Impfstoff sei zwar sicher, aber unwirksam.

Es ist ein herber Rückschlag bei der Entwicklung eines HIV-Impfstoffs. Das National Institute of Allergy and Infectious Diseases in den USA teilte am Mittwoch mit, dass die klinische Phase-3-Studie eines von den Pharmaunternehmen Johnson & Johnson und Janssen gemeinsam entwickelten Impfstoffs abgebrochen wurde. 

Bei seiner planmäßigen Überprüfung der Studiendaten habe das Data and Safety Monitoring Board (DSMB) festgestellt, dass es keine Sicherheitsprobleme mit dem experimentellen Impfstoffschema gab. Allerdings sei die Zahl der HIV-Infektionen in der Impfstoff- und der Placebo-Gruppe der Studie gleich hoch: Das Vakzin erwies sich also als unwirksam.

Die Mosaico-Studie

Der Impfstoffkandidat basiert auf sogenannten Mosaik-Immunogenen, also Impfstoffkomponenten, die Elemente mehrerer HIV-Subtypen enthalten. Ziel war es, eine Immunreaktion gegen eine Vielzahl globaler HIV-Stämme hervorzurufen. Basis des Vakzins war ein gewöhnliches Erkältungsvirus, mit dem die Mosaik-Immunogene übertragen werden sollte.

Die als Mosaico bekannte Studie war das Ergebnis einer öffentlich-privaten Partnerschaft, an der die beiden Pharmaunternehmen und die US-Regierung beteiligt waren. Sie wurde ab 2019 in acht Ländern Europas und Amerikas, darunter auch in den USA, durchgeführt. Teilnehmende waren rund 3.900 cis Männer und trans* Personen, die Sex mit cis Männern und/oder trans* Personen haben. Alle Teilnehmenden waren in der Altersgruppe 18 bis 60 Jahre und wiesen ein erhebliches HIV-Risiko auf.

Während der klinischen Studie wurden allen Teilnehmenden umfassende Maßnahmen zur HIV-Prävention angeboten, einschließlich der Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Das Studienpersonal sorgte dafür, dass Teilnehmende, die sich während der Studie mit HIV infizierten, umgehend zur medizinischen Versorgung und Behandlung überwiesen wurden.

Neue Hoffnung mRNA-Impfstoff

Die Forschungsabteilung von Janssen wolle die gewonnenen Daten nun auswerten und für künftige Bemühungen um die Entwicklung eines sicheren und wirksamen Impfstoffs einsetzen, so Dr. Penny Heaton, Sprecherin des Unternehmens.

„Es ist natürlich enttäuschend“, kommentierte der US-Virologe Dr. Anthony Fauci das Scheitern des Impfstoffs. Als langjähriger Leiter des National Institute of Allergy and Infectious Diseases war er ein wichtiger Partner der Studie. Fauci betonte allerdings, dass es in der HIV-Impfstoff-Forschungspipeline noch viele andere Ansätze gebe, die er für vielversprechend hält.

Mitchell Warren, Geschäftsführer der AIDS Vaccine Advocacy Coalition (AVAC), sieht durch diesen Rückschlag hingegen den gesamten Forschungsbereich gefährdet.

Mindestens fünf experimentelle HIV-Impfstoffe, die in neun Studien getestet wurden, hätten in der Phase 3 der Entwicklung keine Wirksamkeit gezeigt. Derzeit gebe es keinen weiteren vielversprechenden Impfstoffkandidaten gegen HIV. Warren fürchtet, dass es schwieriger werde, für die Entwicklung erneut große Investitionen mobilisieren zu können.

Stephaun Wallace vom HIV Vaccine Trials Network hingegen setzt große Hoffnungen auf die Forschungen zu einem auf Boten-RNA basierenden HIV-Impfstoff. Dieses Verfahren wurde von Pfizer und seinem Partner BioNTech sowie von Moderna für die Entwicklung ihrer Covid-19-Impfstoffe erfolgreich eingesetzt. Die Erforschung der mRNA-Plattform als mögliche Grundlage für einen HIV-Impfstoff befindet sich jedoch noch einer frühen Phase.

(ascho)

 

Weiterführende Beiträge:
Tim Murphy: „Wenn diese mRNA-Impfstoffe so toll sind, warum gibt’s dann noch keinen für HIV?“ (magazin.hiv, 14. September 2021)

Siegfried Schwarze: „Eine Impfung gegen HIV muss das Ziel bleiben!“ (magazin.hiv, 2. Februar 2022)